Paris Gallery Weekend Special
Paris, sein Potential als Kunststandort und das Gallery Weekend

15. Mai 2019 • Text von

Großartige Institutionen, bedeutende Kunstmessen, etablierte wie auch junge Galerien – Paris bietet ein überwältigendes Angebot an Kunst und Kultur, das weltweit seinesgleichen sucht. Was in Berlin schon lange zum jährlichen Highlight der Kunstszene geworden ist, startet nun auch an diesem Wochenende an der Seine: das Paris Gallery Weekend. Rund 50 Galerien eröffnen am Freitag ihre Türen – gallerytalk.net sprach vorab mit den Organisatoren.

Galerie Natalie Seroussi : John Baldessari, Figure with burden, Figure at rest, 1990, peinture vinyle sur photographie deux panneaux, 122,5 x 132,7 cm et 122,5 x 173,3 cm, courtesy Natalie Seroussi & artiste.

Wie es sich in der deutschen Hauptstadt schon seit Jahren bewährt, bietet ein Gallery Weekend nicht nur die Möglichkeit internationale Sammler und Kunstfreunde in die Stadt zu locken, sondern auch die bedeutende Aufgabe der Galerien sichtbar zu machen – nämlich Künstler zu begleiten, zu fördern und aufzubauen. Namhafte Positionen wie Donald Judd werden bei Thaddeus Ropac gezeigt, die Galerie Karsten Greve stellt die farbintensiven, sinnlichen Werke des indischen Künstler Manish Nai aus und bei PERROTIN wird es die großartigen, verspiegelten Skulpturen von Jean-Michel Othoniel zu sehen geben. So bieten CHOICES, die Organisatoren des „Paris Gallery Weekend“ auch durch ein zahlreiches Angebot an Performances, Talks und Routen die Kunstszene Paris’ an diesem Wochenende in Fülle auszukosten. gallerytalk.net sprach mit Marie Delas, Projektleiterin bei CHOICES über Paris, sein Potential als Kunststandort und das bevorstehende Gallery Weekend.

gallerytalk.net: Auf was freust du dich am meisten bei der diesjährigen Edition des Gallery Weekends?
Marie Delas: Das Paris Gallery Weekend ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Dieses Wochenende nehmen insgesamt 48 Galerien teil, davon junge wie auch etablierte. Es ist die größte Teilnehmerzahl seit wir vor vier Jahren gestartet haben.

gallerytalk.net: Wie wann und ist die Idee eines Gallery Weekends in Paris entstanden?
Marie Delas: Inspiriert vom Gallery Weekend in Berlin, wollte die Initiatorin Marion Papillon, die Inhaberin der Galerie Papillon, in erster Linie ihre Kollegen für eine gemeinsame Veranstaltung gewinnen. Es ist heutzutage wichtig, dass sich die Galerien zusammenschließen, wenn sie Institutionen und Messen gegenüberstehen, die oftmals viel mehr finanzielle Mittel haben, um Besucher durch ihre Türen zu locken. Ich glaube auch, dass diese Stadt diese Art von Initiative brauchte, um ihre reiche, vielfältige und lebendige Galerienszene hervorzuheben.

gallerytalk.net: Wie haben die Pariser Galerien auf die Ankündigung eines solchen Events reagiert? Sahen Sie eine Nachfrage, um die Kunstszene der Stadt weiter zu stärken?
Marie Delas: Die meisten Pariser Galerien standen der Veranstaltung positiv gegenüber, da sie darauf abzielt, im Frühjahr, wenn es hier keine Messe gibt viele Kunstliebhaber und Sammler in ihren Räumen zu begrüßen. Der Kern des Wochenendes ist es auch, die erstaunliche Arbeit der Galeristen zu fördern und die Besucher anzuregen, sich zu trauen auch außerhalb dieser Veranstaltungen die Galerien zu besuchen. Nicht zuletzt ist die Parier Kulturszene definitiv sehr lebendig und die Galerien sind wichtige Akteure, die es verdienen auf der gleichen Ebene wie Museen, private Stiftungen oder Kunstmessen hervorgehoben zu werden.

Jean-Michel Othoniel, Agora, Photo: Claire Dorn, © Jean-Michel Othoniel / ADAGP, Paris, 2019, courtesy Perrotin & artiste.

gallerytalk.net: Du bist geborene Pariserin, lebst heute in der Stadt und engagierst dich in dortigen zeitgenössischen Kunstszene – eine Faszination für deine Heimatstadt ist offensichtlich. Welches ist deiner Meinung nach das größte Potential von Paris verglichen zu anderen europäischen Großstädten wie London oder Berlin?
Marie Delas: Paris ist und bleibt faszinierend, da es lange Tradition mit Zeitgenössischem verbindet, wie kaum eine andere Stadt der Welt. Es bildet einen einzigartigen Hintergrund für die zeitgenössische Kunst; vor allem bei den Galerien kann man die unterschiedlichsten Orte entdecken: White Cubes oder winzige Spaces in beispielsweise Hotels, Industriegebäuden oder aber am Stadtrand… in Paris geht es dabei viel um eine sehr hochwertige, aber gleichzeitige Haltung des Understatements.

gallerytalk.net: CHOICES bietet mit den zahlreichen Künstlergesprächen, Eröffnungen und Performances ein vielfältiges Programm für das Wochenende. Welche Intention stand hinter den Ideen zu diesem Konzept?
Marie Delas: Bisher haben wir keine Veranstaltungen in den Galerien organisiert, sondern jede Galerie ermutigt, ein eigenes Programm für das Wochenende aufzustellen, weshalb es so vielfältig geworden ist. Wir dagegen legen großen Wert darauf ein Programm mit privaten Führungen in vielen Partnerinstitutionen zu kuratieren, wodurch interessante Dialoge mit historischen Orten, die gleichzeitig zeitgenössische Kunst zeigen wie der UNESCO, dem Institut de France oder der Opéra de Paris, entstanden sind.

Manish Nai, Untitled, 2018, toile de jute et bois, photo Manish Nai Studio, courtesy Galerie Karsten Greve, Paris, Cologne, St-Moritz & artist.

gallerytalk.net: Was wünscht du dir für die Zukunft des Gallery Weekends?
Marie Delas: So weitermachen wie bisher und eines Tages in Paris das Pendant zu den anderen großen Messen werden – ein Moment, den man sowohl als Galerist, Sammler, als auch als Kunstliebhaber nicht verpassen sollte (wenn es nicht schon so ist!).

WANN: Das Paris Gallery Weekend findet von Freitag, dem 17. Mai bis einschließlich Sonntag, den 19. Mai statt. Informationen zu den einzelnen Events und vorgeschlagene Routen findet man hier.

 

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