Rund um Berlin
Ausflüge in Sachen Kunst

14. August 2020 • Text von

Wieder Sommer und alle wollen an den See. Nicht, dass dagegen grundsätzlich etwas einzuwenden wäre. Aber wäre es nicht schön, wenn es da irgendwie auch Kunst gäbe inmitten der Natur? Wir haben für euch unsere liebsten Ausflugsziele rund um Berlin zusammengestellt.

Schwarze Skulptur von Monika Sosnowska im Garten des Schlossguts Schwante. Die Arbeit ist Teil des Skulpturenparks.
Monika Sosnowska, Stairs, 2019, © Monika Sosnowska, courtesy the artist and Hauser & Wirth, image by Hanno Plate.

Berlin im Sommer ist fabelhaft. Bier am Kanal, Eis auf dem Feld, Frühstück auf einem dieser Dächer, die man zwar nicht betreten soll, deren Betreten aber auch noch niemandem das Genick gebrochen hat. Trotzdem wollen wir ab und an auch raus aus der Stadt. Da gibt es unzählige Möglichkeiten. Auf gallerytalk.net geht es jedoch um zeitgenössische Kunst und drum präsentieren wir euch an dieser Stelle fünf Ausflugsziele rund um Berlin, bei denen ihr in der Hinsicht ganz auf eure Kosten kommt.

Skulpturenpark Schwante

Im Nordwesten Berlins liegt das Schlossgut Schwante und das wartet seit diesem Sommer mit einem Skulpturenpark auf. Inmitten liebevoll domestizierter Natur finden sich Arbeiten von renommierten Künstler*innen wie Hans Arp, Dan Graham, Gregor Hildebrandt, Maria Loboda oder Toshihiko Mitsuya, insgesamt 23 an der Zahl. Die lassen sich gemütlich abschreiten. Päuschen in der Hängematte hier, Päuschen auf dem Liegestuhl da. Die gefühlten 12 Sekunden Verweildauer vor Skulpturen im musealen Kontext werden da auch mal überschritten. Genau so soll das!

WANN: Die Ausstellung „Sculpture & Nature“ ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen, immer Freitag, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
WO: Schlossgut Schwante, Schlossplatz 1-3, 16727 Oberkrämer OT Schwante.

Eine blaue Flagge mit einem Auge und Tränen darauf hängt an einem Fahnenmast im Grünen.
Zuza Golińska: “Crying Flag”, ausgestellt im Rahmen des Projekts “Flagge zeigen” von Infected Landscapes, 2020.

Infected Landscapes

Wenn ihr in diesem Sommer nur einen größeren Radausflug machen wollt, dann diesen: Rund um den Scharmützelsee und den Storkower See wehen ganz besondere Flaggen, die entdeckt werden wollen. Für das Projekt „Flagge zeigen“ von Infected Landscapes haben 28 Künstler*innen aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie dem Übergangsstaat Großbritannien Flaggen entworfen. Damit bespielen sie nun andernfalls ungenutzte Masten. Entdeckt Yorgos Sapountzis am Storkower Marktplatz, Raul Walch im Segelverein Wendisch Rietz oder Kris Lemsalu am Bahnhof Bad Saarow. Entweder ihr nehmt an einer geführten Radtour teil oder ihr steckt euch selbst eine Route. Hauptsache, ihr macht es!

WANN: Die Flaggen sind noch bis zum 30. Oktober im Rahmen des Projekts von Infected Landscapes installiert.
WO: Rund um Scharmützelsee und Storkower See. Eine Faltkarte gibt es kostenlos in Tourismusbüros im ganzen Oder-Spree-Gebiet. Sie ist auch online abrufbar.

Zu sehen ist eine hell ausgeleuchtete Deckenwölbung des E-Werks Luckenwalde. Im Hintergrund ist ein buntes Glasfenster.
Innenansicht E-WERK Luckenwalde.

E-WERK Luckenwalde

Südlich von Berlin liegt das E-WERK. Das ehemalige Kohlekraftwerk ist zum Schauplatz utopischer Unternehmungen geworden. Wo es einst qualmte, gibt es nun zum Beispiel bald Kunststrom für alle. Im September wartet man vor Ort gleich mit zwei neuen Freiluftprojekten auf. Eins davon ist eine Skulptur des Kollektivs Performance Electrics aus historischen Zapfsäulen. Diese werden als Stromanschlüsse wieder nutzbar gemacht. Besucher*innen des Kunstorts können so ihre Mobiltelefone oder sogar E-Bikes 24 Stunden am Tag kostenlos mit Kunststrom laden. Außerdem eröffnet mit „TRAFO“ eine Küchenbar mit kohlenstoffarmer Ernährung. Sie soll Denkfabrik für ökologische Ernährung sein. Im Rahmen des Workshop-Programms „Essen Für Alle“ ist zum Beispiel das Küchen-Team Studio Ólafur Elíasson zu Gast.

WANN: Am Samstag, den 12. September, ab 16 Uhr eröffnen die beiden Freiluftprojekte des E-WERKs zeitgleich mit der Berlin Art Week. Die Online-Ausstellung „The Artist as Consultant“ läuft übrigens auch noch – und zwar bis zum 24. September.
WO: E-WERK Luckenwalde, Rudolf Breitscheid-Str. 73, 14943 Luckenwalde.

Foto von der Art Biesenthal 2019. Zu sehen ist eine lila Skulptur auf einer Wiese, drumherum Menschen.
Art Biesenthal.

Art Biesenthal

Einmal im Jahr ist nordöstlich von Berlin Art Biesenthal. Zu sehen gibt es eine Menge – in diesem Jahr zum Beispiel Arbeiten von Via Lewandowsky, Nicola Martini, Paola Siri Renard und Raul Walch. Mindestens genauso wichtig: das Essen. Denn auch hier fährt die Art Biesenthal richtig auf. Mit Nobelhart & Schmutzig, Otto Berlin und Cookies Cream kümmern sich drei Berliner Top-Locations um die Verpflegung der Ausflügler*innen.

WANN: Die Vernissage ist am Samstag, den 15. August. Die ART Biesenthal läuft bis Samstag, den 5. September. Achtung: Tickets müsst ihr vorab online erwerben.
WO: Wehrmühle Biesenthal, Wehrmühlenweg 8, 16359 Biesenthal.

Außenansicht Mies van der Rohe Haus. Durchs Fenster zu sehen: Die Ausstellung "Screens and Sieves" der Künstlerin Veronika Kellndorfer.
Mies van der Rohe Haus. Ausstellung “Screens and Sieves” der Künstlerin Veronika Kellndorfer. Copyright Stefan Meyer.

Mies van der Rohe Haus

Nicht ganz so weit außerhalb der Stadt liegt das Mies van der Rohe Haus. Und ja, ja, Ludwig Mies van der Rohe war kein zeitgenössischer Künstler in dem Sinne. Aber ich vermute einfach mal, wer hier mitliest, interessiert sich auch für ein bisschen klassische Moderne. Außerdem ist es erklärtes Ziel des Hauses, Architektur, Natur und Kunst zu verbinden. So gibt es denn neben dem 1932 erbauten Haus Lemke in Alt-Hohenschönhausen immer auch eine Ausstellung zu sehen. Noch bis Ende des Jahres ist das „Screens & Sieves“ von Veronika Kellndorfer.

WANN: Von Dienstag bis Sonntag können Haus, Ausstellung und Garten von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden.
WO: Mies van der Rohe Haus, Oberseestraße 60, 13053 Berlin.

Lichtdurchfluteter Innenraum des Schloss Lieberose. Zu sehen sind drei Metallskulpturen in Grüntönen von Bettina Pousstchi.
Rohkunstbau 25. Installationsansicht. Bettina Pousstchi: 3 Objekte aus Baumschutzbügeln, beschichteter Edelstahl, ca.200x100x80cm © Jan Brockhaus.

Rohkunstbau

Rückzugsgebiete abseits der Metropolen sind genau das, was das Brandenburger Kunstfestival Rohkunstbau schaffen will. In diesem Jahr ist mit „ZÄRTLICHKEIT – Vom Zusammenleben“ bereits die 25. Ausstellung zu sehen. 20 Künstler*innen zeigen im Schloss Lieberose südöstlich von Berlin ihre Arbeiten in historischen Räumen. Da liegt Michael Sailstorfers „Teppich Schöneberg“ aus abgelegten Polizeiuniformen, dort läuft „The Swap“ von Julian Rosefeldt (den Film könnt ihr euch übrigens auch online anschauen), im Hof Skulpturen von Alicja Kwade und Ayşe Erkmen. Das Gebäude will erkundet werden!

WANN: Die Ausstellung „ZÄRTLICHKEIT – Vom Zusammenleben“ läuft noch bis Sonntag, den 20. September. Besuchen könnt ihr sie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr.
WO: Schloss Lieberose, Schlosshof 3, 15868 Lieberose/Spreewald.

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