Immer weiter
Paint On. in der Pinakothek der Moderne

20. Februar 2017 • Text von

Videos, Drucke und Skulpturen. Die Qualität des Malerischen findet sich nicht nur in Öl auf Leinwand wieder. Die Pinakothek der Moderne präsentiert unter dem Titel „Paint On.“ eine kleine aber feine Ausstellung malerischer Postionen.

Simone Lanzenstiel o.T._300dpi

Simone Lanzenstiel: O.T., (1493), © Simone Lanzenstiel.

Spätestens seit Jackson Pollock und seinen Actionpaintings muss man auch in der Malerei den Blick nicht nur auf das Produkt, die Fertigen Bilder, lenken, sondern auch den Prozess, den Kontext und die dahinter liegende Haltung in den Blick nehmen. Die Studio-Ausstellung „Paint On.“ in der Pinakothek der Moderne nähert sich anhand vierzehn aktueller Postionen den Ausdrucksqualitäten des „Malerischen“ im 21. Jahrhundert. Was kann und soll Malerei in einer medialisierten Gegenwart leisten, welche Begriffe, Ästhetiken und Prozesse des Malerischen haben Bestand und entwickeln sich weiter. Das Malerische als ein definierendes Kriterium der Kunst etablierte der Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin vor rund hundert Jahren. Er setzte es in eine diametrale Beziehung zur linearen Kunst. Der zeichnerische Stil arbeite mit Linien, der malerische mit Massen und Farbflächen, die sich überlappen und ineinander verschieben, offen und bisweilen unklar. Aufbauend auf diesem Konzept werden in der Pinakothek Arbeiten gezeigt, in denen das Malerische in unterschiedlichen Formen zu entdecken ist.

Holzer Jenny

Jenny Holzer: WISH LIST RED, 2007, © Jenny Holzer / VG Bild-Kunst, Bonn 2017.

„Alternative Interrogation Techniques (Wish List)“ ist auf einem großformatigen Bild von Jenny Holzer zu lesen. Und der weitere Text, der auf einer abstrakten Farbfläche zu schweben scheint, macht den zynischen Euphemismus klar: Es sind brutale Foltermethoden, deren Legalisierung vom US-Sicherheitsapparat gewünscht wurde, um sie bei Verhören einzusetzen. Die krasse Rohheit des Texts steht in direktem Widerspruch zum fast poetischen Bildhintergrund, die warmen Farbflächen  können über die Brutalität jedoch nicht hinwegtäuschen.

Katharina Grosse

Katharina Grosse: OHNE TITEL (2008_1035M), 2008, © Katharina Grosse / VG Bild-Kunst, Bonn 2017.

Eine andere Form der Brutalität zeigt sich in einem Tondo von Katharina Grosse. Die Leinwand ist in der unteren Hälfte der kreisrunden Malerei eingerissen und gibt den Blick auf die Holzkonstruktion des Rahmens frei, Spuren von Erde sind zu erkennen. Die Arbeit war ursprünglich Teil einer Raum-Installation, zusammen mit anderen Leinwänden ragte das Bild halb bedeckt aus der aufgeschütteten Erde und wurde dadurch angegriffen, zersetzt. Neben Gemälden werden in der Ausstellung auch Videos präsentiert, die Motive des malerischen Aufgreifen, zitieren und weiterverwenden. Eine reliefartige Skulptur des jungen Künstlers Florian Auer besticht durch einen gekonnten Umgang mit Farbe, Form und Dimension.

Baer Monika MB M 119 Ohne Titel 2012 (ohne Wand)

Monika Baer: OHNE TITEL, 2012, © Monika Baer.

Im letzten Jahr beeindruckte das Museum Brandhorst mit der das ganz Haus füllenden Ausstellung „Paintng 2.0“, die sich aktuellen Tendenzen und Diskursen der Malerei widmete. Die Ausstellung „Paint On.“, die auch eine Präsentation wichtiger Erwerbungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahren darstellt, zeigt, dass die Pinakothek aktiv an diesen Dialogen und Diskursen teilnimmt.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Mai zu sehen.
WO: Pinakothek der Moderne, Barer Straße 40, 80333 München.

Weitere Artikel aus München