Kunst in Quarantäne #16
Aquarelle und Bananen

12. Januar 2021 • Text von

Für die weitere Zeit im Lockdown und als Abwechslung zu dunklen Winterstunden haben wir wieder spannende Tipps, um Kunst online zu erleben. Sebastian Jung begeistert mit Bananen, die Plattform solo show liefert abwechslungsreiche Ausstellungen, „Employed & Depressed“ eröffnet dort kommende Woche und wem das zu wenig optimistisch ist, der genießt eine Serie an Aquarellen von Andrea Zittel.

Ein gelber Delphin, der durch das tiefblaue Meer schwimmt.
Sebastian Jung, Bananen für Wuppertal © Bananen für Wuppertal.

“Leerstand ist Stillstand ist Missstand ist Notstand (…) Und aus dem Notstand erwächst die Notwendigkeit, etwas zu tun”. Deutliche Worte, die der Medienunternehmer Christian Boros im Rahmen des Kunstprojekts “Bananen für Wuppertal” fand. Letzteres ist ein multimediales Kunstprojekt, das der Künstler Sebastian Jung, initiiert durch den Kurator Alexander Wagner, ins Leben rief. “Bananen für Wuppertal” steht sinnbildlich für den Strukturwandel in westdeutschen Städten, die Frage nach Veränderung des Lebensraums Stadt. Es ist nicht mehr nur der Osten, der mit strukturschwachen Gegenden zu kämpfen hat, genauso trifft es ehemalige Blütestädte des westdeutschen Wirtschaftswachstums. Sebastian Jung, geboren in Jena, füttert mit aus dem Osten “gebrachten Bananen” den Elefanten Tuffi, den Patron der Stadt, den er in ehemaligen glanzvollen Einkaufzentren in der Wuppertaler Innenstadt anbrachte. Der zweite Teil der Intervention, ein Think-Tank sowie Bilder des Projekts sind online zu verfolgen.

Ein weißer Zombie, der auf einem Hausdach in New York City kniet.
“Kneeling Troll”, Ian Swanson, Solo Show Chapter 1, Courtesy of the artist and ASHES/ASHES, NYC

Eine kuratierte Publikationsstelle von Offsite-Ausstellungen. Klingt cool? Ist es auch. Die Plattform solo show wurde von Underground Flower, Rhizome Parking Garage und  Harlesden High Street während des ersten Lockdowns im letzten Jahr ins Leben gerufen, um einen Ersatz für die gesamten geschlossenen Ausstellungsräume zu bieten. Künstler und Künstlerinnen sind weiterhin eingeladen, Projekte einzureichen, die einzeln oder im Rahmen thematischer Ausstellungen wie “a postnet folk fanfiction fairytalemythology (p.1)” oder “Rather be your lover” präsentiert werden. Klicken lohnt sich!

Ein Computerbildschirm auf dem Employed & Depressed steht.
Good Job! Showroom, “Employed & Depressed” Courtesy Good Job! Showroom.

Wird 2021 wirklich alles besser werden? Nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington vergangene Woche ist man sich dessen nicht mehr so sicher. Thematisch passend dazu eröffnet der Good Job! Showroom am Montag, den 18. Januar, die Ausstellung “Employed & Depressed”, die sich nicht optimistischen Gedanken, sondern demotivierenden Inhalten mit Werken von Don Elektro, Nadja Kurz oder Matti Schulz widmen wird. Auch wenn wir guter Dinge nach vorne sehen, ein Besuch der virtuellen Gruppenshow, die auch auf der Plattform solo show gezeigt wird, ist definitiv lohnenswert.

Einblick in die Galerie Sprüth Magers in Berlin mit den Werken von Andrea Zittel.
Installation view, Andrea Zittel, Works on Paper, November 27, 2020 – February 13, 2021, Sprüth Magers Berlin © Andrea Zittel. Courtesy the artist and Sprüth Magers, Photo: Timo Ohler.

In ihrem Werk zeigt sie die Grenzen von Kunst und Architektur auf, hinterfragt die menschliche Vorstellung von Räumlichkeiten. Die amerikanische Künstlerin Andrea Zittel thematisiert in einer neuen Werkserie von Aquarellen die oftmals rechteckig Formen und Flächen, die zwar in der Natur fast vollends fehlen, jedoch als harte Kanten zur allgegenwärtigsten Form unserer Architektur geworden sind. Die warmen Farben der Aquarelle, die die Natur von Zittels Heimat Joshua Tree widerspiegeln, die sie auf die präzise gezeichneten Ecken der Architekturen treffen lässt, machen die Aquarellreihe, die gerade in der Galerie Sprüth Magers ausgestellt wird, zu einer sehr sehenswerten Werkschau. Hier online zu bestaunen.