Kunst in Quarantäne #11
Virtuelle Rundgänge, ferne Festivals

24. November 2020 • Text von

Zu unserer Freude ist das Internet unerschöpflich und bietet stetig neue Ideen für die Kunst. Diese Woche sehenswert sind der CK_OffSpace, die Luxembourg Art Week, der Raum www, die KW-Videorundgänge, New Nature Vitrines und die LOOP Barcelona.

Online Ausstellung, schwarz weiß
(c) Juana Anzellini, courtesy to CK-Offspace

Ausstellungen auf Instagram gibt es gerade einige, aber ganz besonders gut ausgearbeitet hat dieses Format der CK_OffSpace. Für den digitalen Galerieraum fertigen Künstler*innen kleine Leinwände, Skulpturen oder Installationen an. Die aktuelle Ausstellung zeigt Werke der Künstlerin Juana Anzellini. In ihrer Arbeit mit Malerei, Zeichnung und Druck beschäftigt sie sich vor allem mit dem Thema der Blindheit und deren Grenzen in den Wahrnehmungsbereichen. Diese Räume erforscht sie nicht nur aus physischer, sondern auch aus psychischer Perspektive. Mehr zum CK_OffSpace gibts in unserer Review hier.

Eingang zur Luxemburg Art Week 3D-Tour.
Courtesy of Luxembourg Art Week.

Messe-technisch war das echt nichts mit 2020. Alles abgesagt, keine Chance. Kaum war der erste Schock verdaut, machten sich einige in weiser Voraussicht jedoch daran, Online-Konzepte zu entwickeln. Und was soll ich sagen – nachdem ich mich genau solchen Formaten monatelang verwehrt habe, hat mich die Luxembourg Art Week tatsächlich überzeugt. So ein Messerundgang funktioniert nämlich auch ganz hervorrangend virtuell mit 3D-Modell. Man klickt sich von Booth zu Booth, was gefällt, wird via Pop-up-Fenster genauer unter die Lupe genommen und nach Belieben mit dem Cursor abgezoomt. Zu entdecken sind zum Beispiel ein Aschenbecherbild von David Hockney (Galerie Lelong & Co.), absurde Gliedmaßenmalerei von Sophie Ulrich (Nosbaum Reding Projects), farbenfrohe Muster von Claude Viallat (Ceysson & Bénétière) oder Smartphone-Props von Tilman Hornig (Gebr. Lehmann). Offiziell ist die Luxembourg Art Week bereits vorbei, doch der virtuelle Rundgang wurde bis Sonntag, den 29. November, verlängert.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke. In freundlicher Zusammenarbeit mit der Luxembourg Art Week.

Screenshot des Online-Archivs Raum www.
(c) raum www

Ziemlich clever aufgebaut ist die Website von Raum www – gescrollt werden kann in jede Richtung und auch Zoom ist jederzeit und bildfüllend für jedes Detail, ob Abbildung einer Ausstellungsansicht, Arbeit oder Render einer potenziellen Ausstellungssituation, möglich. Die Online-Plattform sammelt Ausstellungen und kulturelle Projekte, die wegen der Covid19-Pandemie abgesagt, verschoben oder geschlossen werden mussten, und schafft auf diesem Wege einen hierachiefreien Raum mit vielen Infos zu verschiedenen Künstler*innen und ihren Arbeiten. Zuletzt haben wir mit den Organisatoren Daniel Hahn und Johannes Mundiger über die Auswirkungen des “Lockdown light” gesprochen.

Filmstil, Mann mit Augenbinde
Carlos Motta, Installation view (detail), 11th Berlin Biennale, KW Institute for Contemporary Art, 5.9.–1.11.2020 Courtesy Galeria Vermelho, São Paulo; P.P.O.W. Gallery, New York; mor charpentier, Paris, Photo: Silke Briel

Die 11. Berlin Biennale war in diesem Jahr zeitlich so gut gelegen, dass sie tatsächlich im realen Leben stattfinden konnte. Um die Ausstellungen im Nachgang trotzdem noch für alle zugänglich zu machen, haben die Organisator*innen Videorundgänge durch die vier Ausstellungsorte KW Institute for Contemporary Art, daadgalerie, Gropius Bau und 11. Berlin Biennale c/o ExRotaprint organisiert. Auf diesem Wege kann jede*r eine ganz private Führung mit den Kurator*innen María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio erhalten.

Sonnenuntergang
I SI VEURE ERA EL FOC (c) LOOP Barcelona

So schwierig alles ja gerade sein mag, immerhin kann man jetzt auch an Festivals teilhaben, die man sonst vielleicht nicht besuchen hätte können. So zum Beispiel die LOOP Barcelona. Das Festival für Videokunst ist bis Donnerstag, den 10. Dezember, mit einem breiten Programm aus Ausstellungen, die von internationalen Kurator*innen aus verschiedenen Sammlungen zusammengestellt und von Produktionsfirmen konzipiert wurden, online zu sehen. Auf diesem Wege gibt die Plattform Zugang zu selten gesehen Werken namhafter Künstler*innen.

Berg
(c) Jenna Sutela

Für einen ausgiebigen Herbstspaziergang von Kreuzberg nach Schöneberg bietet sich das Programm von “New Nature Vitrines” an. In den Vitrinen der Ausstellungsräume feldfünf und goeben Berlin lassen sich nämlich audiovisuelle Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, Filmschaffender, Technolog*innen und Wissenschaftler*innen finden. Indem diese Codes und Konventionen von Naturfilmen aufgreifen oder sie ganz untergraben, stellen sie Geschichten und Perspektiven in den Vordergrund, die den inhärenten Anthropozentrismus von Bildern hinterfragen.

WANN: In feldfünf noch bis Sonntag, den 29. November, und in goeben Berlin bis Sonntag, den 6. Dezember.
WO: feldfünf, Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7-8, 10969 Berlin und goeben Berlin, Goebenstraße 22, 10783 Berlin.

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