Kunst in Quarantäne #22
Kunstgeschichte im Zeitgenössischen

23. Februar 2021 • Text von

Auch diese Woche eine bunte Mischung aus Kunstgeschichte und Zeitgenössischem: Online Channel des Goldsmiths Center for Contemporary Art, Tee und Talk mit Julia Peyton-Jones, Eintauchen in das Universum der Chicago Imagists und die Erörterung von friedlicher gesellschaftlicher Koexistenz bei KLEMM’S. Für Berliner*innen empfehlen wir eine Schaufensterpräsentation bei Diskurs.

Roland Carline, “Creativity at Home”, 2020, video still. Courtesy of the artist.

Das Goldsmiths College im Südosten Londons hat bekannte Künstlerpersönlichkeiten hervorgebracht. Lucian Freud, Sarah Lucas, Damien Hirst, Antony Gormley, Bridget Riley, um einige Namen zu nennen. Seit September 2018 besitzt die Hochschule ein eigenes Center for Contemporary Art – das Goldsmiths CCA. Neben Ausstellungen, Events, eigenen Editionen und Publikationen betreibt das CCA einen Online Channel mit Beiträgen zu den eigenen Projekten und darüber hinaus. Am Donnerstag, den 23. Februar findet von 20 bis 21 Uhr MEZ eine Lesung des Octavia Collectives statt zum Thema “Creativity in Solitude”. Darüber hinaus ein absolutes Must-See: Roland Carline, “Creativity at Home”. 

“Tea with Julia”, conversation with Julia Peyton-Jones and Erwin Wurm, 2020, YouTube, Screenshot.

Wir alle haben diesen Winter viel Tee getrunken (und Kaffee). Alleine, mit dem/der Partner*in, Mitbewohner*in. Sollte euch diese eingeschränkte Abwechslung beizeiten etwas fad werden – have a Tea with Julia! Auf dem YouTube-Kanal der Galerie Thaddaeus Ropac diskutiert die Kunsthistorikerin und ehemalige Co-Direktorin der Londoner Serpentine Gallery mit Erwin Wurm, Alvaro Barrington und zahlreichen anderen Akteur*innen der Kunst. Unterhaltsam und überaus aufschlussreich!

Website The Chicago Imagists, Screenshot. Courtesy of The Chicago Imagists.

Die Bezeichnung Chicago Imagists fasst eine Gruppe an Künstler*innen zusammen, welche sich in den 1960er Jahren um das Art Institute of Chicago formierte. Ihre Kunst verband Pop Art und Comic-Ästhetik, Surrealismus und das Groteske und widersetzte sich allen damals vorherrschenden Kunst-Trends aus New York. In ihrem Web-Archiv, oder ihrer archivarisch aufgebauten Webseite, lässt sich das Schaffen der Gruppe hervorragend studieren, Kunstgeschichte trifft dabei höchsten Unterhaltungswert.

Mahya Ketabchi, “Shamajin”, Detail, 2020. Foto Mahya Ketabchi © Mahya Ketabchi.

A Mouth; A Tale” lautet der Titel einer Ausstellung, welche sich den Voraussetzungen für eine friedliche und konstruktive Koexistenz von und in Gesellschaften widmet. In unterschiedlichen Medien adressieren Mahya Ketabchi, Laure Marville und Lotte Meret einseitige und heteronormative Gesellschaftsstrukturen und Formen von Macht und Unterdrückung. Da eine physische Eröffnung im Galerieraum derzeit ausbleiben muss, eröffnet die Ausstellung im Rahmen des Index Sunday Open am Sonntag, den 28. Feburar, von 12 bis 18 Uhr, mit zwei Soundarbeiten im Innenhof des Ausstellungsortes. Am 14. März findet um 17 Uhr eine Live-Performance von Lotte Meret via Instagram statt. Ausstellungsort ist der Showroom des KLEMM’S Berlin, Prinzessinnenstraße 29, 10969 Berlin. Die Ausstellung wird kuratiert von unserer Redakteurin Louisa Behr.

Schaufenster-Ausstellung bei Diskurs Berlin, links ein großes Fenster, wo ein Turm aus Beton zu sehen ist, rechts eine Tür, wo helles Licht erkennbar ist
Elinor Sahm, WONDERLAND: CONSTRUCTION, DISKURS Berlin, 2021. Photo: Nerya Shohat.

Für die zweigeteilte Schaufenster-Ausstellung “Wonderland: Construction” der Künstlerin Elinor Sahm bleibt die Tür des Projektraumes Diskurs Berlin geschlossen und der sonst weiße Ausstellungskubus kommt als Black Box daher. Auf der linken Seite der Fensterfront erhebt sich in einem Video ein geisterhafter, an Babylon erinnernder Turm aus Beton, der sich im Raum frei bewegt. Rechts offenbart sich ein Spiegelbild des Turms – als tatsächliches Modell und in klarer Formensprache. Elinor Sahm hat einen theatralischen Raum geschaffen, der aus dem Zusammenspiel von Licht und Reflexionen zum Leben erwacht. Der Raum ist Teil der Ausstellungsreihe “It May Sound Utopian” und kann bis Mittwoch, den 3. März, bei einem Spaziergang betrachtet werden. Die Ausstellung wurde von Anna Ratcliffe kuratiert.

Dieser Tipp kommt von Carolin Kralapp.