Kunst in Quarantäne #14
Zukunft, Präsenz und Vergangenheit

15. Dezember 2020 • Text von

Der November war grau, der Dezember ist es auch. Gegen Wetter- und Lockdown-Tief haben wir auch diese Woche wieder ein paar wahre Schätze für euch ausgegraben: Stadt-Visionen, Burg-Legende, drei Must-See Viewing Rooms sowie spannende Vorträge zu Performance-Kunst. Aka: Splendid Isolation!

Das Bild zeigt eine digitale Fotocollage. Die einzelnen Bildausschnitte sind in amorphen Formen übereinander gelegt. Zu sehen sind unter anderem zwei Frauen mit Kopftuch vor einem Hochhaus beim Hacken von Boden; drei Kinder, welche mit einer Handy-Taschenlampe etwas zu lesen scheinen; ein Grill; ein Straßenarbeiter am Bode.
“Living the City”, Collage. Fotos: ZUS, Ossip van Duivenbode; Stijn Bollaert; Bêka & Lemoine, Homo Urbanus; We Are City Plaza, Claude Somot & Xiaofu Wang, Jack (Wizzel B); Nicola Zolin; Philip Mallis; MaaS Global; Fair Building; Superflex

Eine weitere Covid-19-Leidtragende: Die Ausstellung “Living the City. Eine Ausstellung über Städte, Menschen und Geschichten” sollte noch bis Sonntag, den 20. Dezember, in der Halle des Flughafen Tempelhofs zu besichtigen sein. Der Pandemie-bedingte Kultur-Stop kam auch hier zum Tragen. Die Online Version bietet jedoch einen lohnenden Ersatz. Gezeigt werden rund 50 internationale Projekte aus Stadtplanung, Kunst und Architektur. Interaktiv und zum Mit-Erleben.

Das Bild zeigt einen Mann und eine Frau in einer Graslandschaft mit Ruine. Die Frau ist dabei, Hühner zu füttern, welche vor Ihnen laufen. Die Kleidung der Personen scheint nahöstlich, die Frau trägt einen grünen Kaftan und ein weiß-violettes Kopftuch, der Mann einen langen Mantel und eine Art Pelz-Turban.
Sergej Parajanov, “The Legend of the Suram Fortress”, 1984, filmstill. Courtesy of The Parajanov Institute.

Parajanov, Klappe die Dritte. Einigen von euch wird der Name Sergej Parajanov bereits aus früheren Beiträgen der Kunst in Quarantäne bekannt sein. Der Film “The Legend of The Suram Fortress” (1984) ist ein weiteres Meisterwerk des armenischen Regisseurs und gewann den Preis für den Best Innovative Film des Filmfestivals Rotterdam. Bildgewaltig, surreal, magisch. Der Film ist online in verschiedenen Streaming-Plattformen vertreten.

Ein in grüne gehaltenes Videostill mit Anna Ehrenstein aus der Serie "A Video Series on Performance and Communities".
Anna-Ehrenstein, As a Part of A Video Series on Performance and Communities, Image Credit: Studio-Pandan.

Wie kann sich die Performance, die sich durch eine für gewöhnlich körperliche Präsenz der agierenden KünstlerInnen auszeichnet, in der aktuellen Situation weiter entwickeln? Wie kann sie auch im digitalen Bereich provozieren und anstoßen? Welchen aktuellen Tendenzen ist die Performancekunst ausgesetzt? Diesen und weiteren Fragen stellen sich geladene internationale Teilhabende der Vortragsreihe “A Video Series on Performance and Community“. In der von Dr. Anna-Lena Werner organisierten Veranstaltung, die im Rahmen des Forschungsprojekts “Circulating Narratives – Entangling Communities: Case Studies in Global Performance Art” stattfindet, sprechen namhafte KünstlerInnen und KuratorInnen wie Anna Ehrenstein, Ho Tzu Nyen oder Anna Catharina Gebbers über eigene sowie allgemeine performative Praktiken.

Dieser Tipp stammt von Teresa Hantke.

Wenn “Corona” das Wort des Jahres ist, ist “OVR/ Online Viewing Room” jenes des Kunstsektors. Während viele darunter mehr schlecht als recht ihr Verkaufs-Interesse verschleiern, ist hier eine Top-3 von Viewing Rooms, die es sich WIRKLICH lohnt anzuschauen:

Das Bild zeigt eine künstlerische Installation. Sie scheint sich in einem Theater zu befinden, im Hintergrund des Bildes ist ein roter Vorhang zu sehen. Die Installation besteht aus einem Glaskasten mit einem Holzgestell am Boden. In dem Kasten scheinen kleine weiße Bälle zu liegen. Über dem Kasten hängen Lampion-artige Gebilde, um welche Drahtgerüste angebracht sind. Die Gebilde sind beleuchtet.
Chen Zhen, “Field of Synergy”, 2000, installation view. Courtesy of the artist and Galleria Continua. Photo: Attilio Maranzano

Remembering Chen Zhen“: Eine umfassende Kontextualisierung der Arbeit “Field of Synergy” (2001) des chinesischen Künstlers Chen Zhen. Mit Exkursen zu Physik, Medizin und Philosohpie – Synergie als “Transexperience” bei Galleria Continua.

Das Bild zeigt eine künstlerische Installation. Sie besteht aus einer aufrecht stehenden Fläche, welche aus  Lehm oder ähnlichem Material zu besten scheint. In das Material sind Worte eingeritzt. Die Fläche ist von hinten beleuchtet oder scheint zu brennen, wodurch die Worte in der Oberfläche zu glühen scheinen. Rechts neben der Mitte der Fläche ist aus dem selben Material ein Kopf mit geschlossenen Augen angebracht. Im Vordergrund des Bildes ist ein unregelmäßiger lehmfarbener Fußboden zu sehen, im Hintergrund eine weiße Wand.
Kiyan Williams, “The Fire Next Time, 2020. Courtesy of the artist and David Kordansky Gallery.

Listening for the Unsaid“: Eine Ausstellung der David Kordansky Gallery, welche die Frage nach einer gewaltfreien, alternativen Art der Geschichtserzählung aus der Perspektive Schwarzer Künstler/ Black artists beleuchtet. Die Ausstellung ist noch bis Samstag, den 19. Dezember, zu besichtigen.

Das Bild zeigt einen gebeugten menschlichen Oberkörper, bei welchem die Arme die Beine umschließen. Der Körper scheint mit dem Rücken auf dem Bildboden zu liegen, Beine und Aber zeigen aus dem oberen Rand des Bildes hinaus. Die Figur trägt einen Atronauten-Helm und eine Art Turner-Leibchen. Der Körper scheint sehr muskulös. Bei der Darstellung handelt es sich um eine Bleistiftzeichnung mit neon-gelben und -Pinken Markierungen.
Ruby Onyinyechi Amaze, “#2 of 17 Swimming Pools [Divers]”, 2020, detail. Courtesy of the artist and Goodman Gallery.

The ones that stayed“: Eine Ausstellung der nigerianischen Künstlerin Ruby Onyinyechi Amaze bei Goodman Gallery. Ihre großformatigen Zeichnungen teilen den Fokus auf dem Material Papier, in Zoom-In Features wird dieser virtuell erfahrbar. Die Ausstellung ist noch bis Samstag, den 9. Januar 2021, zu besichtigen.

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