Gute Laune #5 Frankfurter Hauptschule
17. Juni 2021 • Text von Anna Meinecke
Sie meinen es ernst, aber das heißt ja nicht, dass sie nicht auch Humor haben. Die Frankfurter Hauptschule ist bekannt für medienwirksam inszenierte Kunstaktionen. Wir sprechen über die Komödie nach Hegel und diesen einen Typ im Rock-im-Park-T-Shirt.
gallerytalk.net: Was hat euch zuletzt amüsiert?
Frankfurter Hauptschule: Nix.
Im vergangenen Jahr habt ihr eine Beuyssche Capri-Batterie verschwinden lassen. Mittlerweile gibt es die Kopie als Edition der Frankfurter Hauptschule zu kaufen. Nicht bisschen frech?
Eigentlich nicht. Man könnte sagen, es ist frecher Kulturgegenstände und Gebeine aus Kolonien zu stehlen und sie stolz in seinen renommiertesten Museen zu zeigen.
Wie viel Humor verträgt die Kunst?
Kennen Sie Marcel Duchamp? Ohne Humor wäre Kunst heute auf einer Stufe mit Hutmachern, Fassbindern und Floppy Disks. In Deutschland wird Humor in der Kunst immer beargwöhnt. Große Kunst kommt von großem Leiden usw. Einer, der das anders gesehen hat, war Hegel. Seiner Meinung nach war die höchste Form der Kunst die Komödie. Diese könne allerdings nur in einer nicht peinlichen Gesellschaft gelingen. Mit peinlich meinte er den Kapitalismus.
Wer oder was nimmt sich zu ernst?
– Basically alle. Niemand ist so wichtig, als dass man ihn ernst nehmen sollte. Z. B. Daniel Kehlmann, der auf jedem Foto so aussieht, als sei er gerade schlecht getroffen.
– Die Leute auf Instagram
– Leute im Allgemeinen
– Architektur
– Der Typ im Rock-im-Park-T-Shirt in der Schlange fürs Priority Boarding bei Ryan Air
– Memo ans Über-Ich: chill
– Der deutsche Staat, Bullen
– Die Leute auf Instagram mit ihrer unerträglichen Selbstgerechtigkeit
– Also unsere Generation. Alles was nicht übererklärt wird, wird nicht ausgehalten. Ambiguitätstoleranz scheint uns eine aussterbende Rasse, d. h. Race.
Wo hört der Spaß auf?
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um ganz entgegen unserer Art, mal was Ernsthaftes zu sagen: Auch Humor hat seine Grenzen. Und zwar die Grenzen Großdeutschlands im Jahre 1942.
In unserer Interview-Reihe “Gute Laune mit” sprechen wir mit Künstler*innen, deren Arbeit uns Freude macht, weil sie clever und humorvoll ist – vor allen Dingen nicht so unangenehm egal, wie vieles, dass wir vor Publikum mit wissendem Nicken bedenken und privat zum Gähnen finden.
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