Münchner Kunstgriff
Februar 2019

5. Februar 2019 • Text von

Im Februar schicken wir euch zu Brigitte Kowanz in die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, zu Simon Freund und seinem Handy in die AkademieGalerie, zu Karen Pontoppidan in die Villa Stuck, zu Michael Sailstorfer in den BNKR und natürlich zu den Diplomen in die Akademie.

Michael Sailstorfer: Lohma, 2008, 
16mm film with magnet sound, Foto: Norbert Miguletz. Copyright: Studio Michael Sailstorfer & König Galerie

Subversiv und poetisch. Humorvoll und präzise. Ausgangspunkt des skulptural wie dramaturgisch aufgeladenen Werks von Michael Sailstorfer sind stets alltägliche oder technische Materialien, die er rekonfiguriert und dekontextualsiert. Dabei nimmt er Räume in Besitz, transformiert diese und fordert dabei zugleich deren allgemeine Attribute und physische Grenzen heraus. Die Show im BNKR ist nach mehr als zehn Jahren die erste Einzelausstellung des weltweit agierenden Künstlers in München. Sie umfasst bereits existierende Werke und eine eigens für die Ausstellung neu geschaffene Arbeit, die sich direkt auf den Ausstellungsort bezieht. Die Präsentation ist Teil des von Lukas Feireiss kuratierten BNKR-Ausstellungsturnus 2018/2019 SPACE IS THE PLACE, der sich der künstlerischen Wahrnehmung von Raum und Architektur widmet.

WANN: Zu sehen bis 12. April.
WO: BNKR, Ungererstraße 158, 80805 München.

Esther Zahel; Die Öffnung des Universums in das Haus der vielen Wohnungen, © Foto: E. Zahel.

Auch ein Kunststudium an der Akademie endet einmal, und das oftmals fulminant. Die Abschlussarbeiten der unterschiedlichen Klassen könnt ihr nun ab dem 5. Februar im Altbau sehen, wenn feierlich die Diplome verliehen werden. Die frisch gebackenen Absolventen zeigen Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie, Video und Performances. Freut Euch auf ein erfahrungsgemäß volles Haus, viele Menschen und sehr viel junge Kunst.

WANN: Die Eröffnung ist am 5. Februar ab 19 Uhr, zu sehen bis 10. Februar.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.

Karen Pontoppidan: KNELL#1, Anhänger, 2016, Silber, Eisen, Foto: Karen Pontoppidan.

Eine Gruppenausstellung mit nur einer Künstlerin? Das klingt erstmal interessant. Da die Arbeiten von Karen Pontoppidan durch eine ästhetische Heterogenität gekennzeichnet sind, scheint es, als seien die ausgestellten Objekte das Werk zahlreicher Autor*innen. Die Villa Stuck zeigt ab dem 13. Februar nun über 100 Arbeiten Karen Pontoppidans aus den vergangenen 20 Jahren. Die Objekte dieser Schmuckkünstlerin sind mehr als reine Zierde. Mit der künstlerischen Position von Karen Pontoppidan geht ein fundamentaler Umbruch in der zeitgenössischen Schmuckkunst einher. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Relevanz von Identität und Geschlecht, des politischen und sozialen Auftrags der Kunst, fordert Pontoppidan eine Bewusstseinserweiterung ihrer Disziplin, die Demontage und innovative Erneuerung ihrer Materie. Provokant changiert sie zwischen der experimentellen Dekonstruktion in konzeptuell geprägten Arbeitsserien, der künstlerischen Geste und einer intellektuellen Durchdringung und ästhetischen Darstellung.

WANN: Die Eröffnung ist am 13. Februar ab 19 Uhr,  zu sehen bis 5. Mai.
WO: Museum Villa Stuck, Prinzregentenstr. 60, 81675 München.

Simon Freund: +49 173 37 42 908, AkademieGalerie.

Transparenz ist ein Gebot der Stunde. Manchmal sind wir auch gegen unseren Willen gläsern, wenn unsere Daten von Internetgiganten zweckentfremdet werden oder Hacker unsere Passwörter knacken. Eine diesbezüglich proaktive Strategie verfolgt der Konzeptkünstler Simon Freund. Unter dem Titel “+49 173 37 42 908” zeigt er ab dem 17. Februar vier Arbeiten in der AkademieGalerie. Neben Freunds Smartphone, dessen Nummer der Titel der Ausstellung ist, präsentiert er die Arbeiten allipossess.com, countless.info sowie fiverooms.cam. Das Telefon des Künstlers ist während der gesamten Ausstellung eingeschaltet und öffentlich einsehbar, ebenso sein tagesaktueller Kontostand, Videoaufnahmen aus jedem Raum seiner Wohnung sowie rund 400 Fotos, die jeden einzelnen Gegenstand in seinem Besitz dokumentieren. Das ist zumindest konsequent.

WANN: Die Eröffnung ist am 17. Februar ab 18 Uhr, zu sehen bis 24. Februar.
WO: AkademieGalerie, U-Bahnstation Universität, 80333 München.

Brigitte Kowanz: Sichtlinien des Möglichen (Detail) 2019 Neon, Spiegel, Zweiwegspiegel 3 Kuben, je 45 x 45 x 45 cm Foto: Studio Kowanz © Bildrecht, Wien 2018.

Interagierende Kuben, Zweiwegspiegel, reflektierende Oberflächen und Neonschriften. Nicht erst seit der Venedig Biennale von 2017 ist die künstlerische Praxis von Brigitte Kowanz im internationalen Fokus. Bereits seit den 1980er Jahren konzentriert sich ihr Schaffen auf Kommunikation, Zeichen und Sprache, mittels Neonlicht schafft sie codierte Bedeutungsräume. Diese fungieren gleichermaßen als visuelle Poesien und analytisch präzise Definitionen. Mit der Einzelausstellung “Sichtlinien des Möglichen” präsentiert die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. neuere Werke der österreichischen Künstlerin. Auftakt der Ausstellung ist die Einweihung einer eigens für die Räumlichkeiten konzipierten Arbeit der Künstlerin, die die DG mit dem Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V. in Auftrag gegeben hat.

WANN: Die Eröffnung ist am 21. Februar ab 18 Uhr, zu sehen bis 4. Mai.
WO: Galerie der DG Finkenstraße 4 (Wittelsbacherplatz) 80333 München

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