Kunst, aber draußen
Tipps für den Sommer in Berlin

31. Juli 2025 • Text von

Ein Ausstellungsbesuch schafft es vermutlich nicht in die Top 5 der sommerlichen Freizeitaktivitäten. Doch in Berlin könnt ihr auch mit tropfender Eiswaffel in der Hand problemlos Kunst anschauen – während eines Spaziergangs oder im Freibad.

Arbeiten von Amine Habki und Maya Mann installiert bei Tropez im Sommerbad am Humboldthain.
Amine Habki: your fears will gather dust (detail), 2025. Plexiglas, T-Shirt, Stickerei, Holz, Zeichnungen 40 x 30 x 32cm x 2. Foto: Rosa Merk. // Maya Man: Glitter Tubes (Waterproof), 2025. Glitzerschwimmringe, Tinte, Plastikkette 230 x 320 cm. Foto: Rosa Merk.

Tropez: „Parasite“

Ein Klassiker unter den sommerlichen Kunstorten ist das Tropez. In diesem Jahr tritt die Gruppenausstellung „Parasite“ an, das Unangepasste zu zelebrieren – inklusive Minigolf-Parcours des Projekts Sundays. Um die Ausstellung zu sehen, müsst ihr ein Ticket fürs Sommerbad im Humboldthain lösen. Da wäre es ja schön blöd, nicht wenigstens eine Portion Pommes lang auf einem Handtuch in der Sonne zu fläzen. Handtuch vergessen, kein Problem? Die „Tropez Towels“, gestaltet unter anderem von Mary-Audrey Ramirez, gibt es vor Ort zu kaufen.

WANN: Die Ausstellung „Parasite“ läuft bis zum 7. September.
WO: Tropez im Sommerbad Humboldthain, Wiesenstraße 1, 13357 Berlin.

Foto vom Balkon des Museums Hamburger Bahnhof auf das begrünte Rondell davor. Eine Buchsbaumhecke rahmt Wildwuchs.
Unendliche Ausstellung: John Knight, The Right to be Lazy (Das Recht auf Faulheit), 2007 / 2009 fortwährend, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, 2009 erworben durch die Stiftung des Vereins der Freunde der Nationalgalerie für zeitgenössische Kunst, Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jacopo La Forgia, © John Knight.

Hamburger Bahnhof: „Unendliche Ausstellung“

100 Male dagewesen, aber die Augen nicht ordentlich aufgemacht? Der Hamburger Bahnhof wartet stets mit mehreren Ausstellungen auf. Eine davon kann man übersehen, wäre da nicht das schöne Faltblatt, das Besuchende zu den Kunstwerken führt, die permanent sind – nicht nur im Museum selbst, sondern auch darum herum. Den Großteil der „Unendlichen Ausstellung“ könnt ihr sehen, ohne Eintritt zu zahlen.

Viele werden den funktionslosen Geldautomaten von Elmgreen & Dragset schon mal wahrgenommen haben. Die Neonröhren an der Außenfassade sind recht leicht als Arbeit von Dan Flavin zu erkennen. Aber wusstet ihr zum Beispiel, dass es sich beim wild bewachsenen Rondell um eine Installation von John Knight handelt oder dass man einmal ums Museum herum gehen und sich ins „Double Cage Piece“ von Bruce Nauman quetschen kann? Eben.

WANN: Die Ausstellung „Unendliche Ausstellung“ ist dauerhaft zu sehen, online gibt es eine Karte mit allen Kunstwerken.
WO: Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Invalidenstraße 50, 10557 Berlin.

Institut Français Berlin: „Les Vitrines“

Denkbar unverbindlich gestaltet sich ein Besuch der Ausstellungen im Institut Français Berlin. Der Name des Formats „Les Vitrines“ verrät es bereits: Es wird Kunst im Schaufenster gezeigt. Wer sich auf dem Ku’damm wiederfindet, braucht den Bummel nicht groß zu unterbrechen und bekommt dennoch Kunst geboten. In diesem Jahr bespielt Kuratorin Indira Béraud die knapp 25 Meter lange Glasbox mit mehr als schlichter Auslagenpräsentation. Die erste Ausstellung von Isabella Benshimol Toro gewährte einen intimen Einblick in häusliches Leben. Aktuell hat Valentin Vert ein imaginäres Forschungsprojekt ausgebreitet.

WANN: Die Ausstellung „Best Before:“ von Valentin Vert läuft bis zum 11. Januar 2026.
WO: Institut Français Berlin, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin.

Nur wenige Gehminuten entfernt überbrücken übrigens zwei weitere sehenswerte Ausstellungen ganz klassisch in Galerien das sogenannte Sommerloch: CFA zeigt Christian Jankowski, Société zeigt Lu Yang.

Anton Steenbock die raum gallerytalk
Anton Steenbock, Fortuna Super Fruits, 2025, Installation, Foto: Jan Windszus. // Anton Steenbock, Fortuna Super Fruits, 2025, Installation, Foto: Jan Windszus.

Die Raum: Anton Steenbock

Wer lieber in Prenzlauer Berg herumspaziert, kann sich ähnlich unverbindlich der bunten Fensterfolie an der Oderberger Straße 56 nähern und dort rund um die Uhr die Nase an die Scheibe drücken. Absperrband markiert ein Guckloch auf fünf Quadratmeter Die Raum. Anton Steenbock zeigt dort im Rahmen seiner Ausstellung „Fortuna Super Fruits“ unter anderem eine entgeisterte Spielo-Sonne und eine entfremdete Slot Machine.

WANN: Die Ausstellung „Fortuna Super Fruits“ von Anton Steenbock läuft bis zum 3. September.
WO:
die raum, Oderberger Straße 56, 10435 Berlin.

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Neda Saeedi, Monument of Oblivion: River of Lethe, 2025, Foto: Wataru Murakami.

Klosterruine: Neda Saeedi

In der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche indiziert eine aufgetürmte Schuttrutsche zur Abwechslung mal kein zäh voranschreitendes Bauprojekt. Die grauen Plastikelemente sind Teil einer Soundinstallation von Neda Saeedi. Im für Kulturveranstaltungen genutzten Baudenkmal inszeniert die Künstlerin einen Kreislauf von Auf- und Abbau. Wem wurden Denkmäler errichtet und wem gerade nicht? Woran soll erinnert werden und was vergessen? Darüber lässt sich inmitten der Überreste zerstörter Backsteingotik unter freiem Himmel sinnieren.

WANN: Die Ausstellung „Monument of Oblivion: River of Lethe“ von Neda Saeedi läuft bis zum 26. April 2026.
WO: Klosterruine Berlin, Klosterstraße 73a, 10179 Berlin.

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nGbK: “Dissident Paths: Walking Together as a Method”. Design: Paula Buškevica.

nGbK: „Dissident Paths“

Wer beim nächsten Spaziergang einfach mal die Kontrolle abgeben möchte. Ist dank der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) bestens versorgt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dissident Paths: Walking Together as a Method“ leiten Künstler:innen, Kollektive, Autor:innen und Kulturtheoretiker:innen durch die Stadt. „Wie wird Gehen zu einem Akt des Widerstands, einer Rückeroberung oder einer Neuerfindung?“ steht als Frage über dem Programm. Im August geht es zum Beispiel von einer öffentlichen Toilette im Preußenpark, dem ehemaligen Thai Park, in Richtung Barstraße oder von der nordkoreanischen Botschaft zum Friedhof im Tiergarten.

WANN: Die Veranstaltungsreihe „Dissident Paths: Walking Together as a Method“ umfasst Termine bis Oktober.
WO: An verschiedenen Orten in Berlin. Infos via nGbK – Neue Gesellschaft für bildende Kunst.

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