Good or bad
Simone Kessler und Sophia Süßmilch

27. September 2016 • Text von

Warum trifft man sie und wann genau weiß man, dass es die Falsche war? Unter dem Titel „Schlechte Entscheidungen“ zeigen die beiden Künstlerinnen Simone Kessler und Sophia Süßmilch in den Kunstarkaden eigene Arbeiten und die von über 30 weiteren eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern.

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Simone Kessler und Sophia Süßmilch, Kunstarkaden, Foto: Edward Beierle.

Wer entscheidet eigentlich, ob eine Entscheidung schlecht war? Der, der sie getroffen hat oder jemand anderes? Wann stellt sich heraus, ob eine Entscheidung falsch war und kann dieses Urteil über die Zeit auch wieder geändert werden? Wie definiert man überhaupt eine solche Kategorie? Die Ausstellung „Schlechte Entscheidungen“ in den Kunstarkaden kombiniert Arbeiten von Simone Kessler und Sophia Süßmilch und thematisiert genau diesen relativen und subjektiven Blick zwischen Selbsteinschätzung, Fremdbewertung und Bauchgefühl. Künstlerisch zu arbeiten bedeutet, konkrete Entscheidungen zu treffen: ästhetische, formale und inhaltliche. Künstlerisch zu arbeiten kann auch bedeuten, die eigene Comfort-Zone zu verlassen und irrsinnige Ideen, Gedanken, Überzeugungen und riskante Handlungen zu verfolgen. Manchmal auch bewusst gegen das eigene bessere Wissen.

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Schlechte Entscheidungen, Ausstellungsansicht, Kunstarkaden.

Simone Kessler und Sophia Süßmilch bespielen in ihrer Ausstellung die Räumlichkeiten der Kunstarkaden mit eigenen Arbeiten, Installationen, Fotografien und Malerei. Teilweise sehr persönliche Positionen, teilweise poetische Auseinandersetzungen mit Materialität und Medialität. Zudem haben sie andere Künstlerinnen und Künstler angefragt, Arbeiten für eine temporäre „Sammlung“ zur Verfügung zu stellen. Diese „geliehenen Einfälle“, in einem Seitenraum eng nebeneinander präsentiert, sollen das Überthema in allen Formen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln untersuchen. Präsentiert wird eine Mischung aus Skulpturen, Videos, Bildern und Installationen.

Diese „Sammlung“ vereint unterschiedlichste Einzelpositionen junger Kunst. Bei manchen ist die vermeintlich schlechte Entscheidung klar ersichtlich, sei sie moralisch, technisch oder inhaltlich durchaus fragwürdig. Bei manchen muss sich der Besucher selbst fragen, wieso gerade diese Arbeit im Kabinett der Fehlentschlüsse zu finden ist. Es wird ihnen in dieser Zusammenstellung etwas zu wenig Platz geboten, sie haben nicht den Raum als eigenständige Positionen zu glänzen. In der schieren Masse der kompilierten Werke drohen einige schlicht unterzugehen.

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Schlechte Entscheidungen, Ausstellungsansicht, Kunstarkaden.

Die Ausstellung „Schlechte Entscheidungen“ widmet sich dem Thema der Unsicherheit und kokettiert lächelnd und offensiv mit der Möglichkeit des künstlerischen Scheiterns. Natürlich können künstlerische Entscheidungen falsch sein und schlechte Konsequenzen nach sich ziehen, den falschen Adressaten ansprechen. Manche Arbeiten funktionieren rein formal einfach nicht. Doch jede vermeintlich falsche Entscheidung, sei sie geschmacklich oder moralisch, führt im weiteren Verlauf zu einer Entwicklung, einem Prozess. Denn jede Entscheidung führt letztendlich zu etwas Fruchtbarem. Dem Gegenteil von Stillstand.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Oktober zu sehen.
WO: Kunstarkaden, Sparkassenstraße 3, 80331 München.

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