RendezVous in Brüssel gefällig? Die besten Ausstellungen zur Brussels Art Week
28. August 2025 • Text von Anna Meinecke
Hinter RendezVous verbirgt sich die Brüssler Kunstwoche: Brussels Art Week. Ihr Programm ist so reizvoll wie ihr Name. Wir empfehlen den Salon de RendezVous, Damien & the Love Guru im Wiels, PG & M, Spasss, “Publiek Park”, Winona, Conradi, Cloud Seven, Stems, Martins & Montero und Eric Mouchet.

Salon de RendezVous: Zoe Williams
Der Salon de RendezVous dient während der Brüssler Kunstwoche als zentraler Treffpunkt. Im Zentrum der Stadt hat Zoe Williams ein performatives Setting geschaffen: eine Bar irgendwo zwischen traditioneller und gegenwärtiger belgischer Barkultur. Hier gibt es Cocktails, Talks, Performances und Listening Sessions.
WANN: Der Salon de RendezVous ist während RendezVous – Brussels Art Week geöffnet. Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen findet ihr online.
WO: Salon de RendezVous, Rue de la Régence 67, 1000 Brüssel.

Pepper’s Ghost & Mennowski: Francisco Correia
“Anxiety has many faces”, ist auf einem T-Shirt zu lesen, das Harry Styles kürzlich bei einem Spaziergang in London ausführte. Und weiter: “But there’s only one Xanax.” Da kann man kurz schmunzeln, doch was zunächst ganz lustig scheint, ist ein Beispiel für aggressive Marketingkampagnen großer Pharmaunternehmen um die Jahrtausendwende. Francisco Correia hat unter den Merchandise-Artikeln von damals einen Trend ausgemacht: Glücksspiel-Bezug. Den neckischen Xanax-Spruch soll es auch auf einem Set Pokerwürfel gegeben haben, außerdem Spielkarten mit dem Logo des Durchfallmittels Imodium oder Spielstandzettel mit dem des Antibiotikums Cefradur. Mit seiner Ausstellung “Lite” bei Pepper’s Ghost & Mennowski inszeniert Correire ein bisschen Pharmageschichte im Kontext heutigen Wissens gerade um mentale Gesundheit.
WANN: Die Ausstellung “Lite” von Francisco Correia läuft bis zum 4. Oktober.
WO: PG & M – Pepper’s Ghost & Mennowski, Rue Josaphat 76, 1030 Schaerbeek.
Spasss: Corey Bartle-Sanderson
Corey Bartle-Sanderson ist aus London angereist, hat sich bei Spasss eingenistet, um sich auszuruhen und darüber nachzudenken, was wohl so ein Zuhause ausmacht. Im Rahmen des Formats “Asss” sind Künstler:innen eingeladen, nicht einfach auszustellen, sondern auszuprobieren und auch die zu formen, deren Gastfreundschaft sie genießen. Bartle-Sanderson experimentiert mit der Struktur der Box und, ja, auch mit Mandarinenschale.
WANN: Die Ausstellung “Carriers” von Corey Bartle-Sanderson eröffnet am Donnerstag, den 4. September, um 19 Uhr. Sie läuft bis Dienstag, den 16. September.
WO: Spasss, Chaussée d’Alsemberg 110, 1060 Saint-Gilles.

Botanische Gärten: “Publiek Park”
Wie gut sich Parks und Gärten als Ausstellungsorte eignen, beweist das Format “Publiek Park”. Elf Künstler:innen, darunter Bianca Baldi und Judith Kakon, zeigen Arbeiten an zwei verschiedenen Orten: im Botanischen Garten in Meise sowie an dessen früherem Standort, dem innerstädtischen Jardin Botanique, der heute als öffentlicher Park erhalten ist.
WANN: Die diesjährige Ausgabe des Formats “Publiek Park” läuft bis Sonntag, den 28. September. Im Jardin Botanique läuft die Ausstellung nur wenige Tage. Sie eröffnet am Mittwoch, den 3. September, von 14 bis 18 Uhr, und läuft bis Sonntag, den 14. September. Mehr informationen gibt es online.
WO: An verschiedenen Orten im Plantentuin Meise, Nieuwelaan 38, 1860 Meise, sowie im Brüsseler Jardin Botanique, Boulevard Saint-Lazare, 1210 Saint-Josse-ten-Noode.
Winona: Gregory Polony
Mal mit der rechten, mal mit der linken Hand, oft mit geschlossenen Augen hat Gregory Polony das immer gleiche Motiv gezeichnet. Im Ausstellungsraum Winona weitet er die Repetition noch aus: Für “Schluss mit Schmetterlinge” hat Polony auch skulpturale Motive wiederholt. Aluminiumgeländer oder Leuchtobjekte spielen in seinem Werk eine wiederkehrende Rolle. Ebenfalls in Mehrzahl vorhanden: platt gedrücktes Muffinpapier.
WANN: Die Ausstellung “Schluss mit Schmetterlinge” von Gregory Polony eröffnet am Freitag, den 5. September, von 17 bis 20 Uhr. Sie läuft bis Sonntag, den 28. September.
WO: Winona, Le Baillie, Avenue Louise 195, 1000 Brüssel.

Damien & the Love Guru im Wiels: Sharon Van Overmeiren
Eine glossy Hüpfburg erhebt sich wie ein riesiges Totem vor dem Museum Wiels. Aus gut versiegelten PVC-Luftkammern hat Sharon Van Overmeiren dort mit ihrer Galerie Damien & the Love Guru das “Farewell Hotel” errichtet. Durch die Auslassungen in der Fassade leuchtet giftgrünes Innenleben, was sie als Augenhöhlen einer Maske zu erkennen gibt. Das Eingangstor markiert die Schwelle zu einem Initiationsritual im Spannungsfeld von spiritueller Autorität und Spaßkultur.
WANN: Die Installation “Farewell Hotel” von Sharon Van Overmeiren ist von Freitag, den 5. September, bis Sonntag, den 7. September, während der Öffnungszeiten des Museums zu sehen.
WO: Wiels, Avenue Van Volxem 354, 1190 Forest.
Im Wiels läuft bis Sonntag, den 28. September, außerdem die Ausstellung “Magical Realism: Imagining Natural Dis/order”.

Galerie Conradi: Thomas Jeppe
Es empfiehlt sich stets, Privilegien zu hinterfragen, erst recht empfundene Überlegenheit in Zweifel zu ziehen. Dem würde wohl auch Thomas Jeppe zuzustimmen. “Delusion of Higher Ground” heißt seine Ausstellung in der Brüsseler Dependance der Hamburger Galerie Conradi. Dort zeigt der Künstler neue Arbeiten: surreale malerische Kompositionen, in denen Aal-artige Fischschwärme jenseits ihrer üblichen Wanderroute in Räume drängen, wo Zugang nie möglich schien. Was hat die fischige Masse vor? Jeppes visuell zugängliche Motive taugen als Metapher für wesentlich weniger freudvolle Phänomene der Gegenwart.
WANN: Die Ausstellung “Delusion of Higher Ground” von Thomas Jeppe eröffnet am Donnerstag, den 4. September, von 17 bis 20 Uhr. Sie läuft bis zum 28. September
WO: Galerie Conradi, Le Baillie, Avenue Louise 195, 1000 Brüssel.
Cloud Seven: “(Not) All Is Gold”
“Nicht alles, was glänzt, ist Gold,” erfährt ein unglücklicher Brautwerber in William Shakespeares Theaterstück der “Der Kaufmann von Venedig” und ist fortan zum ewigen Single-Dasein verdammt. Leicht abgewandelt findet der Satz als gängiges Sprichtwort Verwendung und wiederum leicht eingekürzt ergibt sich der Titel einer Gruppenausstellung im Kunstraum-Co-Working-Space-Hybrid Cloud Seven. “(Not) All Is Gold” vereint Arbeiten dutzender Künstler:innen, darunter Aline Bouvy, Laurent Dupont, Céline Matthieu und Jonathan Monk. Besuchende sind eingeladen, den Begriff von Wert in der Kunst zu hinterfragen.
WANN: Die Ausstellung “(Not) All Is Gold” eröffnet am Donnerstag, den 4. September, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 28. Februar 2026.
WO: Cloud Seven, Quai du Commerce 7, 1000 Brüssel.

Stems: Nick Doyle
Ein Casino-Chip eines Hotels in Las Vegas, ein Schlüsselanhänger aus Utah, ein Cowboy, eine Schachtel Streichhölzer und der Blick durchs Fernglas auf ausladende Landschafen – alles in Blautönen. Die Motive von Nick Doyle sind passend zum Americana-Thema aus Jeansstoffen zusammengesetzt und teils mit Neonröhren ausgestattet. Inspiriert von Roadtrips durch den Westen der USA sowie frühe US-amerikanischer Landschaftsmalerei eröffnet Doyle gleichzeitig einen nostalgischen wie kritischen Blick auf ein Amerika zwischen Ideal und Wirklichkeit.
WANN: Die Ausstellung “Mirage” von Nick Doyle eröffnet am Donnerstag, den 4. September. Sie läuft bis zum 4. Oktober.
WO: Stems Gallery, Rue du Prince Albert 4, 1050 Ixelles.
Martins & Montero: Hudinilson Jr. & Charbel-joseph H. Boutros
Hudinilson Jr. war eine Schlüsselfigur der brasilianischen Avantgarde, bekannt machten ihn in den späten 1970er-Jahren Xerox-Assemblagen, in denen er den eigenen Körper fragmentierte, vergrößerte und abstrahierte. Charbel-joseph H. Boutros wurde 1981 während des Bürgerkriegs im Libanon geboren, er nutzt Abwesenheit als Material. Die Arbeiten der Künstler sind zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Kontexten entstanden. Sie verbindet eine Auseinandersetzung mit Sichtbarkeit, Intimität und den Grenzen der Wahrnehmung. Die Galerie Martins & Montero bringt die Positionen in der Ausstellung “”The urgency of intimacy” zusammen.
WANN: Die Ausstellung “The urgency of intimacy” von Hudinilson Jr. und Charbel Joseph H. Boutros eröffnet am Samstag, den 4. September. Sie läuft bis zum 25. Oktober.
WO: Martins&Montero, Rue aux Laines 14, 1000 Brüssel.

Eric Mouchet: “La Constellation de Monsieur S”
Man muss nicht an Geister glauben, um die Kraft dessen zu erkennen, was sich dem Verstand entzieht. Die Ausstellung “La Constellation de Monsieur S” in der Galerie Eric Mouchet hat Andy Rankin als Kaleidoskop ungreifbarer Präsenzformen kuratiert. Mit Arbeiten von mehr als zwei Dutzend Künstler:innen – historisch, international oder aufstrebend, darunter Giovanni Battista Piranesi, Nelson Bourrec Carter und Justine Salamin, entsteht ein Raum für das Abwesende, das Stumme, das Imaginierte oder das Verdrängte.
WANN: Die Gruppenausstellung “La Constellation de Monsieur S” eröffnet am Mittwoch, den 3. September, von 15 bis 21 Uhr. Sie läuft bis zum 1. November.
WO: Galerie Eric Mouchet, Avenue Van Volxem 333, 1190 Forest.
RendezVous – Brussels Art Week eröffnet am Donnerstag, den 4. September, und endet am Sonntag, den 7. September, wobei einzelne Ausstellungen natürlich noch länger zu sehen sind.
gallerytalk.net ist Medienpartner von RendezVous.