Printed Paintings
Wade Guyton – Das New Yorker Atelier

3. Februar 2017 • Text von

Nach viel Cy Twobly und der monumentalen Painting 2.0-Ausstellung des letzten Jahres, zeigt das Museum Brandhorst aktuell die Arbeiten eines Malers, der dem Pinsel schon in Studienzeiten abgeschworen hat. Ist Drucken nun das neue Malen?

Wade Guyton: Untitled,  Epson UltraChrome HDR inkjet on linen © Wade Guyton

Wade Guyton: Untitled, Epson UltraChrome HDR inkjet on linen © Wade Guyton

In Zusammenhang mit Wade Guytons Werk taucht stets ein Begriff auf: Gemälde. Doch Wade Guyton malt nicht, er druckt. Auf einem schlichten, wenn nicht ganz unerheblich großen Epson-Drucker. Was entsteht ist ein Kosmos, der zwischen Malerei, Fotografie und Grafikdesign changiert und ein Assoziationsfeld eröffnet, das einen häufig ratlos zurücklässt. Guyton wirft die Frage nach der Zukunft der Malerei auf und überwirft sie sogleich wieder, indem er sich ihrer Mittel bedient. Yves Klein malt in den 1950ern das perfekte Blau auf Leinwand, Wade Guyton druckt es, und man kann schwerlich entscheiden, was einen tiefer hineinzieht.

Wade Guyton: Untitled, Epson UltraChrome K3 inkjet on linen, © Wade Guyton

Wade Guyton: Untitled, Epson UltraChrome K3 inkjet on linen, © Wade Guyton

Der Amerikaner Guyton bannt Alltagsszenen aus seinem New Yorker Atelier auf Leinen, druckt Nachrichtenseiten auf Stoff und lässt abstrakt anmutende Farbflächen entstehen. Drei große Sequenzen, die sowohl thematisch wie ästhetisch stark variieren. Seine Kunst ist politisch, irgendwie, wenn er in den News-Bildern die Weltlage der letzten beiden Jahre verhandelt. Sie ist selbstreferentiell, wenn er mit der eigenen künstlerischen Vergangenheit spielt und alte Arbeiten an den Bildrand seiner Fotografien stellt. Und sie ist impulsiv, wenn er bei all den Möglichkeiten technischer Perfektion, Tintenkleckse, Nasen und Fehler zulässt.

Wade Guyton: Untitled, Epson UltraChrome HDR inkjet on linen © Wade Guyton

Wade Guyton: Untitled, Epson UltraChrome HDR inkjet on linen © Wade Guyton

Vereinendes Element der Arbeiten ist ein Falz, eine Ruptur in der Mitte des Bildes, an dem die Stoffbahnen zusammengesetzt wurden. Denn auch der größte Drucker kommt irgendwann an seine Grenzen. Diese Grenze jedoch, sei sie nun auch technischer Art, macht aus zwei Einzelteilen ein spannendes Kompositum, in dessen Mitte jeglicher Interpretationsspielraum liegt. Guyton bricht hier das schlicht Perfekte auf, löst das Werk aus seinem statischen Rahmen und stellt erneut alles in Frage. Das spannende an der Ausstellung „Das New Yorker Atelier“ ist, dass sie die mögliche Koexistenz und Interferenz von Disziplinen aufzeigt, sie technisch erklärt und dennoch keine Antworten liefert.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis 30. April 2017 zu sehen.
WO: Im Museum Brandhorst, Theresienstraße 35 a, 80333 München.

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