Die Bilder im Raum Marius Glauer im Francisco Carolinum
17. März 2025 • Text von Quirin Brunnmeier
In seiner künstlerischen Praxis erkundet Marius Glauer die Möglichkeiten, Fotografie erweitert zu denken. Unter dem Titel “Wait a Minute” zeigt er im Francisco Carolinum in Linz eine große Auswahl von Arbeiten, die auf unterschiedlichen Ebenen die Ideen von Bild und Objekt herausfordern.

Die Bilder von Rosen leuchten, als wären Screens in den drei Einzelvitrinen installiert, die Marius Glauer als eine Präsentationsform in seiner aktuellen Ausstellung nutzt. Eigentlich werden diese musealen Displays für historische Objekte verwendet, in dieser Show scheinen sie auf den ersten Blick leer zu sein. Sobald man an sie herantritt, werden jedoch Fotografien von Rosen sichtbar. Und es sind keine Screens, die diesen “Radical Roses” ihre Leuchtkraft verleihen, vielmehr werden sie von direktem Licht von der Decke illuminiert. Die fotografischen Bilder der vertrockneten Rosen, ein fast schon klassisches Motiv der Vergänglichkeit, werden von Glauer geschickt inszeniert, sie werden zu fast anthropomorphen Figuren in einem installativen Umfeld.

Die Ausstellung “Wait a Minute” ist die erste institutionelle Einzelausstellung in Österreich des deutsch-norwegischen Künstlers Glauer, der in seiner Arbeit die Gegenwartsfotografie erweitert, indem er abstrakte, malerische, skulpturale und installative Elemente mit ihr verbindet. Seine Motive wirken oft künstlich, sind aber immer in der Realität verankert. Sie gehen jedoch über die bloße fotografische Repräsentation der Realität hinaus. In seiner eigenständigen und expressiven Bildsprache kombiniert Glauer Materialien und Oberflächen, Farben und Licht. Das Ergebnis sind Bilder, die ambivalent und bewusst zwischen Künstlichkeit und Natur, Realität und Fiktion schweben. Materialien überlagern einander, Formen werden verzerrt und Farbflächen lösen sich leuchtend auf.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die räumliche Dimension der Präsentation. Glauer wählt für seine Arbeiten unterschiedliche Formen, die auf die jeweiligen räumlichen Gegebenheiten eingehen. In der Ausstellung in Linz zeigt er unterschiedliche, dreidimensionale Fotoskulpturen. Diese Displays bewegen sich zwischen den Polen Fotografie, Bildhauerei, Installation und Environment. Die raumergreifende Arbeit “Miralago Black Buren”, ein übergroßer, bedruckter Fahnenstoff bildet den Hintergrund für acht Fotoskulpturen, die in einem Muster im Raum platziert sind. Die einzelnen Bilder lehnen jeweils auf einer Säule aus Plexiglas. Die Betrachter*innen können sich in dieser Assemblage frei bewegen, diese Freiheit eröffnet plurale Perspektiven auf die gesammelten Arbeiten.

Eine weitere Werkgruppe widmet sich noch konsequenter den Fragen von Materialität und Bildhaftigkeit. Eine Gruppe von Fotorollen, die zufällig angeordnet wirkt, scheint im Raum zu schweben. Die Motive der aufgerollten Bilder sind nur teilweise zu erkennen und doch tragen die Objekte die gesamte Information dieser Bilder in sich, geben sie aber nicht preis. Die von Susanne Watzenboeck kuratierte Ausstellung “Wait a Minute” reflektiert Prozesse der Präsentation und der Wahrnehmung. In den Räumen des Museums entfalten die Arbeiten eine intensive Dynamik, die einen Austausch zwischen Kunstwerk, Raum und Betrachter*innen ermöglicht. Glauer zeigt funkelnde Bruchstücke der Wirklichkeit, die jedoch immer auf das Gesamte verweisen. Trotz der komplexen konzeptuellen Ebenen bleiben seine Werke immer sinnlich und evozieren eine spielerische Poetik. Zur Ausstellung ist zudem die Publikation “Wait a Minute” erschienen, mit Texten der Kuratorin Susanne Watzenboeck sowie Charlotte Sarrazin, Kuratorin bei der Fondation Beyeler.
WANN: Die Ausstellung “Marius Glauer – Wait a Minute” ist noch bis 27. Juli zu sehen.
WO: Francisco Carolinum, Museumsstraße 14, 4020 Linz, Österreich.
Vielen Dank für die Presse-Einladung nach Linz und die Übernahme der Reisekosten.