Saisonstart: Wohin in Wien?
Mit Galerien, Kunstmessen und Space in den Herbst

12. September 2024 • Text von

Wien startet mit unterschiedlichen Formaten in der ganzen Stadt imposant in den Herbst. Wir empfehlen euch eine Auswahl kuratierter Galerieausstellungen, eine etablierte Messe, eine Messe mit Festivalcharakter und eine Einzelausstellung in der Kunsthalle.

Gianna Surangkanjanajai, Untitled, 2021, und Untitled, 2023, Courtesy of the artist and Bonner Kunstverein.

Auch diesen Herbst bringt Curated by, Österreichs größtes Galerienfestival, insgesamt 24 etablierte und junge Galerien zusammen. Ab Freitag, den 13. September werden von internationalen Kurator*innen konzipierte Ausstellungen gezeigt. Unter dem übergreifenden Thema “Untold Narratives” stehen die gesellschaftliche Praxis des Storytellings und die Manifestierung von Erinnerungen in Archiven im Fokus. Wir präsentieren unsere drei favorisierten Ausstellungen.

Croy Nielsen curated by Luca Lo Pinto and Chiara Siravo

Wie ein Archiv der synkretistischen, opaken und verästelten Gegenwart wirkt die neue Ausstellung in der Galerie Croy Nielsen. Unter dem Titel “Otherwhen” haben Luca Lo Pinto und Chiara Siravo eine Show kuratiert, die Ort und Zeit zu transzedieren scheint. Die Gruppenausstellung verbindet unterschiedliche Generationen, Geografien und Medien und fungiert als kollaborative und kollabierte Zeitkapsel. Gezeigt werden transdisziplinäre Arbeiten von Gianna Surangkanjanajai, Giuseppe Desiato und der unabhängigen Modemarke Cormio.

WANN: Die Ausstellung “Otherwhen” eröffnet am Freitag, den 13. September, von 12 bis 19 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Croy Nielsen, Parkring 4, 1010 Wien.

Mohamed Bourouissa, Island, 2015, (c) ADAGP Mohamed Bourouissa Courtesy of the artist and Mennour, Paris.

Krinzinger Schottenfeld curated by Mohamed Bourouissa

Um den Ablauf der Zeit und die Möglichkeiten der Sprache geht es bei “The Language of Chimeras”. Für die Ausstellung in der Galerie Krinzinger Schottenfeld schlägt Kurator und Künstler Mohamed Bourouissa einen unerwarteten Ansatz zum Teilen von Geschichten vor und stellt die Frage: Ist es möglich, die Unendlichkeit in einer Skizze zu erfassen? Die Gegenüberstellung der Künstler*innen Wifredo Lam, Mohamed Bourouissa, Leonora Carrington und Neïla Czemak Ichti ermöglicht neue Verbindungen. Rituale treffen auf Kindheitserinnerungen und Poesie auf das kollektive Gedächtnis eines Films.

WANN: Die Ausstellung “The Language of Chimeras” eröffnet am Freitag, den 13. September, von 12 bis 19 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Krinzinger Schottenfeld, Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien.

Agnes Scherer, Ein Seltsames Spiel, 2023, exhibition view, Kunst Halle Sankt Gallen. Photo: E. Sommer.

Meyer Kainer curated by Eva Birkenstock

Um die Arbeit mit dem eigenen Archiv geht es bei Agnes Scherer in der Galerie Meyer Kainer. Die in Salzburg lebende Künstlerin vereint in Ausstellungen und Bühnenstücken Skulptur, Malerei, Zeichnung, Musik und Performance zu vielschichtigen Objekttheatern. Für das aktuelle, von Eva Birkenstock kuratierte Projekt greift sie auf das Archiv ihrer eigenen künstlerischen Praxis zurück, um eine ursprünglich im Jahr 2019 entstandene Arbeit zu Marie Antoinette zu erweitern und neu zu kontextualisieren. Scherer inszeniert Marie Antoinette in der Guillotine sowie gleichzeitig im Kontext ihrer Sehnsucht nach einem pastoralen Leben und schafft so ein doppelbödiges Portrait dieser Figur und ihres historischen Kontexts.

WANN: Die Ausstellung “The Language of Chimeras” eröffnet am Freitag, den 13. September, von 12 bis 19 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Meyer*Kainer, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien.

Aleksandra Domanović, Becoming Another, Ausstellungsansicht, Audemars Piguet Contemporary, Berlin, 2021, Courtesy die Künstlerin und Audemars Piguet, Foto: Matthias Lindner.

Kunsthalle Wien: Alexandra Domanović

Ein kritischer und dennoch verspielter Umgang mit der Informationskultur im Post-Internet-Zeitalter kennzeichnet die künstlerische Herangehensweise von Aleksandra Domanović. Die in Serbien geborene und in Berlin lebende Künstlerin widmet sich in ihren transdisziplinären Arbeiten den Überschneidungen von Technologie, Geschichte und Kultur. Die Ausstellung in der Kunsthalle Wien vereint Skulpturen, Videos, Drucke, Fotografie und digitale Medien aus den letzten achtzehn Jahren und ist mit über vierzig Werken, darunter neuen Auftragsarbeiten, die erste Einzelausstellung von Domanović in Österreich und die bislang größte Präsentation ihrer Werke.

WANN: Die Ausstellung ist bis zum 26. Januar 2025 zu sehen.
WO: Kunsthalle Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien.

Eliza Ballesteros: THE WAY YOU WEAR YOUR SKIN (APCC), courtesy Eliza Ballesteros und VG Bild-Kunst Bonn 2024, Credit: Victor Beger.

Vienna Contemporary

Schon seit zehn Jahren gilt die Vienna Contemporary als die renommierte Kunstmesse der Stadt. In diesem Jahr hat Francesca Gavin die künstlerische Leitung übernommen und drei kuratierte Sektionen eingeführt. Bei Statements widmen sich fünfzehn internationale Künstlerinnen dem Thema Klima und möglichen Zukünften der Nachhaltigkeit. Auf die Perfomance “The Beckoning” von Sophie Jung in diesem Kontext freuen wir uns speziell. In der “Zone 1” werden junge und aufstrebende Talente, die eine enge Verbindung zu Österreich pflegen, vorstellt. Hier ist Eliza Ballesteros, die sich selbst als skulpturale Konzeptkünstlerin beschreibt unsere Favoritin. Der Bereich “Context” fokussiert sich auf weniger bekannte Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Hier werden vornehmlich weibliche Positionen gewürdigt, die auf der internationalen Bühne übersehen wurden. Die Sektion stellt die Frage, wessen Geschichten heute erzählt werden und von wem.

WANN: Die Kunstmesse findet von Donnerstag, den 12. September, bis Sonntag, den 15. September, statt.
WO: Vienna Contemporary, Messe Wien, Halle D, Trabrennstraße 7, 1020 Wien.

Gert Resinger: SUNNY SIDE UP (COUPLE GOALS), Photo: Parallel Vienna.

Parallel Vienna

Zeitgleich und eben parallel zur Vienna Contemporary findet die Parallel Vienna statt. Dort werden junge und aufstrebende sowie etablierte künstlerische Praktiken und Kunstinitiativen aller Art präsentiert. Wie im Vorjahr wird die Veranstaltung in drei leer stehenden Pavillons im Otto-Wagner-Areal im Westen Wiens zwischen Jugendstilbauten und der umgebenden Natur ausgerichtet. Die Messe, die ursprünglich als Alternative zur Viennacontemporary gegründet wurde, ist eine Mischung aus Kunstmesse, Festival und Ausstellungsplattform. Zu den Highlights zählen sicher die Performance der young boy dancing group und das von Lydia Haider kuratierte Projekt “Parallel Religion”. Zudem freuen wir uns auf die Arbeiten von Sophia Süßmilch bei Martinetz und die neue Sektion “Coop Statements”, in der kooperierende Künstler*innen gemeinsam Räume bespielen und kuratieren.

WANN: Die Messe Parallel Vienna findet von Donnerstag, den 12. September, bis Sonntag, den 15. September, statt.
WO: Otto Wagner Areal, Baumgartnerhöhe 1, 1140 Wien, AT.

Natürlich gibt es in Wien auch außerhalb der etablierten Programme einiges zu entdecken. Im Kevin Space ist die Ausstellung “Peso” von Wisrah C. V. da R. Celestino, einem der diesjährigen Ars Viva-Preisträger*innen zusehen, in der Shore Gallery kann man ab Donnerstag, den 12. September, die Ausstellung “Great Wizards of the Twentieth Century, or Notable Magical Names of Our Time” von Luca Ilic besuchen. Im Can in der Schnirchgasse eröffnet am selben Abend die Ausstellung “Brain Nourishment” von Alex Mackin Dolan.

WANN: Die Ausstellung ist bis zum 2. November 2024 zu sehen.
WO: Kunstverein Kevin Space, Volkertplatz 14/3-4, 1020 Wien.

WANN: Die Ausstellung ist bis zum 8. November 2024 zu sehen.
WO: Shore Gallery, Walfischgasse 15, 1010 Wien.

WANN: Die Ausstellung “Brain Nourishment” eröffnet am Donnerstag, den 12. September, von 6 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 19. Oktober.
WO: Can, Schnirchgasse 14, Top 14, 1030 Wien.

Danke an Curated by für die Übernahme der Reisekosten.

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