Ist da jemand? #14 Caterina Avataneo
3. März 2021 • Text von Anna Meinecke
Menschen überall auf der Welt eint gerade der Kampf mit dem Virus. Für Caterina Avataneo war das der Anlass, über globales Zusammenleben in der Zukunft nachzudenken. In der Galerie Britta Rettberg hat die Kuratorin mit der Ausstellung „On Survival“ einen Raum geschaffen, in dem Widersprüche ausgehalten werden.
gallerytalk.net: Bist du gerade allein?
Caterina Avataneo: Glücklicherweise nein. Ich lebe in London mit meinem Partner zusammen und ich wüsste nicht, wie ich das vergangene Jahr ohne ihn überstanden hätte. Normalerweise reisen wir beide viel oder sind über längere Zeiträume nicht zu Hause. Wir sind oft für Residencies, Jobs und Ausstellungen außer Landes. Also leben wir gar nicht permanent zusammen. Ich war angenehm überrascht davon, wie sehr wir die gemeinsame Zeit unter diesen Umständen genießen – bei uns in Großbritannien ist ja noch immer Lockdown.
Bist du gerade kreativ?
Das ist tagesformabhängig! Mir ist auf jeden Fall aufgefallen, dass ich besser arbeiten kann, wenn die Sonne scheint. Das muss meinem italienischen Naturell geschuldet sein.
„On Survival“ wirft gleich ein ganzes Bündel Fragen dazu auf, wie wir in unserer gegenwärtigen globalen Gesellschaft zusammenleben können und wollen. Haben sich dir während deiner Arbeit an der Ausstellung neue Erkenntnisse hinsichtlich Gemeinschaft und kollektiver politischer Aktion aufgetan?
Im Kern der Ausstellung geht es darum, einen Raum zu schaffen, in dem Spannungen ausgehalten werden. Es soll ein Raum für Debatten, Reibung und Widersprüche hinsichtlich unterschiedlicher Ideen und Ideologien sein in einer Zeit, in der es in Hinblick aufs polarisierende politische Klima immer schwieriger scheint, gegenteilige Meinungen zu vertreten. Ich hatte einen Dialog der Gegensätze im Kopf – in dem Bewusstsein, dass „das Leben leben wird“, wie die Philosophin Rosi Braidotti mal im Rahmen einer Konferenz gesagt hat. Es ist jetzt mehr denn je unsere Aufgabe und auch in unserem Interesse, zu verhandeln, was wir unter menschlicher Teilhabe und damit unter einem Überleben verstehen.
Was macht dich im Moment glücklich?
Dass der Frühling kommt. Der erste Kaffee am Morgen ohne den Druck, schnell zur Arbeit hasten zu müssen. Aperitivos. Pizza backen – jeden Freitagabend, weil was soll man schon anderes tun im Moment?!
Worauf freust du dich?
Auf eine Party. Auf Freunde. Auf Neuanfänge.
Mehr von Caterina Avataneo gibt es auf ihrer Website sowie auf Instagram. Hier geht es zur Ausstellung “On Survival” in der Galerie Britta von Rettberg.
Wir gehen nicht raus, bleiben ganz bei uns – so sehr, dass wir uns manchmal eine Runde zu viel um uns selbst drehen. Deswegen horchen wir nach, was draußen so los ist. In unserer Interview-Serie „Ist da jemand?“ sprechen wir mit Künstler*innen, deren Arbeit die Gegenwart auf berührende Weise kommentieren.
Ist da jemand? #1 – Milen Till
Ist da jemand? #2 – Esther Zahel und Peter Feermann
Ist da jemand? #3 – Maximilian Arnold
Ist da jemand? #4 – Jess Goehring
Ist da jemand? #5 – Nicholas Warburg
Ist da jemand? #6 – Rose Eken
Ist da jemand? #7 – Berkay Tuncay
Ist da jemand? #8 – Lucy Bryant
Ist da jemand? #9 – Ye Funa
Ist da jemand? #10 – Oliver-Selim Boualam
Ist da jemand? #11 – Lina Scheynius
Ist da jemand? #12 – Bob Bicknell-Knight
Ist da jemand? #13 – Tilman Hornig
