Münchner Kunstgriff
03.05. – 09.05.17

3. Mai 2017 • Text von

Der Mai startet schon mal stark: Davide Stucchi bei Deborah Schamoni und Anja Buchheister bei Karin Wimmer. Ausserdem Veronika Hilger bei Sperling und neue Ausstellungen in der Sammlung Goetz.

Gotthard Graubner: Piran II, 1986/87, Mischtechnik auf Leinwand, 190 x 190 x 10 cm, © (Gotthard Graubner) VG BILD-KUNST, Bonn 2017, Courtesy Sammlung Goetz, München, Foto: Katharina Zimmermann.

Gotthard Graubner: Piran II, 1986/87, Mischtechnik auf Leinwand, 190 x 190 x 10 cm, © (Gotthard Graubner) VG BILD-KUNST, Bonn 2017, Courtesy Sammlung Goetz, München, Foto: Katharina Zimmermann.

Endlich wieder Sammlung Goetz! Nach mehr als vier Monaten ohne den schnieken 90er-Bau des Büros Herzog & de Meuron lockt man das Publikum mit zwei neuen Ausstellungen. Es wird bunt und es wird grafisch. Im Keller des Base 103 sind Arbeiten von Gerwald Rockenschaub zu sehen. Sie sind Teil der Sammlung, doch der Künstler wird die Räumlichkeiten im Rahmen der Ausstellung „Re-Entry“ mit einer eigens konzipierten Installation bespielen. Etwas mit Musik ließe sich vermuten. Tourt der Herr doch mittlerweile auch als DJ um die Welt. So lässt sich sein selbst erfundener Stil „funky Minimal“ noch mal ganz anders deuten. Unter dem Titel „Farb/Raum/Körper“ hätte man Rockenschaubs Arbeiten sicherlich auch zeigen können. In diesem Fall geht es eine Etage höher aber um die von Gotthard Graubner, Imi Knoebel, Blinky Palermo und Reiner Ruthenbeck. Sie alle eint eine minimalistische Bildsprache, mit der sie Gestaltungsspielräume von ungegenständlicher Kunst ausloten.

WANN: Ab Donnerstag den 4 Mai, zu sehen bis 14. Oktober.
WO: Sammlung Goetz, Oberföhringer Str. 103, 81925 München

Veronika Hilger, Galerie Sperling.

Veronika Hilger, Galerie Sperling.

Bei Nacht wird geknutscht und gemordet. Alles ist ein bisschen mehr sexy, aber auch ein bisschen mehr gruselig. Deswegen ist die Nacht so faszinierend. Ihre Darstellung in der Kunstgeschichte hat eine entsprechend lange Tradition. Bloß in letzter Zeit, da scheint sich kaum mehr einer um ihre besondere Anziehungskraft zu scheren. Das hat jedenfalls Veronika Hilger beobachtet und die Nacht zum Gegenstand ihrer Arbeit gemacht. „Nacht“ heißt Hilgers Ausstellung bei Sperling. Analog zum Thema hat die Künstlerin die Farbpalette für ihren neuen Werkzyklus eingegrenzt. Es wird also dunkel, so viel steht fest. Irgendwo zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Landschaftsmalerei und Stillleben kreiert Hilger Arbeiten dann, die wie ein Tor zu einer Welt dahinter wirken. Betreten muss die keiner, doch wer will, kann seine Gedanken weiter wandern lassen als das, vordergründig zu sehen ist. Was kann Malerei? Was muss sie können, um relevant zu sein und zu bleiben? Auf Fragen wie diese sucht Hilger Antworten. Dabei hat sie längst eine gefunden. Weiß ein Werk in seinem Betrachter Neugierde zu wecken, dann hat es nämlich schon ein ganzes Stück Relevanz geleistet. Und Hilgers Arbeiten, die wollen erforscht werden.

WANN: Die Eröffnung ist am 4. Mai ab 18 Uhr, die Ausstellung ist bis zum 10. Juni zu sehen.
WO: Galerie Sperling, Regerplatz 9, 81541 München.

Anja Buchheister: Field Trip, 2016, installation view, Kunstverein Grafschaft Bentheim,Courtesy the artist and Karin Wimmer contemporary art (Foto: André Sobott).

Anja Buchheister: Field Trip, 2016, installation view, Kunstverein Grafschaft Bentheim,Courtesy the artist and Karin Wimmer contemporary art (Foto: André Sobott).

Die Frage nach der Wirklichkeit wurde schon oft gestellt. Das soll aber nicht bedeuten, dass es nicht unzähliger Positionen bedarf, sich einer Antwort zu nähern. Wie viele vor ihr trägt auch Anja Buchheister einen kleinen Teil dazu bei. Karin Wimmer zeigt ihre Arbeiten unter dem Titel „Field Trip“. Ihre Motive findet Buchheister in der Natur. Kleine Ausschnitte bringt sie mit klaren Linien zu Papier. Das Ergebnis wirkt abstrakt und hat mit Landschaftsmalerei wirklich gar nichts mehr zu tun. Womit wir wieder bei der Wirklichkeit wären, denn Buchheister schöpft stärker aus der Welt des Sichtbare, als man es zunächst vermuten könnte. Was man nicht sehen, aber doch als Betrachter sicher spüren kann: Besonders Buchheisters Tuschearbeiten wirken wahnsinnig beruhigend. In Schattierungen von Grau und Blau sehen sie nicht einfach nur gut aus, sondern leisten das, was Kunst oft nicht gelingt: Sie transportieren ein Gefühl.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung ist am 4. Mai ab 19 Uhr, zu sehen bis 16. Juni.
WO: Karin Wimmer contemprary art, Amalienstraße 14, 80333 München.

Davide Stucchi, Galerie Deborah Schamoni.

Davide Stucchi, Galerie Deborah Schamoni.

Er selbst bezeichnet sich als Bildhauer, dabei wirkt er auf sein Material oft nur sehr zurückhaltend ein. Das soll nicht heißen, dass Davide Stucchi falsch liegt. Vielmehr unterstreicht es, wie sich die verschiedenen Gattungen der Kunst für Umdeutungen geöffnet haben. Wenn Stucchi sich mit Feuer in Leder verewigt oder wenn er Spaghetti nach seiner Vorstellung formt, dann ist das Bildhauerei. Deborah Schamoni bringt Stucchi erstmals mit einer Einzelausstellung nach Deutschland. Im Rahmen ihrer „Marmory Show III“ hat die Galeristin im vergangenen Jahr schon mal ausprobiert, wie sich der Mailänder in München macht. Gut wohl. Nun wird es neue Arbeiten zu sehen geben. Sie wurden extra für die Ausstellung entwickelt. In Stucchis Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Betrachter und Werk, zwischen Bedeutung und Deutbarkeit. Wer sie mittels traditioneller Medien wie der Fotografie abbilden will, muss scheitern. Angucken ist aber möglich, ja, erwünscht.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung ist am 5. Mai ab 19 Uhr, zu sehen bis 8. Juli.
WO: Galerie Deborah Schamoni, Mauerkircherstr. 186, 81925 München.

Alle Absätze wurden von Anna Meinecke verfasst und sind auch in der April Ausgabe des Superpaper erschienen.

Weitere Artikel aus München