Internet Explorer: Kunst online #16
Geschichten über Geschichten

8. März 2022 • Text von

Wir haben uns wieder durch das Internet geklickt und Online-Anlaufstellen gesammelt, die uns derzeit mit Kunst und Wissen versorgen. Von sehr ernsten Themen hin zu unterhaltsamer Berieselung ist alles dabei: Talya Feldman mit “Wir sind hier” über rechtsextreme Gewalt, der Kurzfilm “Es gibt” von Lena Ditte Nissen, “Bitte nicht anfassen!” in der ARTE Mediathek, das Museumserkundungsspiel der Zium Gallery, Bücher für den guten Zweck beim DISTANZ Verlag und ein Instagram Live Talk vom Museum Brandhorst mit der Künstlerin Helin Alas.

Kartografie-Ansicht, Vogelperspektive mit Markierungen, Häusern, Straßen, Feldern und Bäumen
Talya Feldman, Wir sind hier, Kunstverein Hamburg.

Die Medienkünstlerin Talya Feldman hat mit “Wir sind hier” ein digitales Kartografieprojekt ins Leben gerufen, das Formen des Gedenkens und Widerstands in den Fokus stellt und derzeit über den Kunstverein Hamburg zu sehen ist. Die Plattform gibt Aufschluss über rechtsextreme Übergriffe und Polizeigewalt der letzten 40 Jahre. Beim Scrollen können Nutzer*innen stadtbezogen die Personen kennenlernen, die sich an den jeweiligen Orten gegen Rassismus und Antisemitismus engagieren. Wie sollten Widerstand und Veränderung aussehen? Wie können wir Erinnerungsräume schaffen und unsere Gedenkkultur aktiv mitgestalten? Diesen Fragen geht das digitale Projekt von Talya Feldman näher auf den Grund.

Filmstill aus "Es gibt". Man sieht Hände einer älteren Frau, die ein Papier mit einer Zeichnung halten. Darunter stehen die Worte "Without drugs. Only through letting go"
© Lena Ditte Nissen.

Das Filmmuseum Potsdam zeigt den ganzen März über ausschließlich Filme von Regisseurinnen. Einer davon ist der 2020 veröffentlichte Kurzfilm “Es gibt” von Lena Ditte Nissen, der um das Schaffen der Künstlerin und Filmemacherin Magaret Raspé (*1933) kreist. Magaret Raspé gilt als Pionierin des feministischen deutschen Films. Entstanden ist der Kurzfilm auf einer griechischen Insel. Er visualisiert die Lebenswelt und eigene Positionierung in der Welt der Künstlerin und behandelt gleichermaßen Automatismen in der Kunst, die auch im Werk von Magarete Raspé eine große Rolle spielen. Mehr zu der Arbeit von Lena Ditte Nissen könnt ihr im Interview von Anna aus dem Februar erfahren.

Screenshot aus der Video-Serie "Bitte nicht anfassen!" über ARTE, man sieht ein Gemälde mit vielen nackten Frauen, das pink und von kleinen Kätzchen eingerahmt wird
Screenshot via ARTE.

Die etwas unkonventionelle Geschichtslehrerin und Komikerin Hortense Belhôte geht in der Video-Reihe “Bitte nicht anfassen!”, die in der ARTE Mediathek verfügbar ist, in 10 Episoden den großen Meisterwerken der klassischen europäischen Malerei auf den Grund. In kurzen, humorvollen Clips enthüllt sie an alltäglichen Orten, wie dem Waschsalon oder beim Spaziergang im Wald, die Erotik in den Werken von Tizian, Caravaggio, Vermeer & Co. Betitelt werden die Episoden unter anderem mit “Das hässliche kleine Entlein” oder “Die Muschi beim Namen nennen”. Das macht doch neugierig, oder?

Screenshot über das Museumserkundungsspiel "The Zium Gallery", zarte Farben und Umrisse zu sehen
Screenshot via The Zium Gallery.

Eine Museumstour kombiniert mit Spielspaß geht auch online! Das zeigt derzeit die Zium Gallery – ein Museumserkundungsspiel mit Kunstwerken und Installationen von vielen internationalen Künstler*innen, die in verschiedenen Medien und Stilen arbeiten. Für einen kleinen Spendenbeitrag könnt ihr direkt drauf los klicken und Kunst von unter anderem Bob Bicknell-Knight, Most Ancient und Phoebe Shalloway online erleben. Das Museum zum Downloaden gibt es hier. Mit Bob Bicknell-Knight, der in dem Spiel digitalisierte Arbeiten aus seiner Ausstellung “Digging History” zeigt, hat Anna im Januar 2021 in einem Interview gesprochen.

Screenshot mit einer Bücherauswahl aus dem Buchshop des DISTANZ Verlags
Screenshot via DISTANZ Verlag.

Wer das Internet gerne nutzt, um sich neuen Lesestoff zu beschaffen, wird derzeit vielleicht beim DISTANZ Kunstbuchverlag fündig – und kann obendrein noch etwas Gutes tun. Derzeit spendet der Verlag die kompletten Erlöse aus den Buchverkäufen an die Organisation Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Im Online-Angebot finden sich eine Vielzahl an Büchern über zeitgenössische Kunst, Fotografie, Architektur und Design. Einen vernünftigeren Grund für einen Buchkauf gibt es aktuell nicht.

Man sieht die Künstlerin Helin Alas auf der Transportfläche eines Autos stehend, mit einem Fahrradhelm auf und einer Papiertüte in der Hand
© Helin Alas.

Für die ganz Spontanen: heute, am Dienstag, den 8. März, lädt das Museum Brandhorst um 18 Uhr auf Instagram zu einem Live-Talk mit der Künstlerin Helin Alas ein, die mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Franziska Linhardt über ihre künstlerische Praxis, die Magie und Mystifizierung von Kunstsystemen und die Bedeutung von Kamerad*innenschaft sprechen wird. Die Installation der Künstlerin bildet außerdem den Auftakt in der Ausstellung “Site Visit” im Museum Brandhorst, die ab heute in München zu sehen ist.