Raum für Frau

30. November 2015 • Text von

Text: Anna Möslinger

Die Rolle der Frau als in den Haushalt zurückgedrängtes Sexualobjekt gilt schon lange als überholt. Dennoch ist sie auch heute noch ein brisantes Thema und spielt vor allem in der feministischen Kunst eine große Rolle. Die Galerie Raum mit Licht gibt Raum für Frau.

Nackte Haut, High Heels und Negligés. Wörter, die in unseren Köpfen Bilder von Weiblichkeit und Erotik hervorrufen. Jedoch kommt es zu Verwirrungen, sobald die freizügigen Gliedmaßen in ein häusliches Umfeld gedrängt werden und das Gesicht hinter Vorhängen und Rollos verschwindet.

Eva Stenram (2012) „Drape (Cavalcade III)“, C-type Lambda Print, © Galerie Raum mit Licht

Eva Stenram (2012) „Drape (Cavalcade III)“, C-type Lambda Print, © Galerie Raum mit Licht

Die schwedische Künstlerin Eva Stenram nimmt Pin-Up-Fotografien der 60er-Jahre als Ausgangsmaterial für ihre Serie „Parts“ (2013-2014), um damals vorherrschende und bis jetzt noch nicht losgewordene Stereotype der Frau anzusprechen. Die Frau wird darin vornehmlich auf Haushalt und Sexualität reduziert, ganz unabhängig von ihrer Identität und ihren individuellen Überzeugungen.

Eva Stenram, Parts (2013-2014), © Philipp Pesserl

Eva Stenram, Parts (2013-2014), © Philipp Pesserl

In der Serie „Drape“ (2011-2014) werden körperlose, strumpftragende Beine scheinbar wahllos auf gewöhnlichen Betten, Sofas und dichten Teppichböden platziert. Stenram hinterfragt in ihren Arbeiten die Stereotype der Frau. Es sind Klischees, mit welchen das weibliche Geschlecht seit ewigen Zeiten und bis heute zu kämpfen hat, die aber schon längst als überholt gelten sollten.

Eva Stenram, Parts (2013-2014), © Philipp Pesserl

Eva Stenram, Parts (2013-2014), © Philipp Pesserl

Doch es gibt noch mehr zu sehen. Fotografien von schwebenden Gewändern, ohne Körper, in eine landschaftliche Umgebung platziert. Seite an Seite mit Pflanzen oder Vogelhäusern. Fast leblos, aber dennoch mit einem Hauch von Identität werden die Kleiderhüllen zu Erscheinungen, denen die Materie, ihr Inhalt, fehlt. Kleidung als identitätsstiftend wird zum Symbol dafür wie oberflächlich uns eigentlich unser Äußeres macht und Menschen dadurch kategorisiert werden.

Käthe Hager von Strobele (2015) Serie „exterior/interior 1“, Lambda C-Print, kaschiert hinter Glas im Glaskasten, © Galerie Raum mit Licht

Käthe Hager von Strobele (2015) Serie „exterior/interior 1“, Lambda C-Print, kaschiert hinter Glas im Glaskasten, Eva Stenram (2012) „Drape (Cavalcade III)“, C-type Lambda Print, © Galerie Raum mit Licht

Käthe Hager von Strobele möchte mit der unheimlich wirkenden Serie „exterior/interior“ (2015) spezifische Muster und Stile anzweifeln und im Kopf des Betrachters auf eine vorgefertigte Meinung hinweisen. Fotografie als Projektionsfläche von Identitäten; Fotografie als die unheimlichste Kunst überhaupt? Durch die Verbindung von Raum und Fotografie schafft Von Strobele es nicht nur den Feminismus, sondern auch das Sein des Mensch in einer Gesellschaft voll Stereotype und fehlerhaften Einstellungen sowie fixierte Ansichten zu kritisieren. So zeigen die Bilder aus ihrer Serie „Moiré“ (2015) Menschenkörper von hinten, ohne Kopf, nur auf ihren Rücken reduziert. Die Muster ihrer Kleidung werden mit Moiré-Effekten, also der Überlagerung von groben mit feineren Rastern entstehenden Effekten versehen.

Käthe Hager von Strobele „Moiré 1-6“ © Laila Zarina

Käthe Hager von Strobele „Moiré 1-6“ © Laila Zarina

Was am Anfang weit hergeholt wirkt wird erst am Ende des Rundgangs umso offensichtlicher. Zwei Künstlerinnen, die sich mit der Konkurrenz zwischen Individuen beschäftigen. Zwei Frauen, die sich mit der Identität ihres Selbst, der Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft und der Rolle von Stereotypen, die sich in unseren Köpfen verankert haben, auseinandersetzen. Eine Galerie mitten im 7. Bezirk in Wien, welche sich den Fehlern der heutigen Situation widmet, Interferenzen als Übertitel und mit dem Ausstellungstitel „Crisscross“ Bezug nimmt auf jenes Phänomen, welches mit Störungen und unerwarteten Überlagerungen zu kämpfen hat. „Crisscross“, eine widersprüchliche, absichtlich mit Unstimmigkeiten versehen Ausstellung, die es sich lohnt, besucht und analysiert zu werden.

WANN: Die Ausstellung „CRISSCROSS“ KÄTHE HAGER VON STROBELE und EVA STENRAM in der Galerie Raum mit Licht Kaiserstraße 32, 1070 Wien läuft noch bis 28. November 2015.
WO: Galerie Raum mit Licht, Kaiserstraße 32, 1070 Wien.

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