Kunst in Quarantäne #10
Wissenschaft und Emotionen

17. November 2020 • Text von

Berliner Field Explorations, Möglichkeiten der digitalen Gefühlswelt, sozialökologische Zukunften, queere Identitäten und eine virtuelle Reise ins süditalienische Polignano al Mare: Die #10 der Kunst in Quarantäne zeigt ein bunt-interessantes Programm für – mehr als – eine Woche.

Das Bild zeigt den Screen-Shot einer digitalen künstlerischen Arbeit. In dem Bild scheinen unzählige Screenshots mit dem jeweils gleichen Motiv quer übereinander gelegt zu sein. Das Motiv zeigt unter anderem das digital gerenderte Gesicht einer jungen Frau mit heller Haut und schwarzen, zu einem Zopf gebundenen Haaren. Über die Bilder sind Icons wie Smilies, ein Herz oder separate Augen zu sehen.
aaajiao, “URL is LOVE”, 2020. Courtesy of the artist and Synthesis Gallery.

Dem körperlosen Raum des Digitalen entgegentreten: In der Online-Ausstellung “Feelings” zeigen die Künstler*innen aaajiao, Matthew Gantt, Claudia Hart, LaJuné McMillian, Martina Menegon und Kathi Schulz  neue Wege der (digitalen) Interaktion zwischen Mensch und Objekt, dem Selbst und dem Anderen. Der virtuelle Raum wird dabei als Potenzial gesehen, in welchem der Körper sich von den Gesetzen der Schwerkraft lösen und andauernden Narrativen stellen kann. Organisiert von der Synthesis Gallery wird die Ausstellung am Donnerstag, den 19. November, freigeschaltet und läuft bis Sonntag, den 21. Februar 2021. Online-Venue ist Mozilla Hub, der Link wird über die Webseite der Galerie zugänglich sein.

Das Bild zeigt den oberen Teil eines beleuchteten Riesenrades vor einem dunkelblauen Himmel. Die Farben der Lichter am Riesenrad gehen von Blau ins Violett. Aus den Streben des Rades heraus sind digital rote Pfeile in das Bild gezeichnet, welche zu den Rändern des Bildes heraus zeigen.
“Driving the Human”, Imagefilm, 2020, filmstill. Courtesy of Driving the Human Festival.

Wissenschaft schafft Wissen: Das auf drei Jahre angelegte Projekt “Driving the Human. Sieben Prototypen zur sozialökologischen Erneuerung” zielt darauf, neue Konzepte und Ideen für ein nachhaltiges Zusammenleben zu konstruieren. Während der drei Jahre werden sieben Prototypen erstellt, welche sich dieser Aufgabe auf verschiedene Weise widmen. Als Zusammenarbeit der acatech, Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Mentoring- Plattform Forecast, der HfG Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe bildet “Driving the Human” ein transdisziplinäres Bestreben, welches Kunst, Wissenschafft und Technologie verbinden soll. Von Freitag, den 20. November, bis Sonntag, den 22. November findet per Live-Stream das Eröffnungs-Festival des Projektes statt, welches einen Ausblick auf die adressierten Inhalte gibt und in Workshops und Diskussionen erste Fragen diskutiert.

Das Bild zeigt eine androgyne Figur, welche sich im Spiegel betrachtet. Die Person hat schwarze, kurze Haare und trägt einen Anzug mit Krawatte. Gesicht und Vorderkörper der Person sind nur im Spiegelbild zu sehen, in der linken unteren Ecke sind 1/4 Portrait des Hinterkopfes und der Schultern der Person zu sehen. Dem Titel zufolge handelt es sich um eine Frau.
Nan Goldin, “Siobhan in my mirror”, Berlin, 1992. © Nan Goldin, Courtesy of Marian Goodman Gallery

Das “XPOSED Queer Film Festival Berlin” zeigt von Sonntag, den 22. November, bis Sonntag, den 29. November sechs Kurzfilme internationaler Künstler, welche sich mit Fragen und Erfahrungen queerer communities befassen. Die Filme entstammen früheren und aktuellen Jahrgängen des International Queer Film Festivals und beleuchten ein thematisch, formal und geografisch offenes Themenfeld. Das Festival bildet Teil des Online-Projektes “Out and About” der Berlinischen Galerie, in welchem fortlaufend Werke der Sammlung der BG auf ihren queeren Kontext hin untersucht und vorgestellt werden. 

Grafik der "Field Exploration"-Serie von Hypertopia.
Courtesy of STATE studio.

Leute, es ist Wandertag. Schnappt euch eine Corona-konforme Begleitperson und ab geht’s nach draußen. Das Berliner STATE Studio hat begleitend zur aktuellen Schau “Hypertopia” mit “Field Explorations” eine mit Kunst und Wissenschaft angereicherte Schnitzeljagd konzipiert. Kunstwerke im Ausstellungsraum werden zum Ausgangspunkt für Erkundungen im städtischen Raum. Die Anleitung gibt es via QR-Code direkt aufs Smartphone. Bislang ist eine Route online, etwa einmal pro Woche kommt eine neue dazu.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Das Bild zeigt eine rechteckige Fläche in einem kumpelförmigen Innenraum. Bei der Fläche handelt es sich um einen Bildschirm, auf welchem ein Video gezeigt wird. Bildausschnitt ist ein großes Animations-Gesicht, welches von einer Sonne oder einer Lava-artigen Struktur zu kommen schein. Der Gesichtsausdruck ist freundlich-neutral. Der Innenraum ist lediglich ausschnitthaft zu sehen.
Agnieszka Polska, “The New Sun”, 2017, installation view. Courtesy of the artist.

“The Eye can see things the arms cannot reach”: Unter diesem wörtlich zu nehmenden Titel zeigt die Online-Platform Sajetta ein ursprünglich für die Kirche San Giuseppe in Polignano al Mare, Italien, konzipiertes Video-Projekt 27 internationaler Künstler*innen und Kollektive. Die Filme kreisen um die Themen Liebe, Intimität, den weiblichen Blick und Körper, Künstler*innen sind unter anderem Meriem Bennani, The Institute of Queer Ecology, Derek G Larson und Agnieszka Polska. Die Videos werden wie vorgesehen in der Kirche präsentiert, jedoch auf Grund der derzeitigen Kontakt-Beschränkungen nur über den Online-Kanal zu besichtigen sein – the eye will see things the body can’t experience. Die Ausstellung läuft noch bis Samstag, den 12. Dezember.

Einblick in einen weißen Ausstellungsraum mit Stellwänden an den Seiten.
360°- Panorama, Marken:Zeichen. Das Grafische Atelier Stankowski + Duschek, © Kunstbibliothek Berlin.

Die Firmenzeichen von REWE, Leica oder der Deutschen Bank sind den meisten von uns gut bekannt. Fast täglich nimmt man sie wahr, begegnet ihnen ständig im Alltag. Über die Entstehungsgeschichte oder Konzeption des blauen Quadrats, Logo des mächtigen Bankhauses, mit der von links nach rechts verlaufenden Diagonale – symbolhaft für Aufstieg und Erfolg – setzt man sich in der Regel weniger auseinander. Entwickelt wurden die Markenzeichen durch das Stuttgarter Grafikatelier Stankowski + Duschek, deren Ideenreichtum in der Werbegrafik einen Großteil deutscher Innenstädte bis heute prägt. Die Kunstbibliothek in Berlin widmet dem Duo eine Schau, die man nun auch gemütlich vor dem Bildschirm in einer 360°-Schau besuchen kann.

Der Tipp kommt von Teresa Hantke.

Weitere Artikel aus Berlin