Mystischer Sperrmüll
Pegasus Mythical Garden in Tutzing am Starnberger See

26. August 2021 • Text von

Downcycling, Recycling, Upcycling. Unter dem Titel „Pegasus Mythical Garden“ zeigen Dargelos Kersten, Anton Peitersen und Gernot Seeliger im beschaulichen oberbayerischen Städtchen Tutzing am Starnberger See Kunst aus gefundenen Materialien. Kuratiert von Sinem Arslan werden die Arbeiten an ungewöhnlichen Orten präsentiert.

Ausstellungsansicht: Pegasus Mythical Garden: Dargelos Kersten, Anton Peitersen, Gernot Seeliger, kuratiert von Sinem Arslan.

Kunst im Kurort-Flair. Tutzing ist ein schönes, kleines Städtchen am Starnberger See, die Luft ist rein, die Häuser schick. Dennoch lauert auch hier die übliche Tristesse des westdeutschen Ausflugsorts: Das verlassene Kur-Theater, die grauen Schaufenster, gefüllt mit Produkten für die eher Betagten, Hotels mit dezentem 80er-Jahre Charme. Umso interessanter, hier auf Kunst zu stoßen, die nicht im White Cube präsentiert wird, sondern an unterschiedlichen und untypischen Orten in der gesamten Gemeinde. Bis zum 4. September kann man Arbeiten von Dargelos Kersten, Anton Peitersen und Gernot Seeliger entdecken, die gemeinsam als Gruppe „pegasus product“ agieren.

Ausstellungsansicht: Pegasus Mythical Garden: Dargelos Kersten, Anton Peitersen, Gernot Seeliger, kuratiert von Sinem Arslan.

Das Kollektiv nutzt gefundenes Material, Sperrholz, Pressspanplatten und andere entsorgte Stoffe, um diese in den Kreislauf der Kunst umzuleiten. Im Prozess dieser Umwandlung und Umwidmung hinterfragen sie Aspekte wie Nützlichkeit, Design, Imitation, Kunst, Wert und Arbeit. Die Objekte, die dabei entstehen entziehen sich jeglicher Nützlichkeit, beziehen sich aber auf ein weites Feld von Mythen, Traditionen, Sprache und Kunstgeschichte. Bauschaum und Sperrholz, Drähte und Gestelle: Produziert aus dem Abfall einer verschwenderischen Zivilisation, wirken die gezeigten Objekte und Skulpturen wie archäologische Artefakte, wie Sonden einer unbekannten, post-apokalyptischen Gesellschaft oder wie die Requisiten eines Science-Fiction-Films mit geringem Budget.

Ausstellungsansicht: Pegasus Mythical Garden: Dargelos Kersten, Anton Peitersen, Gernot Seeliger, kuratiert von Sinem Arslan.

Organisatorin und Kuratorin der Ausstellung „Pegasus Mythical Garden“ Sinem Arslan hat die drei Künstler nun für dieses Projekt nach Oberbayern eingeladen. Gezeigt werden die Arbeiten nicht in einer Galerie oder einer Institution, sondern an drei Orten in der Gemeinde. Beim Marie’s Happy Food Café, im Forsthaus Ilkahöhe und im Tutziger Nordbad wirken die Skulpturen manchmal durchaus etwas verloren, schaffen aber oft eine interessante Verbindung aus Kunst und Alltag: Gernot Seeligers „coffee table books“ aus solidem Pressspan scheinen auf dem Kachelofen in der feinen Wirtsstube des Forsthaus Ilkahöhe ein echtes Zuhause gefunden zu haben.

Ausstellungsansicht: Pegasus Mythical Garden: Dargelos Kersten, Anton Peitersen, Gernot Seeliger, kuratiert von Sinem Arslan.

Auch wenn sich sicherlich manch Kurgast über den fragilen Sperrmüll gewundert haben mag, so ist das unkonventionelle Projekt „Pegasus Mythical Garden“ durchaus einen Ausflug wert. An einem der letzten schönen Sommertage lässt sich Kunst hier gut mit einem Besuch im Biergarten mit Blick auf den See verbinden.

WANN: Die Objekte sind noch bis Samstag, den 4. September zu sehen.
WO: Marie’s Happy Food and Drinks, Greinwaldstrasse 2, 82327 Tutzing; Restaurant Forsthaus Ilkahöhe, Oberzeismering 2, 82327 Tutzing; Nordbad, Nordbadstrasse 1, 82327 Tutzing.