Sitting in a tin can Die ERES Stiftung nimmt uns mit zum Mond
9. Oktober 2019 • Text von Quirin Brunnmeier
„Far above the Moon, Planet Earth is blue“ sang David Bowie in seinem 1969 erschienenem Song “Space Oddity” und traf damit den Ton einer optimistischen Zeit. Anlässlich der ersten Mondlandung vor genau 50 Jahren startet die ERES-Stiftung mit „ZERO GRAVITY“ ihre eigene Raumfahrt-Mission.
Im Mai 1961 hielt der damalige Präsident der USA John F. Kennedy eine Rede, in der er versprach, dass noch innerhalb des Jahrzehnts ein Mensch auf den Mond geschickt würde. Und tatsächlich betritt der Astronaut Neil Armstrong im Juli 1969 fristgerecht die Oberfläche des Erdtrabanten. Dieser Sieg der Wissenschaft entfachte eine weltweite Euphorie. Zukunftsoptimismus und der Glaube an den Fortschritt läuteten das „Space-Age“ ein, das die Gesellschaft nachhaltig verändern sollte.
Die ERES Stiftung widmet sich nun unter dem Titel „ZERO GRAVITY“ in einer großen Ausstellung der Ästhetik und dem Optimismus der damaligen Zeit. Speziell für die Ausstellung hat der Medienkünstler Peter Kogler eine Rauminstallation entworfen: Spiegelnde Flächen und ein Netz aus Linien und Gitterformen prägen die Wände und den Boden der Ausstellungsräume, die durch diesen Eingriff gleichsam aufgelöst und als Ganzes gebunden werden. Innerhalb dieser Räume werden Exponate unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen gleichwertig nebeneinander gezeigt. Skulpturen und Bilder werden neben architektonischen Modellen, zeitgeschichtlichen Videos und wissenschaftlichen Artefakten präsentiert. Auch der Einfluss der Epoche der Raumfahrt-Euphorie auf die Pop-Kultur wird thematisiert.
Die Ausstellung verbindet Arbeiten von Andy Warhol, Robert Rauschenberg oder Sol LeWitt mit aktuellen Werken von Gregor Hildebrandt, Sonia Leimer oder Hans Schabus. Anhand von mehr als 30 Positionen illustriert die Ausstellung gekonnt eine gesellschaftliche Dynamik, in der sich realer Fortschritt mit Utopien und Wunschvorstellungen mischen. Der bedingungslose Glaube an die Zukunft und den Fortschritt wirkt aus der zeitlichen Distanz jedoch durchaus melancholisch. Von den in der damaligen Zeit erwarteten Entwicklungen sind nur die wenigsten eingetreten, statt fliegender Autos und Missionen zum Jupiter haben wir Smartphones und soziale Medien. Subtil wird in der Ausstellung ZERO GRAVITY auch auf die problematischen Wurzeln der amerikanischen Raumfahrt hingewiesen: Neben einem NASA-Werbefilm in dem Wernher von Braun von der Zukunft träumt, hängt stumm ein Fragment einer V2-Rakete, als Zeuge seiner unrühmlichen Vergangenheit.
Das Ausstellungs-Projekt „ZERO GRAVITY“ verbindet auf eindrückliche Weise unterschiedliche künstlerische und wissenschaftliche Exponate und schafft so eine in sich stimmige Ausstellung, die von einer Zeit zeugt, in der Optimismus, Aufbruchsstimmung und Tatkraft bestimmend waren. Vielleicht etwas, das uns in der heutigen Zeit etwas abhanden gekommen ist.
Nur auf den ersten Blick erscheint die Raumfahrt als reine Männerdomäne. Schon 1963 flog Valentina Tereshkova als erste Frau um die Erde. Seitdem sind Frauen an zahlreichen Weltraummissionen aktiv beteiligt. Zum Beispiel auch Heidemarie Stefanyshyn-Piper, US-amerikanische NASA-Astronautin mit deutschen Wurzeln. Im Rahmen des wissenschaftlichen Begleitprogramms zur Ausstellung „ZERO GRAVITY“ gibt sie am 18. Oktober einen persönlichen Einblick in ihr Leben als NASA-Astronautin und berichtet über ihre Außenbordeinsätze im Weltall. Planet Earth is blue / And there’s nothing I can do.
WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum Samstag, den 30. November zu sehen.
WO: ERES-Stiftung, Römerstraße 15, 80801 München.