Jetzt doch endlich NFTs verstehen
Blockchain-Technologie und zeitgenössische Kunst

16. Mai 2022 • Text von

Kunst-NFTs – niemand kann’s mehr hören, so richtig verstanden haben es dennoch die wenigsten. Anne Schwanz und Johanna Neuschäffer von Office Impart haben sich dem Thema angenommen. Galeristin Schwanz erklärt uns und allen anderen Faultieren die Vorzüge der Blockchain-Technologie für die zeitgenössische Kunst. Was bleibt nach dem Hype?

Ausstellungsansicht mit NFTs auf Screens in der Galerie Office Impart.
Ausstellungsansicht “NfTNeTArT. From Net Art to Art NFT”, 2022, a cooperation between panke.gallery and OFFICE IMPART. Jonas Lund, Rafaël Rozendaal, Kim Asendorf, at OFFICE IMPART. Foto Marjorie Brunet Plaza.

gallerytalk.net: Wie gut stehen die Chancen, dass das mit den NFTs vorbeigeht?
Anne Schwanz: Die Frage, ob es vorbei geht oder nicht, stellt sich nicht wirklich. NFTs basieren auf der Blockchain-Technologie, eine Technologie, die sich die Künstler*innen zu eigen machen und die der Kunst gerade für digitale Werke eine neue Handelbarkeit und damit Sichtbarkeit eröffnet hat. Das wird nicht mehr wegzudenken sein. Die spannende Frage ist, wie sich die Kunst weiterentwickelt und wie sie die neuen Technologien für sich nutzt.

Welche geläufige Annahme über NFTs ist grundlegend falsch?
Die Gleichsetzung von NFT und Kunstwerk. Ein NFT ist keine künstlerische Arbeit an sich, es ist nur eine Zertifizierung, die transparent Auskunft über den Besitz gibt. 

Was muss ich wissen, um mitreden zu können?
Mit der Entwicklung der Computer in den 50er-Jahren beginnt auch die Geschichte der digitalen Kunst. Um den aktuellen Hype zu verstehen, ist es spannend und hilfreich, sich damit auseinanderzusetzen. Viele Künstler*innen versteht man im Zusammenhang besser, lernt deren Arbeiten für sich einzuschätzen und kann dann in jedem Fall besser mitreden. Und man muss sich einfach einmal darauf einlassen, sich ein digitales Wallet eröffnen und ein NFT kaufen. Das geht gerade mit den meisten Blockchains einfach und direkt, zum Beispiel auf Tezos schon mit einem Euro.

Porträtfoto der Galeristinnen Anne Schwanz und Johanna Neuschäffer vor dem Fenter ihrer Galerie Office Impart.
Porträt OFFICE IMPART. Anne Schwanz, Johanna Neuschäffer. Foto Alexander Meyer.

Was, wenn mir das trotzdem zu kompliziert ist?
Man kann natürlich auch einfach unsere Masterclass buchen: „How to live with art #focus . art NFT“. Da geben wir konkret eine Einführung zur digitalen Kunst und erzählen alles, was man wissen muss rund um das Thema art NFTs. Was kaufe ich, wenn ich ein art NFT kaufe? Wie erstelle ich ein Wallet? Sind NFTs die Zukunft der Kunst und des Sammelns?

Was hat dir Lust aufs Thema NFTs gemacht?
Am Anfang war es pure Neugierde und der Wunsch, zu verstehen, warum diese Aufregung herrscht und ob sie gerechtfertigt ist. Sehr schnell sind viele neue Player und Plattformen entstanden, die herkömmliche Rollen und Regeln im Kunstmarkt auf den Kopf zu stellen scheinen. Mit bisschen Abstand zeigt sich, dass vieles neu gedacht wird, aber auch bekannten Mustern wiederholt werden. Das Thema bewegt viele und vieles – im Endeffekt wird sich immer Qualität durchsetzen. Spannend ist einfach, zu beobachten, wie es sich zukünftig sortieren wird. 

Besitzt du NFTs?
Ja, seit 2021 besitzen wir als Office Impart auch NFTs.

Was war der erste Kauf?
Unser erstes NFT war die ENS Domain „officeimpart.eth“.

Ausstellungsansicht mit NFTs auf Screens in der Galerie Office Impart.
Ausstellungsansicht “NfTNeTArT. From Net Art to Art NFT”, 2022, a cooperation between panke.gallery and OFFICE IMPART. Cornelia Sollfrank, LaTurbo Avedon, Jonas Lund, Rafaël Rozendaal, at OFFICE IMPART. Foto Marjorie Brunet Plaza.

Warum wollen „The Art Market 2022“ zufolge 46 Prozent der Händler*innen keine NFTs verkaufen, obwohl 88 Prozent der Sammler*innen an einem Kauf interessiert wären?
Es ist natürlich wunderbar, zu sehen, wie groß das Interesse von Sammler*innen am Kauf von NFTs und digitaler Kunst ist. Eine Frage, die uns auch besonders interessiert und der wir gerade im aktuellen „ART+TECH Report“ nachgehen. Der „ART+TECH Report“ ist eine unabhängige Initiative von Kerstin Gold, Kristina Leipold und uns. Im zweiten gerade aktuell erschienenen Report zum „art NFT collecting“ kann man in verschiedenen Key Findings deutlich sehen, dass es vor allem um das Interesse an guter digitaler Kunst geht und dass die Sammler*innen auch weiter art NFTs kaufen möchten. 

Wie wichtig sind NFTs für die Arbeit von Office Impart?
Spannend ist für uns vor allem und als erstes immer die Zusammenarbeit mit den Künstler*innen. Und in diesem Fall interessiere uns die Künstler*innen, die lange mit digitalen Medien arbeiten und auch diese neuen Entwicklungen für sich nutzen. Ob diese Arbeiten dann als NFTs verkauft werden oder nicht, wird von jedem Projekt individuell abhängen. Kunst, die sich mit digitalen Technologien und Denkweisen auseinandersetzt, wird auf jeden Fall weiterhin einen großen Anteil in unsere Arbeit haben.

Top oder Flop: NFTs via Screen ausstellen?
Für uns keine Entweder-Oder-Entscheidung. Ganz klar ist die natürlichste Umgebung für digitale Kunst der digitale Raum. Daher haben wir auch schon einige rein digitale Ausstellungen gemacht, zum Beispiel „Come Closer“ 2021 auf der Plattform common.garden. Bei der letzten Ausstellung „NftNetArt- from Net Art zur Art NFT“ haben wir uns bewusst parallel auch für eine physische Ausstellung mit Screens entschieden. Für uns lag hier ein Focus auf dem physischen Treffen der Besucher und die Vermittlung vor Ort, um ganz direkt über die Kunst und art NFTs zu sprechen.

Die Galeristinnen Anne Schwanz und Johanna Neuschäffer betrachten NFTs auf Screens in ihrer Galerie Office Impart.2
Ausstellungsansicht “NfTNeTArT. From Net Art to Art NFT”, 2022, a cooperation between panke.gallery and OFFICE IMPART. Jonas Lund, Rafaël Rozendaal, at OFFICE IMPART. Foto Marjorie Brunet Plaza.

Unter welchen Voraussetzungen würdest du Künstler*innen empfehlen, einen NFT zu erstellen?
Wenn das künstlerische Konzept direkt mit der Blockchain-Technologie verbunden ist oder der Zusammenhang der digitalen Präsentation sinnvoll genutzt werden kann, macht es in meinen Augen für eine künstlerische Arbeit Sinn, diese auch als NFT zu minten.

Unter welchen Voraussetzungen würdest du Sammler*innen empfehlen, einen NFT zu kaufen?
Voraussetzung für den Kauf eines NFT im Sinne eines Kunstkaufes sollte sein, dass man das digitale Werk einfach richtig gut und das Konzept überzeugend findet.

Haben NFTs die Kunst revolutioniert?
Digitale Kunst ist ein Medium, das durch den Hype der NFTs eine ganz neue und verdiente Aufmerksamkeit bekommen hat. Neben Malerei, Fotografie und so weiter hat digitale Kunst eine gleichwertige Anerkennung gefunden. Für uns ist das eine der größten Revolutionen der letzten Zeit und gleichzeitig Potential für alles Kommende.

Lust auf mehr? Die Office-Impart-Masterclass „How to live with art #focus . art NFT“ findet am 29. Juni statt. Tickets gibt es hier. Den ART+TECH Report“ zum Thema Kunst und NFTs könnt ihr euch hier runterladen. Außerdem empfehlenswert: Anika Meier über die Post-NFT-Ära.

Weitere Artikel aus Berlin