Jahresausstellung '16 der AdbK München Aktuelle Arbeiten aller Semester
19. Juli 2016 • Text von Quirin Brunnmeier
Kunst in allen erdenklichen Medien, offene Ateliers und Werkstätten, Performances, Konzerte und Vorträge. Auch am Ende dieses Sommersemesters öffnet die Münchner Kunstakademie mal wieder ihre Türen zur Jahresausstellung.
Während der Ausstellung können die Besucher sich die aktuellen Arbeiten von Studierenden aller Semester und Fachrichtungen ansehen und die Interessierten strömen nur so herbei. Das konnten sich unsere Autoren natürlich nicht entgehen lassen. Ann-Kathrin Ntokalou und Quirin Brunnmeier berichten von ihrem Besuch. Es war einiges geboten.
Bei einer Jahresausstellung ist es immer eine schwierige Aufgabe, den begrenzten Platz der Klassenräume gut zu nutzen, findet Quirin Brunnmeier. Ein Professor will seine Studenten möglichst gut präsentieren, die angehenden Künstler möglichst viel zeigen. Daher kann es dazu kommen, dass die Bilder zu eng hängen, die einzelnen Arbeiten in der schieren Masse einfach untergehen, nicht den Platzt bekommen, den sie eigentlich benötigen. In diesem Jahr haben zwei Klassen dieses Problem auf ähnliche Weise gelöst und interessante Wege gefunden, die medialen, skulpturalen und performativen Arbeiten der Studenten zu zeigen. Den ansonsten leeren Raum der Klasse Stephan Huber dominiert eine zentrale Säule. Auf ihr montiert ist eine motorisierte Drehscheibe, die einen Video-Projektor in Bewegung versetzt. Die Scheibe dreht sich alle vier Minuten einmal um sich selbst, der Kegel der Projektion erfasst in dieser Drehung die gesamte Klasse. Gezeigt werden im selben Raum abgefilmte Ausstellungssituationen und Performances. Der Ort doppelt sich so, die Bilder der Projektion überlappen sich mit der Architektur des tatsächlichen Spaces. Und auch die so gezeigten Arbeiten der Klassenmitglieder kommen auf diese Weise in unterschiedlichen Konstellationen zueinander, ergänzen und verfremden sich gegenseitig, virtuell und analog.
Virtuelles und Analoges, Konkretes und Abstraktes verbindet auch die Präsentation der Medienklasse Klaus vom Bruch. Unter dem Titel „Panorama“ werden Video-Arbeiten gezeigt, die auf eine elliptische Doppeleinwand projiziert werden. Die kurzen Clips laufen, wie in einer Playlist, nacheinander ab, die Zuschauer nehmen in Kinositzen platz. Virtuelle Welten treffen so in kurzer Abfolge auf verfremdete Bilder und Video-Collagen, humorvolle Arbeiten auf dramatische. Das Format der Präsentation schafft so eine homogene und doch spannende Klassen-Schau.
Was die Malerei anbelangt, sticht für Ann-Kathrin Ntokalou vor allem die Klasse Karin Kneffel mit ihrer Präsentation „Doppelter Boden“ hervor. Textile Konzepte, Studien von Licht und Schatten sowie botanische Cluster geben den Ton an. Besonders Andreas Zaglers Arbeiten überraschen durch ihre plastische, vielschichtige Art. Unter anderem formieren sich hier vor real anmutendem Hintergrund violette Linien zum Quadrat und geben dem Gesamtbild einen geradezu virtuellen Charakter.
Die begehbare Installation „Fortan“ der Klasse Albert Hien ist nichts für klaustrophobische Besucher, wohl aber für Ästheten. Neben all den offenen Akademieräumen begibt man sich hier in den Bauch eines – ja was eigentlich? Gesteppte, gepolsterte und plissierte Flächen formen eine Raumfolge, die zwischen futuristischem Raumschiff und der Private First Class Suite auf einem Emirates-Flug changiert. Es zieht einen hinein in ein schwarz-weißes Labyrinth, das vor allem durch seine exakte, klare und professionelle Umsetzung überrascht.
Klug und zugleich humorvoll gibt sich die Präsentation der Schmuckklasse unter Leitung von Karen Pontoppidan. An zwei sich gegenüberliegenden Wänden hängen die Arbeiten der Studierenden einzeln aufgereiht. Im steten Wechsel werden Personen auf den Schmuck projiziert, wodurch dieser erst im abgedunkelten Raum sichtbar wird. Deutlich wird wie Schmuck den Menschen, seine Identität und Ausstrahlung verändert und wie Schmuck einen wesentlichen Teil zur Selbstinszenierung beitragen kann.
Neben den Klassenschauen und Gruppenprojekten gefiel Quirin Brunnmeier auch eine Einzelpräsentation im Untergeschoss. Unter dem Titel „Bulk“ präsentiert Julia Klemm, aus der Klasse Prangenberg, filigrane Keramikobjekte, die mit textilen und glasierten Oberflächen spielen. Verformte, auseinandergenommene und zerschnittene Stofftiere setzt Klemm einem Transformationsprozess aus, taucht sie in Tonschlicker und kombiniert sie mit Readymades zu eigenständigen Skulpturen. Durch die geschickte Präsentation im Raum, den die Künstlerin ebenfalls durch Eingriffe transformiert, entsteht ein schlüssiges Ensemble ihrer Arbeiten.
Aktuelle Informationen und die Termine für alle Veranstaltungen während der Jahresausstellung kann man am Infotisch im Foyer des Altbaus finden.
WANN: Zu sehen bis 22. Juli.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.