Ist da jemand? #2 Esther Zahel und Peter Feermann
13. April 2020 • Text von Anna Meinecke
Geht gern an die Frische Luft, haben Sie gesagt – aber bitte auf Abstand. Damit euch beim nächsten Spaziergang kein Jogger streift und auch weil es so einfach viel köstlicher ausseht, wenn ihr Altglas wegbringt, präsentieren wir euch das Tutu der Stunde. Erfunden hat es das Künstlerpaar Esther Zahel und Peter Feermann.
gallerytalk.net: Seid ihr gerade allein?
Esther Zahel und Peter Feermann: Wir haben Das Glück, dass wir als Künstlerpärchen in einer wunderbaren Hausgemeinschaft mit netten Nachbarn leben. Da findet immer wieder ein Austausch, ein kleiner Plausch über den Balkon oder im Hausflur statt. Seit der Ausgangsbeschränkung ist auch mehr Zeit für uns als Familie, lange Frühstücken, lange Spaziergänge und zum Diskutieren.
Seid ihr gerade kreativ?
Es hat sich schon einiges verändert. Unsere bisherigen Arbeiten und Projekte liegen gerade auf Eis. Zum einen können wir einige Ausstellungen nicht abbauen und wissen nicht ob Zukünftige stattfinden. Zum anderen denken wir viel darüber nach ob, unsere bisherigen Überlegungen und Ideen überhaupt noch relevant sind. Es ist nun ein anderer Kontext und einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen, fühlt sich für uns irgendwie falsch an.
„SDTutu“ – Was hat es mit der Holzkonstruktion auf sich?
Das Social-Distancing-Tutu – wie das Teil vom Ballett – ermöglicht es den Menschen wieder am öffentlichen Leben teilzunehmen und trotzdem zu jeder Zeit den nötigen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Es ist faltbar während man es trägt, sodass man locker durch jede Tür passt. Es besteht aus auf einer Kraxe montierten Dachlatten, ein paar Schnüren und Absperrband – alles Materialien, die wir noch im Atelier oder auf der Straße gefunden haben. (Man kann ja aktuell in keinem Baumarkt einkaufen.)
Was macht euch im Moment glücklich?
Morgens ausgiebig Frühstücken, das wunderbare Wetter genießen und all die Dinge erledigen, die sonst liegen bleiben, die Vögel hören ohne den Verkehrslärm, der Himmel ohne Flugzeuge und die Leute in der Stadt, die wieder anfangen sich auf der Straße zu grüßen.
Worauf freut ihr euch?
Schön wäre es, wenn diese Kreise einen glimpflichen Ausgang nehmen würde. Wir freuen uns auf die Freiheit, zu jeder Zeit dort hinzugehen, wo, wie und wann wir wollen. Darauf, endlich unsere Familie und Freunde zu besuchen und sie in die Arme zu schließen, und natürlich auch darauf, wieder Kunst in echt anzuschauen und mit anderen Leuten auf gute Arbeiten anzustoßen.
Mehr von den beiden Künstler*innen – und auch mehr Bilder vom “Social Distancing Tutu” – gibt es auf dem Instagram-Account von Esther Zahel und auf dem Instagram-Account von Peter Feermann.
Wir gehen nicht raus, bleiben ganz bei uns – so sehr, dass wir uns manchmal eine Runde zu viel um uns selbst drehen. Deswegen horchen wir nach, was draußen so los ist. In unserer Interview-Serie „Ist da jemand?“ sprechen wir mit Künstler*innen, deren Arbeit die Gegenwart auf berührende Weise kommentieren.