Raus aus der Hauptstadt #2 Kunst-Ausflüge um Berlin herum
10. August 2021 • Text von Claire Koron Elat
Immer noch keinen Urlaub geplant, aber trotzdem Lust, mal kurz aus Berlin rauszukommen? Nach unserem ersten Teil der „Raus aus der Hauptstadt“-Tipps haben wir für alle, die es ins Grüne zieht, vier weitere Kunst-Ausflüge zusammengestellt. Idyllisch ländliche Orte um Berlin herum laden dazu ein, Kunst und Natur zu entdecken.
Beeskow: ENDMORÄNE e.V.
Das Werksgelände des Unternehmens Sonae Arauco, Hersteller für Holzwerkstoffe, befindet sich im künstlerischen Umbruch. Was nach einer belanglosen Produktionsstätte im abgelegenen Beeskow, südöstlich von Berlin, aussieht, ist Teil der jährlichen Intervention von ENDMORÄNE – ein Zusammenschluss von Künstler*innen aus Berlin und Brandenburg – , dieses Mal unter der Maxime „Tomorrow never waits“. Seit 30 Jahren transformiert der Verein ausgestorbene Orte in Brandenburg und bespielt sie temporär mit Kunst und Kultur. In diesem Jahr befinden sich die 20 teilnehmenden Künstler*innen auf einer regionalen Forschungsreise, die die Zukunft der Industriekultur beleuchten soll. Im Fokus stehen allgegenwärtige Fragen zur Entwicklung der Industrialisierung: Welchen Einfluss haben Digitalisierung und Automatisierung? Wie sind wirtschaftliches Wachstum und der Kampf gegen den Klimawandel vereinbar? Welche Rolle spielt dabei Migration – ein besonders wichtiges Thema für die ländlichen Kreise um Berlin, in denen Ressentiments gegen alles was anders ist noch weitaus omnipräsenter sind. In diesem ökonomischen und sozialen Umwandlungsprozess betrachten die Künstler*innen von ENDMORÄNE Kunst als impulsgebende und anheizende Kraft und treten in dem bis Ende August dauerndem Projekt auch authentisch in einen Dialog mit den Einwohner*innen von Beeskow.
WANN: Die Ausstellung kann am Samstag, den 14. August, und Sonntag, den 15. August, sowie am Samstag, den 21. August, und Sonntag, den 22. August, und Samstag, den 28. August, und Sonntag, den 29. August, besucht werden.
WO: Spanplattenwerk Sonae Arauco Beeskow GmbH, Radinkendorfer Str. 71, 15848 Beeskow.
Uckermark: UM-Festival
Das UM-Festival beweist, dass auch eine der strukturschwächsten Regionen Deutschlands, die Uckermark, etwas zu bieten hat. Unter dem diesjährigen Titel „UMWEGE“ führt das Festival für zeitgenössische Kunst, Musik und Literatur um die Dörfer Fergitz und Pinnow sowie den Drei-Seen-Blick, wobei ein besonderer Fokus auf dem Erleben von Natur in Verbindung mit kulturellen Momenten liegt. Die Künstler*innen des UM-Festivals wollen Kunst und Landschaft neu zusammenbringen und gleichzeitig einen bewussteren Umgang mit Natur und Kulturprodukten schaffen. Getreu dem Namen ist das Erkunden des Programms, kuratiert von Harald F. Theiss, Gudrun Gut und Ute Koenig, eine Wanderung auf idyllischen Wegen der Uckermark. Perfekt für ein erholsames Abschalten vom Trubel der Stadt. Wer stellt aus? Unter anderem Hannah Hallermann, Raul Walch und Michael Sailstorfer. Besonders ist, dass nicht nur visuelle Kunst zu sehen ist, sondern auch DJs mitten im Nirgendwo auflegen und Autor*innen aus ihren Büchern lesen.
WANN: Das Festival findet am Samstag, den 28. August, und am Sonntag, den 29. August, statt.
WO: 17268 Fergitz, 17268 Pinnow, Drei-Seen-Blick.
Kerkow: Gut Kerkow
Ebenfalls in der Uckermark befindet sich das Gut Kerkow, ein biologischer Landwirtschaftsbetrieb, in dem die kanadische Künstlerin Shannon Bool ausstellt. Bools Installation „I Left Calabasas, Escpaed, All the Ashes” in der Galerie SPACED OUT im Gut Kerkow besteht aus plastischen Bodenarbeiten aus Marmor. Wie auch bei allen anderen von uns empfohlenen Kunst-Ausflügen steht Ortspezifizität an erster Stelle. In einem gesellschaftskritischen Mantel bringt die Künstlerin Arbeiten, die unter anderem die Reality-TV Show „Keeping up with the Kardashians“ referieren, in die ländliche Peripherie. Diese könnte von der glitzernden LA Society, in der die Kardashians Zuhause sind, – und die sich eher darum sorgt, wann sie den nächsten Termin beim Beauty-Doc bekommt als sich mit struktureller Abgehängtheit zu beschäftigen – nicht weiter entfernt sein. Das Design des schwarz-weißen Marmorbodens, der Teil von Bools Installation ist und sich zentral im Ausstellungsraum befindet, ist von der Eingangshalle des Hauses der Mutter der Kardashian-Dynastie, Kris Kardashian, inspiriert. Auch wenn – oder gerade, weil – die meisten von uns die Uckermark nicht gerade mit den Kardashians und den sich um sie spinnenden kulturellen Phänomenen assoziieren, sollten wir unbedingt den nächsten Wochenendtrip in die Uckermark planen.
WANN: Die Ausstellung „I Left Calabasas, Escaped all the Ashes“ läuft noch bis zum 10. Oktober.
WO: Galerie SPACED OUT, Greiffenberger Strasse 8, 16278 Angermünde.
Frohnau: Künstlerhof Frohnau
Frohnau ist zwar offiziell noch Teil von Berlin, die meisten von uns verirren sich aber trotzdem wohl eher selten dorthin. Am kommenden Wochenende sollten wir das aber tun. Der Künstlerhof Frohnau, von dem man nur ein paar Schritte gehen muss, bis man die Grenze zu Brandenburg überschritten hat, öffnet seine Türen. Im Rahmen des „Wochenende der offenen Ateliers in Reinickendorf“ lädt er interessiere Besucher*innen auch aus Mitte, Kreuzberg, Neukölln & Co ein, deren erste Wochendsdestination das auf den ersten Blick vermutlich nicht wäre. Auf dem Künstlerhof, wo die Eröffnung des Programms stattfindet, haben zurzeit über 40 Künstler*innen ihre Studios. Zu entdecken gibt es unter anderem die Ausstellung „PaperStories“ von Kirstin Rabe und Astrid Weichelt, eine interaktive Klangausstellung und Atelierkonzerte. Warum sich also nicht einfach mal in die S-Bahn setzen und einen Teil von Berlin besuchen, in den es uns sonst nicht verschlägt?
WANN: Das Atelierwochenende findet am Samstag, den 14. August, und am Sonntag, den 15. August, statt.
WO: Künstlerhof Frohnau e.V., Hubertusweg 60, 13465 Berlin.
Noch nicht genug Input? Dann findet ihr hier noch mehr Tipps für Kunst-Ausflüge rund um Berlin. Außerdem haben wir bereits Tipps für Kunst-Ausflüge rund um Frankfurt, in Bayern und in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt. Und wenn’s mal etwas weiter weg sein soll: Diese Museen sind eine Reise wert.