Konstruktion_Reflexion Sammlung Bogner im mumok
10. Dezember 2016 • Text von Iris Kühn
Gertraud und Dieter Bogner sind aus der österreichischen Kunstlandschaft schon lange nicht mehr wegzudenken. 2007 übergaben sie ihre Sammlung dem mumok. In Konstruktion_Reflexion stehen Farbe, Fläche, Striche und Punkten einander gegenüber. Ein Wechselspiel zwischen Form und Inhalt erwartet den Besucher.
Gertraud und Dieter Bogner übergaben bereits 2007 ihre Sammlung als Geschenk dem Museum für Moderne Kunst (mumok) in Wien – „ohne Wenn und Aber“. Nun lud das Museum das KunsthistorikerInnen Paar ein, die Ausstellungsfläche im Erdgeschoss zu bespielen. In „Konstruktion_Reflexion“ können sich die Besucher einen Blick über die in der Sammlung repräsentierten Werke verschaffen.
Gleich zu Beginn der Ausstellung muss sich der Besucher entscheiden. Auf einem Podest ist ein Glas präsentiert, das bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. “Halbvoll / Halbleer” nennt sich die Arbeit vom tschechischen Künstler Frantisek Lesák aus 1975. Es wird die Frage nach individueller Wahrnehmung in den Raum gestellt, die sich durch die gesamte Ausstellung zieht.
Zentrale Thematik in der Sammlungsgeschichte der Bogners spielt die „Politik der Form“. Entgegen Trends der damaligen Zeit war es der Inhalt sowie das Wechselspiel zwischen eben diesem Inhalt und der Form, der das Paar begeisterte. Von Anfang an legten sie somit den Schwerpunkt ihrer Sammlung auf geometrische Abstraktion sowie system-konstruktive Gestaltungsverfahren und trugen damit einen wesentlichen Beitrag zur Kunstgeschichte der letzten 50 Jahre bei. Erst später kam ein Interesse für konzeptuelle und medienreflexive Positionen hinzu. Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten zeigt eben dieses auf. Neben österreichischen Größen wie Heimo Zobernig oder Peter Weibel sind internationale Künstler wie Dan Graham und Dóra Mauer repräsentiert.
In Heimo Zobernigs Arbeit O.T. aus 1989 werden Theoriebezüge von Malerei und Form einander gegenübergestellt. Die Bilder beziehen sich auf ihren umliegenden Raum und sprechen erneut unsere Wahrnehmung an. In diesen reflexiven Malereien soll der Betrachter als Interpret wahrgenommen werden.
In einer weiteren Serie wird an die Tradition der konstruktivistischen Moderne angeknüpft. Architektur, Abstraktion und Skulpturen werden mit medialen Grenzgängen verbunden, wodurch auch ein utopisches Potenzial zum Tragen kommt. Zu diesen Arbeiten zählt auch das Modell des “Star of David” von Dan Graham aus 1989. Mit seiner verspiegelten Architektur zeigt er dem Besucher neue Wahrnehmungswelten auf. Im Schloss Buchberg in Niederösterreich, das den Bogners als Ausstellungsfläche dient, kann der “Star of David Pavillon” übrigens besichtigt werden.
Neben Malerei und Farbe sowie Architektur und mediale Grenzzüge sind auch Filmische Arbeiten und Medienkunst aus der Sammlung Bogner präsentiert. Welchen Einfluss hat die Medienrealität auf persönliche Identitätsbilder? Wie prägen gesellschaftliche Machtstrukturen das soziale Umfeld? Mit diesen Fragen beschäftigen sich etwa Doris Margreiter in ihrer Videoinstallation “Short Hills” oder Peter Weibel mit seinem “Österreichzimmer”.
In dieser umfassenden Show wird die Relevanz der Sammlung von Gertraud und Dieter Bogner für die Kunstgeschichte der letzten 50 Jahre aufgezeigt. Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten zieht sich von Malerei und symbolischer Architektur bis hin zu filmischen Arbeiten, die sich alle mit der subjektiven Wahrnehmung des Betrachters beschäftigen. Eine tolle Auswahl, die auf jeden Fall einen Besuch Wert ist.
WANN: Die Ausstellung läuft noch bis 17.April.
WO: mumok, Museumsplatz 1, 1070 Wien.