Kunsttage Basel Highlights Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen
21. August 2025 • Text von Anna Meinecke
Drei Tage Kunst an 66 Orten – wer die Kunsttage Basel so richtig auskosten möchte, wirft am besten vorab schon einmal einen Blick ins Programm. Gesagt, getan. Wir haben vorgefiltert und empfehlen For, das Dock, Courtney Jaeger, das Kunstmuseum sowie die Kunsthalle Basel, den Ausstellungsraum Klingental, das Schaulager, diverse Events auf dem Dreispitz, City Salts und das Museum Tinguely.

For: “Wear a mask and your face grows to fit it”
Wer eine Rolle lange genug spielt, beginnt, sich ihr anzupassen. Den Gedanken formulierte George Orwell 1936 in seinem Essay “Shooting an Elephant”. Leicht abgewandelt dient das entsprechende Zitat als Titel der Gruppenausstellung bei For: “Wear a mask and your face grows to fit it”. Die sechs Positionen eint das performative Element. Besuchende können etwa ein Hosen-Tor von Melanie Jame Wolf durchschreiten oder ausgehend von einem Print von Mati Jhurry mehr über deren als Langzeitperformance interpretierte Tätigkeit als Flugbegleiterin bei Emirates erfahren.
WANN: Die Gruppenausstellung “Wear a mask and your face grows to fit it” eröffnet am Freitag, den 29. August, von 18 bis 22 Uhr.
WO: For, Teichgässlein 31, 4058 Basel.

Dock: Oleksandr Holiuk
Das Kürzel CPTED steht für “Crime Prevention Through Environmental Design”, also die Prävention von Straftaten durch Umweltgestaltung. Die Annahme dahinter: Öffentlicher Raum kann so geplant werden, dass für potenzielle Täter:innen das Risiko steigt, entdeckt zu werden. “CPTED” ist auch der Titel der Ausstellung von Oleksandr Holiuk im Dock. Der Künstler hat sich mit dem Verhältnis von Kunstraum und städtischem Umfeld befasst und untersucht, welche Rolle Kunst- und Kulturorte im Zusammenhang mit Gentrifizierung und Kontrollmechanismen im urbanen Raum spielen. Inwieweit ist der Kulturbetrieb angewiesen auf Menschen und Strukturen, die er mitverdrängt?
WANN: Die Ausstellung “CPTED” von Oleksandr Holiuk läuft bis Sonntag, den 31. August.
WO: DOCK, Klybeckstrasse 29, 4057 Basel.
Courtney Jaeger: Sophia Eisenhut und Gerta Xhaferaj
Wofür steht ein geschlachtetes Lamm? Für ausstehende Zubereitung, mal praktisch gesehen. Für heilige Opfer, Verlust der Unschuld, Reinheit, Gewalt – irgendwie so etwas dürfte es sein. Eine bessere Antwort wird vermutlich Sophia Eisenhut im Ausstellungsraum Courtney Jaeger finden. Dort stellt sie gemeinsam mit Gerta Xhaferaj aus. Xhaferaj wehrt sich mit künstlerischen Mitteln gegen das stille Verschwinden von historischem Material.
WANN: Die Ausstellung von Sophia Eisenhut und Gerta Xhaferaj eröffnet am Freitag, den 29. August, von 17 bis 21 Uhr. Um 19.30 beginnt eine Lesung von Eisenhut.
WO: Courtney Jaeger, Klingentalstrasse 83, 4057 Basel.

Kunstmuseum Basel: Cassidy Toner
Dem vermeintlich Nebensächlichen widmet Cassidy Toner besondere Aufmerksamkeit. Antike Statuenstützen etwa werden bei ihr von funktionalem Bei- zum Hauptwerk. Das Kunstmuseum Basel widmet Toner, ausgezeichnet mit dem Manor Preis 2025 für junge Schweizer Künstler:innen, ihre bislang umfangreichste institutionelle Einzelausstellung. Toner revanchiert sich und lässt das Museum selbst in einer neuen Videoarbeit auftreten, die vor Ort entstanden ist. Darin nimmt sie den Alltag des Aufsichtspersonals in den Blick.
WANN: Die Ausstellung “Besides the Point” von Cassidy Toner läuft bis zum 11. Januar 2026.
WO: Kunstmuseum Basel, Hauptbau, St. Alban-Graben 16, 4051 Basel.
Kunsthalle Basel: Bagus Pandega
Palmölplantagen und Nickelbergbau ruinieren Indonesiens Landschaften und drohen, den Menschen vor Ort die Existenzgrundlage zu entziehen. Bagus Pandega übersetzt diese Dynamiken von Wachstum und Verfall in der Kunsthalle Basel in ein Ökosystem von Maschinen und Signalen. Unter dem Titel “Sumber Alam”, zu deutsch “Quelle der Natur”, interagieren etwa eine Löschmaschine, eine Klanginstallation aus dem Holz gerodeter Wälder und ein videospielartiger Bergbausimulator.
WANN: Die Ausstellung “Sumber Alam” von Bagus Pandega eröffnet am Donnerstag, den 28. August, von 19 bis 22 Uhr. Sie läuft bis zum 16. November.
WO: Kunsthalle Basel, Steinenberg 7, 4051 Basel.

Ausstellungsraum Klingental: “Tremor Totale!”
Herreinspaziert, herreinspaziert, treten Sie näher! Im Ausstellungsraum Klingental ist ein Zirkus zu Gast – oder so etwas in der Art. Zwei Künstler, die hier als Spielleiter unter anderem Namen auftreten, haben sieben Kolleg:innen eingeladen, sich ebenfalls fiktive Charaktere auszudenken und gemeinsam eine Zirkusnummer aufzuführen. Die Ausstellung “Tremor Totale!” reflektiert die Bedingungen einer Gruppenschau voller Freude an der Fiktion und mit Lust an Mysterium und Spektakel.
WANN: Die Ausstellung “Tremor Totale!” läuft bis Sonntag, den 21. September.
WO: Ausstellungsraum Klingental, Kasernenstrasse 23, 4058 Basel.

Schaulager: Steve McQueen
Das Schaulager zeigt Oscar-Preisträger Steve McQueen mit einer abstrakten Installation. “Bass” ist ganz anders als McQueens Ausstellung am selben Ort zwölf Jahre zuvor. Damals konnten Besuchende einen Überblick vor allem über sein filmisches Schaffen gewinnen. Nun erklingen im Gebäude tiefe Bassfrequenzen, LED-Röhren tauchen den gesamten Ausstellungsraum in Rot, Orange, Blau, Grün, Magenta.
WANN: Die Ausstellung “Bass” von Steve McQueen läuft bis zum 16. November.
WO: Schaulager, Ruchfeldstrasse 19, 4142 Münchenstein.
Dreispitz
Wer den Weg nach Münchenstein angetreten hat, sollte sich unbedingt auch in Richtung Dreispitz-Areal bewegen. Auf dem Freilager-Platz hat Pilar Quinteros ein Säulentrio installiert. Eine Säule ist zum Grill umfunktioniert – ein kleiner Schlenker zum Coop würde an der Stelle ganz neue Möglichkeiten in Sachen der Tagesgestaltung eröffnen. Am Samstag, den 30. August, findet zum Abschluss von “Temple of Fire” außerdem eine Performance statt.
Im HEK (Haus der Elektronischen Künste) eröffnet im Rahmen der Kunsttage Basel die Gruppenausstellung “Quantum Visions – Erkundungen des Unbestimmten”, unter anderem mit Arbeiten von Ayoung Kim und Studio Above & Below. Das Kunsthaus Baselland zeigt gemeinsam mit dem Institut Kunst Gender Natur HGK Basel FHNW unter dem Titel “Revolt Against the Sun!” Arbeiten von rund 50 Bachelor- und Masterabsolvent:innen.

City Salts: Deborah-Joyce Holman
Drei große Betonplatten lehnen an den Wänden der Garage von City Salts. Auf jeder hat Deborah Joyce Holman rasterartig A4-große Silberpapierblätter fixiert. Alle sind mit Fragmenten eines Bildes bedruckt, die Farbe hat Holman verschmiert. Trotz einer gewissen Unschärfe ist in der Zusammensetzung das Motiv zu erkennen: Eine Frau liegt, die Augen geschlossenen, die Arme auf Höhe des Kopfs ausgebreitet. Es ist die Schauspielerin Tia Bannon, mit der Holman in der Filmreihe “Close-Up” Nahaufnahmen geschaffen hat, die sich klassischer Narration und eindeutiger Lesbarkeit entziehen und so dominante Repräsentationen Schwarzer und queerer Körper unterlaufen. Im Rahmen der Ausstellung “Repose – Extended Play” bei City Salts betont Holman durch Wiederholung desselben Motivs Differenz nicht durch Identität, sondern durch Varianz.
WANN: Die Ausstellung “Repose – Extended Play” von Deborah-Joyce Holman läuft bis Sonntag, den 14. September. Außerdem sind Ausstellungen von Yumna Al-Arashi und donna Kukama zu sehen.
WO: City Salts, Hauptstrasse 12, 4127 Birsfelden.

Museum Tinguely
Eine letzte Chance auf eine Fahrt mit einer Kunstgeisterbahn bietet sich im Solitude Park vor dem Museum Tinguely. Um den “Scream Machines” von Rebecca Moss und Augustin Rebetez zu begegnen, müssen Besuchende typische Plastikkarten-Kirmestickets lösen. Die Installation nimmt Bezug auf die Arbeit “Le Crocrodrome de Zig et Puce”, die Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle, Bernhard Luginbühl und Daniel Spoerri anlässlich der Eröffnung des Pariser Centre Pompidou geschaffen hatten.
Auch im Museum selbst ist zu den Kunsttagen üppig Programm. Neben der Sammlungspräsentation laufen Ausstellungen von Julian Charriere und Suzanne Lacy. Besonders zu empfehlen ist ein Besuch am Samstagnachmittag. Da beginnt um 16 Uhr der Zine-Launch des queeren Schreibkollektivs Q.U.I.C.H.E., das Ergebnis eines partizipativen Projekts im Rahmen der Lacy-Ausstellung. Um 18 Uhr folgt eine Podiumsdiskussion zu geschlechtsspezifischer Gewalt in der Schweiz.
WANN: Die Kunst-Geisterbahn von Rebecca Moss und Augustin Rebetez fährt bis Sonntag, den 21. September. Informationen zu den weiteren Ausstellungen sowie einzelnen Veranstaltungen gibt es online.
WO: Im Park vor dem Museum Tinguely, Paul Sacher-Anlage 2, 4002 Basel.
Die Kunsttage Basel finden von Freitag, den 29. August, bis Sonntag, den 31. August, an verschiedenen Orten in Basel statt.
gallerytalk.net ist Medienpartner der Kunsttage Basel.