Kunstakademie Düsseldorf: Best of Rundgang 2025 5 Positionen, die besonders in Erinnerung bleiben
9. Februar 2025 • Text von Anna Marckwald
Das Ende des Wintersemesters an den Akademien besiegelt alljährlich der Winterrundgang. Als Höhepunkt des akademischen Jahres Kunststudierender und all jener, die sich für ihr Schaffen interessieren, kann in Düsseldorf ganze fünf Tage lang ein Blick hinter die symbolträchtigen Mauern der renommierten Kunstakademie geworfen werden. Die Klassen und Studierenden präsentieren sich in bestem Licht. Statt eines Show-Offs kompetitiver Einzelkämpfer*innen wird 2025 vermehrt die Bedeutung der Gemeinschaft betont. Fünf Positionen sind uns besonders in Erinnerung geblieben.

Klasse Meyers
Die interne Eröffnung des Rundgangs kulminierte Montagabend in einem kollektiven Akt par excellence: Nach flammenden Reden, die gleichsam auf die Relevanz und die Gefährdung der Akademie im derzeitigen politischen Klima verwiesen, stimmte der von Vertretungsprofessor Ari Benjamin Meyers neugegründete Akademiechor gemeinsam das Lied „Road to Nowhere“ von den Talking Heads an. Auch die Präsentation von Meyers im Wintersemester neu entstandener Klasse beim Rundgang setzt auf Zusammenhalt statt Spaltung. Sie sendet 24/7 das gemeinsam gestaltete Radioprogramm „AB/FM“.
Besonders zu empfehlen: Das von zhaoyuefan und Haiqing Wang initiierte Projekt „Verses I know in my mother tongue“. Studierende und Alumni waren im Vorfeld dazu eingeladen, gesprochene Gedichte, Sprichwörter oder Textfragmente in ihrer Muttersprache einzureichen – mit Ausnahme von Deutsch und Englisch. Am Sonntag, den 9. Februar, um 16 Uhr können die 21 gesammelten Beiträge online unter www.abfm.live oder auf der Frequenz 98.3 MHz ein letztes Mal gehört werden und mit ihnen der kulturelle Mehrwert der, an der überwiegend deutschsprachigen Kunstakademie oft weniger sichtbaren, internationalen Studierenden.

Klasse Dedobbeleer
Die Klasse von Koenraad Dedobbeleer ist dafür bekannt den eigenen Raum beim Rundgang eher als Forum und Ort sozialen Austauschs als Ausstellungsraum im klassischen Sinne zu entwerfen. Auch dieses Jahr gibt es hier unter dem Titel „Bleu en Corde“ mit Anspielung auf die Salonkultur des 17. bis 20. Jahrhunderts wieder ein umfangreiches Programm mit Gesprächsformaten, Konzerten und Parties. Auf einem hölzernen Podest steht als Mittelpunkt des Geschehens leicht erhöht eine Bar. Aber auch Kunst gibt es zu sehen: Rote, in ihrer Farbgebung dem Rubens Raum im Königlichen Museum Brüssel nachempfundene Wände, in den eine Exkursion der Klasse führte, sind über und über von Arbeiten der Studierenden überzogen. Dem Ziel folgend, möglichst keine Hierarchien zwischen den Werken zu evozieren und den Prozess dem Ergebnis vorzuziehen, greift die Klasse auf eine Petersburger Hängung zurück – White Cube adé.

Verschiedene Künstler*innen, Klasse Thun
Im obersten Stockwerk der Kunstakademie liegen die Räumlichkeiten der Fotoklasse. Hinter der langen Fensterfront formt sich das Panorama der Stadt. Die Gemeinschaftsarbeit „Viewer“ verschiedener Studierender übt sich jedoch eher in Introspektion: Eine Figur, die regelmäßigen Besucher*innen der Akademie als Protagonistin der im vergangen Jahr hier installierten Camera Obscura bekannt vorkommen mag, liegt nun auf einer spärlichen Tatami-Matte gebettet, den Kopf von Wodkaflaschen gestützt. In einen Parka gekleidet betrachtet sie gedankenverloren ein Gruppenfoto der Klasse in Schwarz-weiß: Die Arbeit schaut zurück. Als Assemblage im Raum bereits vorgefundener Alltagsobjekte leitet die Szenerie einen Perspektivwechsel ein und öffnet den Blick hinter die Kulissen.

Markus Henschler, Klasse Schneider
Markus Henschlers Arbeit „NUR DAS“ reflektiert ebenfalls das institutionelle Umfeld. In einem performativen Akt, dessen Videodokumentation Teil seiner Rundgangspräsentation ist, entfernte und ersetzte er die prominenten Pflastersteine vor dem Haupteingang der Akademie. Seit den 1980er-Jahren zierte diese der Schriftzug „Für unsere Studenten nur das Beste“. Auf den neuen, von Henschler verlegten Steinen steht nun „Für unsere Professor*innen nur das Beste“. Durchaus zynisch appelliert der Satz an die Verantwortlichkeit der Dozierenden. Von denen seien viele nur sporadisch anwesend, so Henschler, auch wenn keinesfalls pauschalisiert werden könne. Die eigene Institutionskritik öffnete er im Vorfeld mit einem Open Call für weitere Erfahrungen und Stimmen, die sich am Freitag, den 7. Februar, bei einer von Henschler initiierten Demonstration vor der Akademie Gehör verschafften.

Marie Schubert, Klasse Bircken
In den Arbeiten von Marie Schubert zeigen sich subtil die gewaltvollen, geschlechtsspezifischen Konnotationen von Alltagsobjekten. In einen gefundenen metallenen Stuhl hat Schubert, gleich einer Sitzschale, eine strahlend weiße Calvin-Klein-Männerunterhose gespannt, das Mundstück einer Pferdetrense und Kufen zum Schaukeln hinzugefügt. Sexualität, Scham und Strafe gehen in der Arbeit miteinander einher, Genderrollen und mit diesen verbundene Machtgefälle werden umgekehrt. Ein an der Wand installierter Teppichklopfer als Aluminium tendiert durch bloße Materialumkehr vom Haushaltgegenstand zur Waffe.
WANN: Der Rundgang ist zu sehen bis Sonntag, den 9. Februar.
WO: Kunstakademie Düsseldorf, Eiskellerstraße 1, 40213 Düsseldorf.