Highlights des Städelschule Rundgangs 2023 Aerin Hong, Maria Moritz, Therese Norgren, Valentin Noujaïm und Nicholas Stewens
13. Februar 2023 • Text von Gast
Am Wochenende öffnete die Städelschule in Frankfurt am Main ihre Türen für die Öffentlichkeit. Der alljährliche Rundgang hieß Besuchende nicht nur mit einem umfangreichen Programm aus Vorträgen, Performances und Screenings willkommen. Drei Tage lang konnten die Arbeiten der Studierenden in den offenen Ateliers an beiden Standorten in der Dürer- und Daimlerstraße begutachtet werden. Bei unserem Besuch sind uns fünf Studierende ganz besonders im Kopf geblieben. (Text: Vivien Kämpf)

Aerin Hong, Klasse Haegue Yang
Aerin Hong setzt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit der zwanghaften Anziehungskraft zu bestimmten Ideen und dem Muster ihrer Manifestation im Verlauf der Zeit auseinander. Mit nahezu bedrohlicher Präzision zeigt Hong in der Arbeit „Crater“ eingefasst in einen harten Aluminiumrahmen, den Print eines Objekts digitalen Ursprungs. Dafür speiste sie einen Text-zu-Bild-Generator mit Begriffen, die im größeren Kontext mit Wohlstand in Verbindung stehen. Das Ergebnis erinnert an einen Diamanten, der in die Form eines Rings gebracht wurde – ein Mahnmal der menschlichen Hybris.

Maria Moritz, Klasse Monika Baer
Im ersten Moment scheinen die Malereien von Maria Moritz, die sich durch das Gebäude der Dürerstraße verteilten, private Einblicke zu gewähren. Verlassen und zugleich belebt wirken die Stillleben, die vor allem eines gemeinsam haben: Sie zeigen Schlafzimmer, genauer gesagt Betten, in denen die Künstlerin selbst geschlafen hat. Die Titel orientieren sich dabei an den Adressen der jeweiligen Wohnungen. Moritz spielt damit nicht nur auf die vermeintliche Untrennbarkeit von Kunstschaffenden und ihren Werken an, sondern greift den gängigen Habitus der sozialen Medien auf, private Räume zu inszenieren wie zu stilisieren.

Therese Norgren, Klasse Judith Hopf
Therese Norgren hat ein besonderes Auge für Details. Bereits bei ihrem Umzug nach Frankfurt fiel ihr sofort der charakteristische Farbton des roten Mainsandsteins auf, welcher einige der städtischen Gebäude ziert. In ihrer Arbeit „Roter Mainsandstein Renderings“ untersucht Norgren die Ästhetik dieser Fassaden. Dabei reichen ihre Studien vom Inneren der Städelschule bis in den öffentlichen Raum. Die ortsspezifische Installation an den Säulen der Lichthalle zeigte die extrahierten Ornamente, die in ihrer Zweidimensionalität eine neue Eigenständigkeit finden konnten.

Valentin Noujaïm, Klasse Gerard Byrne
Valentin Noujaïms Arbeit „La Défense Volume 1“ ist der Beginn einer Trilogie über das gleichnamige Viertel im Westen von Paris. In der mittlerweile größten Bürostadt Europas wirft Noujaïm den Blick jedoch auf die Orte, die dieser rasanten Entwicklung zum Opfer gefallen sind. In „La Défense Volume 1“ setzt er sich insbesondere mit der Geschichte des „Pacific Club“ auseinander, dem ersten Club des Pariser Nachtlebens, der junge Araber:innen an der Tür nicht zurückwies. Im Angesicht der Aids- und Heroinkrise fand „Pacific Club“ jedoch ein jähes Ende. Ohne handfeste Beweise für seine Existenz begibt sich Noujaïm auf Spurensuche in den Erinnerungen der Anwohner:innen.

Nicholas Stewens, Klasse Judith Hopf
Von einem Holztisch mit Murmelspiel über eine perfekt gerahmte Muschel bis hin zu den verschiedensten Darstellungen von Schmetterlingen – alles hat seinen festen Platz. Das lässt die Installation von Nicholas Stewens beim ersten Anblick jedenfalls vermuten. So aufgeräumt und strukturiert erinnern die möblierten Raumausschnitte jedoch an ein Kinderzimmer, das ganz gegen seine Natur zu arbeiten scheint. Eine Ordnung die möglicherweise aus Zwang entstand und nicht selbst gewählt wurde. Stewens schafft auf diese Weise eine subtile (An-)Spannung zwischen den Objekten auf die Betrachter:innen zu übertragen und sie in das Geschehen miteinzubeziehen.
WANN: Der Städelschule Rundgang 2023 fand am Wochenende vom 10. bis 12. Februar statt.