Nürnberger Kunstgriff AdBK Jahresausstellung Special
15. Juli 2020 • Text von Marian Wild
Digital ist das neue Analog: Die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg passt sich an die aktuellen Versammlungsvorgaben an und verlegt ihre traditionell strahlkräftige Jahresausstellung mit viel Experimentierfreude ins Digitale. Kunstprojekte an öffentlichen Ausstellungsorten in der Stadt tragen das dezentrale Netzwerk in die analoge Welt.
Radio FLATTER, Radiosender zur Jahresausstellung, 2020 © AdBK Nürnberg
Es ist in der aktuellen Zeit eine gewaltige Zahl: 27 verschiedene Kunstprojekte realisieren die Studierenden der Akademie in der sicherlich ungewöhnlichsten Jahresausstellung seit langer Zeit. Ungewöhnlich zu sein ist für eine Kunstausstellung ja nun nicht das härteste Los. Die Krise als Chance zu begreifen ist folgerichtig, man sollte den Satz aber wegen Überbeanspruchung in allen Kommentaren inzwischen besser sein lassen, darum diesmal hier aus der anderen Richtung:
Jahresausstellung 2020 – LOCAL AREA NETWORK, Gestaltung: Jorina Fricke und Elisabeth Thoma © AdBK Nürnberg
„Local Area Network“ ist ein innovatives, neues Jahresausstellungskonzept, das der Digitalisierung, dem bewussten Ressourceneinsatz und dem inneren Kern der Kulturarbeit, nämlich dem willentlichen Drängen in die Mitte Gesellschaft, ein multimediales Forum gibt, Corona hin oder her. Das volle Spektrum der Möglichkeiten wird ausgeschöpft: Digitale Formate in Film, Foto und Rendering, analoge Ausstellungsvarianten im Off-Space, im Privatzimmer, in einem Opel, in Schaufenstern und an öffentlichen Flächen und Plätzen spielen zusammen, koordiniert über zwei zentrale Knotenpunkte: Analog ist die Anlaufstelle ein zentraler Infokiosk am Bauhof 9, zwischen Kunsthalle und Kunstbunker, der gleichzeitig als soziale Begegnungsplattform funktioniert; digital wird man durch die Homepage der AdBK zu den verschiedenen Projekten gelotst.
Nicht weniger als 13 Klassen der Akademie nehmen an dem Mammutprojekt teil, von der Bildenden Kunst über die Freien Malereiklassen, die Bildhauerei, die Freien Kunstklassen, die Fotografie, Kunstpädagogik, bis hin zum Grafikdesign, den interaktiven Medien, der Dynamischen akustischen Forschung und der Schmuckklasse. Die Studierenden arbeiten in der Regel ein gesamtes Jahr auf diese Ausstellung hin, zu sehen ist das Ergebnis dieser vielfältigen Prozesse aus alten und neuen Medien: Das Radio FLATTER funkt aus dem Glasbau des KunstKulturQuartiers. Man wird an einigen Autofahrten teilnehmen können: Einerseits wird die Klasse Hakimi einen grünen Opel Agila zur Veranstaltungskutsche umwandeln, die alle Projekte abfährt; andererseits hat die Klasse Ziese eine 30 Jahre alte Rumpelkiste organisiert um zu den Arbeitsplätzen von Studierenden und Professor*innen nach Hause zu fahren. Die Klasse Lehanka bespielt den Bauzaun beim KunstKulturQuartier. Es gibt gemeinsame Mahlzeiten auf öffentlichen Plätzen, oder die “Galeria Tauschhof” in der Bergstraße 30 (gegenüber vom Café Wanderer), wo man Kunstwerke tauschen kann, ein Projekt der Klasse Felten/Girst.
Klasse Wulff, Von & Für, 2020 © AdBK Nürnberg
Die Klasse Flinzer hat ein originelles Kunstquartett entwickelt, das zum Kauf angeboten wird; die Klasse Baranowsky produziert Künstler*innenbücher und präsentiert diese am 24. Juli im Kunstverein Nürnberg, die Schmuckklasse Mackert zeigt Stücke in der Kunsthalle. Es gibt Onlinestreams von Videoproduktionen, außerdem Publikationen und Editionen zum Verkauf. Am Freitag, den 17. Juli findet als Begleitprogramm mit Shift #4 um 18 Uhr ein Online-Panel als Zoom-Meeting statt, das sich mit der Frage nach unserer technoökonomischen Zukunft befasst.
WANN: Die Jahresausstellung „Local Area Network“ findet vom Donnerstag, den 16. Juli bis zum Sonntag, den 26. Juli statt. Sie wird durch ein Radioevent am Mittwoch, den 15. Juli ab 19 Uhr eröffnet.
WO: In Nürnberg und im Internet. Der analoge Infokiosk steht zwischen Kunsthalle und Kunstbunker, das digitale Eingangstor ist die Homepage der Akademie.
In freundlicher Zusammenarbeit mit der AdBK Nürnberg.
