Kunst in Quarantäne #23
Was passiert eigentlich drinnen, online, draußen?

2. März 2021 • Text von

Kunst in den eigenen vier Wänden, online über den Bildschirm oder Architekturgeschichte beim Spaziergang durch Berlin. Diese Woche ist für verschiedene “Räume” etwas mit dabei: Stella Meris bei Anahita Contemporary, das virtuelle Multiplayer Festival CTM Cyberia, die Kleine Humboldt Galerie, die digitale Kunsthalle vom ZDF, Architektur-Audiowalks der Berlinischen Galerie und Kunst100.

Ausstellungsansicht mit Arbeiten von Stella Meris in der Galerie Anahita Contemporary, zu sehen sind bunt bemalte Stoffe, die im weißen Raum hängen
Stella Meris, Ausstellungsansicht “Fake It Till We Make It”, Anahita Contemporary.

Die Galerie Anahita Contemporary präsentiert derzeit die erste Einzelausstellung “FAKE IT TILL WE MAKE IT” der Schweizer Künstlerin Stella Meris, die großformatige Malereien und Zeichnungen, ein Video und eine neue Serie “Face It” (2021) mit expressiven Holzmasken zeigt. Die digitalen Versionen der Masken kann man als virtuelle Filter auf Instagram selbst ausprobieren und so aktiv an ihrer Kunst teilhaben. In ihren Arbeiten entwirft Meris neue spirituelle Formen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Religion. Zur Ausstellung erscheint außerdem ein Katalog, der vertiefende Einblicke in das Werk der Künstlerin gibt.

Wer sich für kunstvolle Gesichtsfilter begeistern kann, kriegt hier im Beitrag von Redakteurin Madeleine eine noch größere Auswahl geboten.

Ein Screenshot der Arbeit "Otherkin - A Social Software" von Omsk Social Club, Portals Cashmere Radio und Alexander Iezzi. Zu sehen sind zwei Steine und viele leuchtende Farben, am oberen Bildrand eine bunte Flagge mit einem Stern drauf, eine psychedelische Szenerie, rechts ist ein Steinbock mit grünen Sneakern an und links ein Hund, der eine Jacke trägt, drum herum leuchtet es in Lila
»Otherkin – A Social Software« by Omsk Social Club x Portals Cashmere Radio x Alexander Iezzi, screenshot. Image: CTM / Lucas Gutierrez.

Ein verrückter Ritt durch die virtuelle Welt ist derzeit das Virtual Multiplayer Festival CTM Cyberia. Als Avatar kann man hier verschiedene Online-Räume erkunden, Performances aus dem Stream-Programm anschauen oder über Chat, Bewegungen und das Werfen von Emoji-Bomben mit anderen Festivalteilnehmer*innen interagieren. Die Besucher*innen werden hineingeworfen in eine psychedelische Landschaft der Transformation gepaart mit unterschiedlichsten Klang-Eindrücken. Für das optimale Sound-Erlebnis werden übrigens Kopfhörer während des Ausstellungsbesuches empfohlen. Das Festival läuft noch bis Sonntag, den 14. März.

Virtuelle Ausstellungsansicht mit Arbeiten von Anselm Kiefer in der Digitalen Kunsthalle vom ZDF
Die Ausstellung “Anselm Kiefer” in der “Digitalen Kunsthalle” von ZDFkultur.

Wusstet ihr eigentlich schon, dass die ZDF Mediathek neben Nachrichten, Satire-Sendungen und Kriminalfällen auch virtuelle Ausstellungen im Repertoire hat? Das Ganze nennt sich die “Digitale Kunsthalle” – initiiert von ZDFkultur. Hier kann man durch die virtuellen Ausstellungsräume des ZKM Karlsruhe, der Hamburger Kunsthalle oder der Kunsthalle Mannheim laufen und erhält obendrein die zusätzlichen Werkinformationen per Video. Derzeit gibt es fünf Ausstellungen im Angebot – wir werden das zukünftig mal weiter verfolgen.

Links eine Arbeit von Yngve Holen, rechts eine rosafarbene Vase mit einer nackten Frau drauf von Zuzana Svatik.
Yngve Holen, Extended Operations XWB, 2014, Marble, honeycomb panel, carpet, emergency floor path system, stage element, 76 x 210 x 70 cm. Courtesy the artist and Galerie Neu, Berlin; Photo: Stefan Korte. // Zuzana Svatik, Bitches Running the Show, 2020, Glazed clay, 39 cm. Courtesy of the artist; Photo: Zuzana Svatik.

Die gegenwärtigen Umstände erfordern kreative Lösungen – ihr kennt das Spiel. Die Kleine Humboldt Galerie macht ihre Ausstellung “zwischen körpern” deswegen als Buch erfahrbar. Elf zeitgenössische Positionen – unter anderem von Stine Deja, Lotte Meret Effinger, Yngve Holen und Zuzana Svatik – nehmen den Körper als Austragungsort politischer Kämpfe in den Blick. Als Leser*innen der Publikation, die in Kooperation mit dem K. Verlag entstanden ist, könnt ihr blätternd zu Besucher*innen werden. Einfach online vorbestellen, kostenlos oder gegen einen freiwilligen Spendenbeitrag. Das digitale Rahmenprogramm startet am Freitag, den 19. März.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Eine Schwarz-Weiß-Fotografie vom Kottbusser Tor in Berlin, Architekturansicht eines Wohnkomplexes aus den 80er Jahren unmittelbar an der U-Bahn-Station Kottbusser Tor
Berliner Architekturen der 1980er Jahre – Audiowalk Route 2, Kottbusser Tor und NKZ, Tiefbauamt Kreuzberg, Senator für Verkehr und Betriebe, Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, u.a., Foto: © Ludger Paffrath.

“Kunst in Quarantäne” bedeutet nicht zwangsläufig, dass man ausschließlich Zuhause vor dem Bildschirm sitzen muss. Die Institutionen überlegen sich mittlerweile verschiedenste Konzepte, um trotz der Umstände einen breiten kulturellen Genuss zu ermöglichen. Und da man zwischendurch immer auch mal wieder raus muss, um frische Luft zu schnappen, kann man das Ganze in Berlin beispielsweise auch mit einem kleinen Architektur-Rundgang durch die 1980er Jahre verbinden. Die Berlinische Galerie bietet drei Audiowalks zum Thema “Raus in die Stadt” zwischen 60-90 Minuten an, die einem unterschiedliche Gebäude der Stadt und ihre Geschichte näherbringen.

Zu sehen ist die Gründerin der Galerie Kunst100, die in einen Laptop hinein winkt, auf dem steht auf einem Sticker "Du bist Kunst!", im Hintergrund ist eine Bildergalerie zu sehen und ein Tisch mit Büchern und Blumen drauf
© mariajatzlau.com

Die Online-Galerie Kunst100 bietet Malereien, Collagen, Sieb- und Linoldrucke, Fotografien und mehr zu fairen Preisen an. Über die Website kann man einen Termin für eine Gratis-Kunstberatung vereinbaren, sich sein Lieblingsstück anschließend bequem nach Hause liefern lassen und eigene kuratorische Fähigkeiten erproben. Es gibt außerdem regelmäßig Live-Vernissagen auf dem Instagram-Account der Galerie, wo die Arbeiten und Künstler*innen aus dem Angebot vorgestellt werden. Hier lohnt es sich, die Augen offen zu halten! Die nächste Vernissage findet kommenden Freitag, den 5. März, um 13 Uhr statt.

Für mehr Kunstgenuss zuhause: In der Region Wolfsburg-Braunschweig bietet der Kunstverein Wolfsburg einen Lieferdienst für Kunst an. Hier findet ihr das Interview zu “LieferArto” mit dem Leiter Justin Hoffmann.