Kunst in Quarantäne #8
Zocken, klicken, zuhören

3. November 2020 • Text von

Tja. Der Kunstgriff war schon so gut wie fertig für diese Woche, da kommen erneute Kontaktbeschränkungen und die Schließung sämtlicher kultureller Einrichtungen um die Ecke. Also heißt es für mindestens vier Wochen erst einmal wieder: Kunst von Zuhause aus konsumieren! Und versprochen, das geht, ganz bequem vom Sofa aus. Ein Podcast, eine digitale Konferenz, was zum Zocken und Online-Ausstellungen sind dabei.

Instagram Screenshot von The White Pube zu ihrem Podcast. Zu sehen sind zwei Frauen, die videochatten und miteinander sprechen.
@thewhitepube, Instagram.

Ganz frisch ist der Podcast von Zarina Muhammad und Gabrielle de la Puente – besser bekannt unter “The White Pube” – die auf ihrer Website und ihren Social-Media-Kanälen ganz ungeniert und ehrlich über Kunstthemen schreiben und diskutieren. In ihrem neuen Podcast sprechen sie jetzt miteinander und mit Künstler*innen über sämtliche Bereiche, die das kulturelle Leben betreffen und wir dürfen zuhören. Zwei Episoden sind schon online auf allen bekannten Plattformen und mehr kommt! Hier geht’s zum Podcast. Passend dazu: Hier könnt ihr noch einen Text von Redakteurin Julia lesen, in dem sie über Art Memes geschrieben hat.

Ausstellungsansicht von "Data Fatigue". Zu sehen ist ein schwebender Server auf einer Wolke vor blauem Hintergund.
Data Fatigue, Installation View. Courtesy of isthisit.

Die von Bob Bicknell-Knight kuratierte Online-Ausstellung “Data Fatigue” ist aufgebaut wie ein Point-and-Click-Adventure, bei dem sich die Zuschauer*innen durch die Ausstellung bewegen, mit mehreren Websites interagieren, Abgasen und Brotspuren folgen können, um sich neue Bereiche zu erschließen, die die Kunstwerke beim digitalen Ausgraben offenbaren. Thematisch setzt sich die Ausstellung mit Konzepten der Repräsentation und Kapitalisierung in den Online- sowie Offline-Welten, den Medien und unserer Gegenwart auseinander. Los geht die Entdeckungsreise hier!

Wer mehr erfahren mag: Hier gibt es ein Interview von Chefredakteurin Anna mit Bob Bicknell-Knight.

Ansicht eines Computerspiels im 80er Jahre Stil. Zu sehen ist ein Gebäude und viele kleine Avatars.
Thomas Webb, Exercise in Hopeless Nostalgia – World Wide Webb, Kanagawa Avatars.

Was funktioniert prima von Zuhause aus? Richtig, zocken! Virtuellen Spaß vereint mit Kunst bietet die Multiplayer-Simulation von Thomas Webb, präsentiert von König Digital. Werdet Teil eines virtuellen Ausstellungsraumes, interagiert mit den Charakteren und der ausgestellten Kunst. Webb hat in “Exercise in Hopeless Nostalgia – World Wide Webb” ein Bild zu visualisieren versucht, das die soziale Spontanität der Weltbevölkerung vor der Pandemie abbildet. Eine kleine Zeitreise gibt es on Top, denn das Ganze wurde in einer Ästhetik der 80er Jahre verpackt. Mit nur einem Klick geht’s hier zum Spiel.

Und König Digital bietet noch mehr! Zum Beispiel die Online-Ausstellung “Surprisingly This Rather Works” von Manuel Rossner, die von Anika Meier und Johann König kuratiert wurde. Auch hier lohnt es sich, mal reinzuschauen.

Ein Gemälde, das eine ländliche Szene zeigt. Personen aus verschiedenen Altersgruppen. Auf der rechten Bildhälfte sieht man einen Gartenzaun.
Evariste CarpentierPromenade d’une famille dans les environs de Paris, ca. 1893, Foto: Frédéric Jaulmes.

Wer nicht nur schweigend vor dem Bildschirm konsumieren, sondern auch aktiv mitdenken und –diskutieren möchte, hat die Möglichkeit, am Samstag und Sonntag, den 7. und 8. November, an der digitalen Konferenz “VILLEGGIATURA” des KW Institute for Contemporary Art teilzunehmen. Dort sollen Muster ländlicher Gentrifizierung und die Bedeutung zeitgenössischer Kunst in eben diesen Prozessen verhandelt werden. “VILLEGGIATURA” fasst historische Entwicklungen und strategische Visualisierungen ins Auge und versucht, aus individuellen Verdrängungsfällen kollektive Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Der Livestream erfolgt über die Website der KW, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Ausstellunsgansicht 31:Women Daimler Art Collection Weiße Ausstellunsgwände mit Kunstwerken: Fotografien und skulpturale Elemente.
31: Women. (Exhibition Concept after Marcel Duchamp, 1943). v.l. Nnenna Okore, Adejoke Tugbiyele, Max Cole, Zanele Muholi.

Auch die Daimler Art Collection muss ihren Berliner Ausstellungsraum Daimler Contemporary wieder schließen. Obwohl die aktuelle Ausstellung “31: Women” nicht inpersona besucht werden kann, bietet die Website einen interessanten Überblick mit Video-Statements zur Ausstellung. Beteiligte Künstlerinnen wie Ulrike Flaig, Natalie Stachon, Zanele Muholi und Madeleine Boschan kommen hier unter anderem zu Wort. Und auch die Videoarbeit “Woods” (2011) der israelischen Künstlerin Amit Berlowitz ist online zu sehen. Hier kommt ihr zur Übersicht.

große Tapisserie, Textiles Gewebe mit vielen Motiven. Menschen im Vordergrund, Tiere und Figuren im Hintergrund. Eingerahmt wird das Bild von Totenköpfen und Pflanzen.
Margret Eicher, Posthuman Dance of Death, 2017, Digital collage, jacquard fabric, 270 x 340 cm.

Die Plattform Art Circle zeigt bis Sonntag, den 31. Januar 2021, die Online-Ausstellung “The Haptic Eye: Part 2 Tactile Visions”, die sich künstlerisch mit der optischen Simulation auseinandersetzt. Genauer gefragt: Wie schaffen es Farbe und sensorische Eigenschaften, die verschiedene Materialien mit sich bringen, eine Netzhautaufladung zu erzeugen und so eine Sinneserfahrung der besonderen Art zu ermöglichen? Klingt abgefahren? Finden wir auch! Unter anderem mit dabei sind Arbeiten von Margret Eicher, Susan Hefuna, Natasha Yudina und mehr. Auch einen Einblick in den ersten Teil der Ausstellung findet ihr online.

Arbeit von Will Freddo. Zu sehen sind Fotos von einem Mann sowie ein Handydisplay, auf dem man einen Chat verfolgen kann.
Will Fredo, Enclosures, 2019, Video, 21:10 min.

Vor kurzem eröffnete die Ausstellung “Come Closer!” der Galerie Office Impart ihre virtuellen Pforten, die sich dem Thema der Nähe annimmt. Die körperliche Nähe zwischen Menschen, die emotionale und auch die Nähe zu einem selbst kann unterschiedlichste Ausdrucksweisen finden und sich für jede/n anders anfühlen. Die Technologie hat darauf nicht unerhebliche Einwirkungen – heutzutage ist es trotz großer Distanzen immer und jederzeit möglich zu kommunizieren, erreichbar zu sein. Die Künstler*innen präsentieren im ersten Teil der Ausstellung ihre Verhandlungen mit der “Nähe”. Wer mehr über Office Impart erfahren möchte, kann hier ein Interview von Redakteurin Teresa mit den Gründerinnen nachlesen.

Eine Übersicht von mehr guten Online-Ausstellungen könnt ihr außerdem hier abrufen.