Kunstakademie Düsseldorf: Was tun die Profs?
Newton, Piller, Dakić, Gonzalez-Foerster, Mc Bride

14. März 2023 • Text von Anna Meinecke

Wer die neue Generation Künstler*innen unterrichtet, muss selbst etwas auf die Straße bringen. Wie steht es um die Professorinnen und Professoren der Kunstakademie Düsseldorf? Aufschluss geben vier Einzelausstellungen und eine Theaterinszenierung.

Peter Piller: Kunsthalle Düsseldorf

Die Kuriosität im Trivialen entdeckt Peter Piller zielsicher. Seine Beobachtungsgabe würdigt er mit Akribie. So umfasst etwa sein Luftbildarchiv “von erde schöner” 20.000 Luftaufnahmen. Seit seinem Studium arbeitet Piller seriell. Seit 1994 wandert er Orte ab, fixiert sie im Nachhinein in Zeichnungen und Fotografien nicht als Route, sondern als Eindruck. Piller setzt seinen Schwerpunkt weit weg vom erwarteten Erkenntnisgewinn. Wenn er seltene Vögel fotografiert, hält er sie kaum erkennbar im Moment des Abflugs fest. Scheinbar banale Kompositionen würdigt er als “ungeklärte Fälle”.

Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt mit der Ausstellung “there are a couple of things that bother me” auch selten, zuweilen sogar noch gar nicht gezeigte Serien Pillers aus rund 30 Jahren künstlerischen Schaffens.

WANN: Die Ausstellung “there are a couple of things that bother me” läuft bis zum 21. Mai.
WO: Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf.

Danica Dakić: Röda Sten Konsthall

Bevor die MS Berlin als “Das Traumschiff” zum Fernsehstar avancierte, war sie ein einfacher Urlaubskreuzer. Bevor Danica Dakić an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtete, sang sie auf der MS Berlin. Jugoslawien zerfiel, in Bosnien und Herzegowina herrschte Krieg. Dakić trat auf. In ihrer Ausstellung in der Göteborger Röda Sten Konsthall zeugen ein Seediensttauglichkeitszeugnis, eine Bordzeitung und ein Pogramm für einen Tanzabend von Dakićs Zeit auf See. Ihre Arbeit “MS Berlin” fungiert als Bindeglied der Ausstellung.

“Stena Danica” ist durchzogen von autobiografischen Elementen und dem Motiv des Schiffs. Im Hauptausstellungsraum, der Kathedrale, betreten Besucher*innen das Schiff, das der Ausstellung ihren Titel gab. Die Fähre Stena Danica macht seit 1983 Halt in Göteborg. Den Grundriss ihres Decks hat Dakić zum Körper einer Soundarbeit gemacht. Eine doppelmündige Dakić erzählt in der Videoarbeit “AUTOPORTRAIT” zwei Märchen gleichzeitig, eins auf Deutsch, eins auf Bosnisch. Ausgehend von der eigenen Biografie verhandelt Dakić universelle Erfahrungen von Migration, Zugehörigkeit und Sprache.

WANN: Die Ausstellung “Stena Danica” von Danica Dakić läuft bis zum 16. April.
WO: Röda Sten Konsthall, Röda Sten 1, 414 51 Göteborg.

Dominique Gonzalez-Foerster: Albarrán Bourdais

Die Ausstellung “Farmacias Distantes” von Dominique Gonzalez-Foerster eröffnet sich in der Galerie Albarrán Bourdais wie eine Theaterbühne. Figuren aus unterschiedlichen Epochen tanzen, flanieren, telefonieren vor einem Pflanzen-überwucherten Setting. Die Bilder sind einem Dialog der Künstlerin mit dem Schriftsteller Enrique Vila-Matas erwachsen. Gonzalez-Foerster und Vila-Matas hatten sich über die Bedeutung von Apotheken während der Corona-Pandemie ausgetauscht. Vila-Matas hat einen Text zur Ausstellung beigesteuert, bei dem ein Maßband und der exakte Abstand von Apotheken die entscheidende Rolle spielen. Bei Gonzalez-Foerster fließen die entfernten Apotheken ineinander. Der Bartresen beginnt, wo der Pharmazeutentisch endet.

WANN: Die Ausstellung “Farmacias Distantes” von Dominique Gonzalez-Foerster läuft bis zum 22. April.
WO: Albarrán Bourdais, Barquillo 13, 28004 Madrid.

Lena Newton: Schauspielhaus Bochum

Fantastisch, giftig, internetreferenziell mutet das Bühnenbild von Lena Newton für “Underworlds” im Schauspielhaus Bochum an. Das Künstler:innen-Duo BVDS, Suzan Boogaerdt und Bianca van der Schoot, bringt dort 90 Minuten Live-Performance auf die Bühne, die genauso gut als Sound- und Videoinstallation betrachtet werden darf. Der griechische Mythos von Armor und Psyche – er unsichtbar, sie schwanger, er ölverbrannt, sie unsterblich – erfährt ein Update als Mythos für die Suche nach Ganzheit jenseits binärer Denkweisen.

Unter dem Hashtag #RealityShifting sucht das Internet das Bewusstsein in Richtung begehrenswerter Wirklichkeiten zu verschieben. Mit “Underworlds” soll als Teil der BVDS-Serie “Rooms for Transformation” Raum für gemeinsames Träumen, Fürsorge und Heilung entstehen.

WANN: Die Termine für “Underworlds. A Gateway Experience” im März und April findet ihr hier.
WO: Schauspielhaus Bochum, Königsallee 15, 44789 Bochum.

Rita McBride: Hammer Museum

Aus Wassermolekülen, Tensidverbindungen und Laserstrahlen erschafft Rita McBride Lichtskulpturen. Würden die Arbeiten nicht Wände im Zaum halten, würde sie sich ausdehnen. Der Raum faltet sie gewissermaßen, so wie Lehrende Papier zu falten pflegen, während sie den Versuch unternehmen, Raumkrümmungen zu erklären. Wurmlöcher sind ein gern zitiertes Science-Fiction-Motiv und auch McBride ist von der Idee der Zeitreise inspiriert. Besucher*innen von “Particulates” eröffnet sich keine Abkürzung durchs All, aber sie können beobachten, wie sich Licht durch Dampfpartikel bewegt.

WANN: Die Ausstellung “Particulates” von Rita McBride ist ab Sonntag, den 26. März, geöffnet. Sie läuft bis zum 5. November.
WO: Hammer Museum, 10899 Wilshire Boulevard, Los Angeles, CA 90024.

In freundlicher Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Düsseldorf.