Kunst in Quarantäne #29
Kino, Spiel und ihre Verbindung

13. April 2021 • Text von

Impfrekorde und Öffnungen dort, dritte Welle hier. Damit die Laune dennoch oben bleibt, auch diese Woche wieder ein buntes Programm: Filmgeschichte digital im Projekt RHIZOM FILMGESCHICHTE, eine partizipatorische Online-Kommune, eine Schaufensterausstellung zur analogen Bedeutung des Kinos und ein Pionier im virtuellen Museumsbetrieb – #diekunstistnichtimlockdown.

Das Bild zeigt einen Screenshot der Onlinedatenbank RHIZOM FILMGESCHICHTE.
RHIZOM FILMGESCHICHTE, Screenshot, 2021. Courtesy of the DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum and film portal.de.

Im Anfang war die Tat! Ähnlich dem Motto Goethes versammelt das Projekt RHIZOM FILMGESCHICHTE die ersten Minuten zahlreicher deutscher Filmklassiker und generiert damit eine Erkundungstour durch 120 Jahre deutsche Kinogeschichte. In einer rhizomartigen Struktur sind die Filme über Themenpfade miteinander verbunden und lassen so Querverweise, Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen. Stumm- und Ton-, Schwarz-Weiß- und Farbfilme versammeln sich in einem sinnlich-intuitiv orientierten Interface und zeigen gleichsam große Namen und Neuentdeckungen. Die Nutzung der Plattform ist für Notebooks und Desktop-PCs optimiert, für Smartphones ist das Angebot mit eingeschränkter Funktion verfügbar.  Es wird jeweils die Verwendung des aktuellen Chrome-Browsers empfohlen.

Das Bild zeigt einen Gamestill des Computerspiels H.O.R.I.Z.O.N. des Institute of Queer Ecology.
H.O.R.I.Z.O.N.: Habitat One: Regenerative Interactive Zone of Nurture, Game still, 2021. Courtesy of The Institute of Queer Ecology and The Guggenheim Museum.

H.O.R.I.Z.O.N., oder Habitat One: Regenerative Interactive Zone of Nurture, ist ein partizipatorisches Kunstwerk in Form eines sozialen Simulationsspiels. Die Nutzer*innen werden zu Bewohner*innen einer unberührten Insel und tragen dort zu der Bildung einer Digitalen Kommune bei. Die spezifischen Orte auf der Insel bilden jeweils den Kontext für spezifische Inhalte, welche von den Nutzer*innen hinzugefügt werden können: Informationen zu Tier- und Pflanzenarten, evolutionäre Praktiken, Rezepte …  Initiiert vom Institute of Queer Ecology mit Unterstützung des Guggenheim Museums New York bildet das Projekt so eine Art geteilte und offene Bibliothek, in welcher die Nutzer*innen ihr Wissen vermitteln und vermehren können. Mit Stromer- und Erkundungspotenzial!

Das Bild zeigt eine Fotografie des Künstlers Richard Thieler des Kinos IL KINO in Berlin.
Richard Thieler, IL KINO Berlin, 2021. Courtesy of the Artist.

Aktueller geht es nicht, oder: Das Kino als Metapher der Gegenwart. Die Ausstellung “Richard Thieler. Kinoarchitekturen Berlin” beleuchtet die soziokulturellen Dimensionen des Kinos, heute wie historisch. In seinen aktuellen Fotografien zeigt der Künstler die Reaktionen der lokalen Kinos auf die nun fast einjährige Schließung, in der Gegenüberstellung mit historischen Aufnahmen wird die Bedeutung des Ortes Kinos diskutiert. Die gegenwärtige Hilflosigkeit wie auch Resilienz und Revolte der Kinobetreiber*innen kommen hier gleichermaßen zum Ausdruck. Kuratiert von Sigried Melchior mit dem Projektraum Scharaun stellt die Präsentation auch die Frage nach einer aktiven Reaktion gegen das Pandemie-bedingte Kinosterben. Die Schaufensterausstellung ist noch bis Samstag, den 25. April, ganztägig an der INFOSTATION SIEMENSSTADT, Goebelstraße 2, 13627 Berlin, zu besichtigen. Die Kuratorin empfiehlt den Besuch am frühen Abend, “wenn die Leuchtkästen in den Stadtraum strahlen und ein bisschen das Kinogefühl in uns wecken.”

Das Bild zeigt einen Screenshot des Instagram-Accounts der Uffizien Galerien in Florenz.
Instagram-Account @uffizigalleries, Screenshot. Courtesy of the Uffizi Galleries.

Das letzte Jahr hat einen Boost für die digitale Vermittlung der internationalen Museen gebracht – Online-Collections, Podcasts, Instagram-Feeds und virtuelle Veranstaltungen. Ganz vorne mit dabei, die Uffizien in Florenz. Der Instagram-Account @uffizigalleries des italienischen Kunsttempels verbindet Renaissance und Barock mit dem 21. Jahrhundert. Bildbeiträge, Kurzvideos sowie Themenbeiträge zu Fragen wie “Female Voices in the Uffizi Galleries” oder “500 years of Cosimo de‘ Medici” präsentieren die klassische Kunstgeschichte in innovativer und dynamischer Form und machen Lust auf Träumen und sich Bilden. Für alle, die auf TikTok sind: die Uffizien zählen zu den Museums-Pionieren auf der Plattform.