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Maryam Hoseini bei Deborah Schamoni

31. Januar 2022 • Text von

Verrenkte Körper in abstrakter Architektur. In ihrer Ausstellung “Promise To Be Good” bei Deborah Schamoni zeigt Maryam Hoseini Arbeiten, die elegant zwischen flächiger Malerei und feiner Zeichnung changieren. Ob und welche Narrative die suggestiven Bilder transportieren, bleibt den Betrachtenden überlassen.

Maryam Hoseini: Promise To Be Good, 2021, installation view, Deborah Schamoni, Munich; courtesy the artist and Deborah Schamoni Photo: Ulrich Gebert.

Abstrakte, fast groteske Körper bevölkern die Bilder in dieser Ausstellung. In purpurnen, mathematisch wirkenden Räumen sind sie wild in Gruppen platziert, die knochigen Gliedmaßen grob verrenkt. Weingläser und Champagnerflöten sind zu erkennen, Drähte oder Seile spannen sich zwischen den teils nackten Gliedern, fein ist eine dichte Körperbehaarung angedeutet. Die in der Ausstellung “Promise To Be Good” von Maryam Hoseini gezeigten Bilder scheinen wie narrative Tableaus, wobei unklar bleibt, wie die Protagonisten zueinander in Beziehung stehen und welche Geschichte hier erzählt werden soll. Über den dichten und spannungsgeladenen Kompositionen schwebt eine Ambiguität: Sind wir Zeugen einer ausschweifenden Party, einer Orgie oder eines rituellen Gewaltverbrechens?

Maryam Hoseini: Promise To Be Good (The Visitors), 2021, (detail); courtesy the artist and Deborah Schamoni Photo: Ulrich Gebert.

Maryam Hoseini, 1988 in Teheran geboren, vermischt in ihrer Malerei persönliche Geschichte mit kunsthistorischen Motiven. In ihren Bildern stellt sie abstrahierte soziale Räume dar, in denen abstrahierte Körper interagieren. Sowohl die entworfene Architektur als auch die gemalten Körper sind dabei fragmentiert, geradezu gebrochen. Die Körper überlagern einander, gehen ineinander über. Unweigerlich stellen sich Fragen zu Sexualität, Geschlecht und Gewalt. Die Künstlerin zeichnet Details wie Körperbehaarung nachträglich mit Bleistift auf die Acrylfarbe und lässt die beiden Medien miteinander verschmelzen. Oft erweitert Hoseini ihren malerischen Raum und bezieht die Architektur des Ausstellungsraums mit ein. In der Galerie Debroah Schamoni schafft sie dies mit einem subtilen Detail.

Maryam Hoseini: Promise To Be Good, 2021, installation view, Deborah Schamoni, Munich; courtesy the artist and Deborah Schamoni Photo: Ulrich Gebert.

Neben einigen ihrer rechteckigen Bildträger positioniert sie Trapezformen, die, aus der richtigen Perspektive betrachtet, scheinbar dreidimensional in den Raum ragen. So wird die Architektur auf den Bildern quasi virtuell erweitert. Die Violett-Töne der Bilder strahlen eine elegante Kühle aus, die dennoch befremdlich und unheimlich wirkt. Es sind surreale Räume, die mit ihren Mustern und Linien an Videospiele oder digitale Räume erinnern. Auch die Protagonisten wirken befremdlich, eine gewisse Spannung hängt über allen in der Ausstellung gezeigten Bildern. Man könnte versucht sein, die einzelnen Bilder, wie Einstellungen eines Films, zueinander in Beziehung zu stellen, sie in eine Narration einzubetten. Eine solche Erzählung bliebe aber immer suggestiv und angedeutet und letztendlich den Betrachtenden überlassen.

Maryam Hoseini: Capture 4, 2021, (detail); courtesy the artist and Deborah Schamoni Photo: Ulrich Gebert.

In ihrer Ausstellung “Promise To Be Good” präsentiert Maryam Hoseini Bilder, die elegant zwischen flächiger Malerei und feiner Zeichnung changieren. Sie kombiniert Abstraktion mit Figuration und schafft so dichte Kompositionen, die fein inszeniert sind und dennoch rätselhaft bleiben.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Februar zu sehen.
WO: Deborah Schamoni, Mauerkircherstr. 186, 81925 München.

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