Spekulative Zukünfte Tatjana Vall bei Park
10. März 2025 • Text von Quirin Brunnmeier
Wie kann das unendliche Universum erforscht oder gar verstanden werden? In ihrer multimedialen Ausstellung “Warm Silver Skies” bewegt sich Tatjana Vall an den Schnittstellen von Wissenschaft, Science-Fiction, spekulativer Technikgeschichte und Kunst. Sie verbindet dabei Video, Skulptur und digitale Wandarbeiten.

Die wissenschaftliche Forschung kann viele Perspektiven einnehmen, ihr Blick kann nach Außen gerichtet sein, oder sich reflexiv auf den Menschen und seine Konditionen fixieren. Die Raumfahrt nimmt dabei eine spezielle Rolle ein. Ihr Blick ist auf die unendlichen Weiten des Weltalls und die Unzahl der Sterne gerichtet, zugleich beobachten Satelliten die Erde und liefern Daten für die Meteorologie oder die Landwirtschaft. Diesem Zwiespalt widmet sich die Arbeit “Small Steps” von Tatjana Vall, die sie aktuell in ihrer Einzelausstellung “Warm Silver Skies” bei Park in der Galerie Britta Rettberg präsentiert. Auf acht zusammen montierten Screens wird die Liveübertragung der Perspektive des Satelliten Landsat 9 auf die Erde gezeigt.

Der Screen selbst wirkt skulptural und hat eine wuchtige Präsenz im Ausstellungsraum. Die Wand aus Monitoren vermittelt einen eindrucksvollen, technischen Blick aus dem All auf den Planeten, den wir Heimat nennen. Natur und Daten, Menschen und Technologie stehen im Zentrum von Tatjana Valls künstlerischer Praxis. Sie kombiniert dabei Aspekte der Naturwissenschaften, der Psychologie und Kunstgeschichte und schafft Arbeiten, die von multimedialen Installationen zu mechanischen Skulptur-Systemen reichen. In der aktuellen Ausstellung zeigt sie Video, Skulptur und Wandarbeiten, die sich mit der Unendlichkeit des Universums und dessen Erforschung auseinandersetzen. Sie hinterfragt dabei mediale Konstruktionen des Alls und reflektiert unsere Faszination für technologische Zukunftsvisionen.

Wie ein retro-futuristisches Experiment wirkt die Arbeit Giant Leap, die ein Aufbau aus Aluminium, Glas und einem technischen System ist. Teil der elektrischen Skulptur ist eine Spielzeug-Teslaspule, die den Mechanismus kabelloser Stromübertragung vorführt, indem Hochspannung drei Glühbirnen leuchten lässt. Gedacht war dieser Mechanismus, der vom Futuristen und Erfinder Nikola Tesla entwickelt wurde, als Experiment zur drahtlosen Kommunikation, einem Prinzip, das in heutigen Satelliten- und Funktechnologien weiterlebt. Neben den Skulpturen zeigt Vall fünf Wandarbeiten, Drucke auf Aluminium, die auf digitalen Mischtechniken basieren. Die rätselhaften Motive zeigen hypothetische Gerätschaften und bieten einen Blick auf spekulative Technologien.

Tatjana Vall verbindet in ihrer Ausstellung Zukunftsvisionen mit konkreter Wissenschaft, hinterfragt die Authentizität von Abbildungen und kombiniert Science-Fiction mit Technik-Geschichte. Die Ausstellung im Projektraum Park innerhalb der Galerie Britta Rettberg bildet ein dichtes Netzwerk aus Arbeiten, die sich materiell wie inhaltlich aufeinander beziehen. Digitale Techniken treffen auf eine kühle Ästhetik, rätselhafte Motive treffen auf aktuelle Daten, immer im Spannungsfeld von Wissenschaft und Kunst.
WANN: Die Ausstellung “Warm Silver Skies” ist noch bis 29. März zu sehen.
WO: Park, Britta Rettberg, Gabelsbergerstraße 51, 80333 München.