Schenk doch ein Kunstbuch!
17 Publikationen von Künstler*innen, über Kunst oder künstlerisch gestaltet

9. Dezember 2022 • Text von

Die Enttäuschung schon vor dem Auspacken: Papier lässt sich so schlecht swipen. Es muss ja aber nicht gleich ein Taschenbuch von der Spiegel-Bestsellerliste sein. Zum angebrochenen Konsum-Monat Dezember präsentieren wir 17 Druckerzeugnisse für Fans von Kunst respektive ihre Lieben.

Neu Buecher Kunstbuecher Geschenke Verlag gallerytalk
Bücher via VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH, Jenny Schäfer, Spector Books, Korbinian Verlag, Semiose éditions, Shift Books, Hatje Cantz, Rrose Editions, Bolo Paper, Dussmann, Christoph Merian Verlag, Distanz, Chimaeren Verlag, Gestalten, Windpaark Books, Rotopol. Collage: gallerytalk.net.

Das Koch-Kollektiv The Healthy Boy Band hat bereits zum dritten Mal ein Magazin herausgebracht. Für „The Healthy Times 3“ haben der Restaurantkritiker Andrea Petrini und die Künstlerin Sophia Süßmilch die Chefredaktion übernommen. Ist Essen Kunst? Der Frage nähern sich unter anderem Vito Baumüller, die Frankfurter Hauptschule, Stefanie Sargnagel, Nouchka Wolf und natürlich Süßmilch herself.

„The Healthy Times 3“, 16.36 Euro, via VfmK Verlag für moderne Kunst GmbH.

In der türkischen Provinz Bolu steht eine Art Geisterdorf: Türmchen an Türmchen unbewohnte Urlaubsdomizile. Burj al Babas war ein Traum, der sich als Fehlinvestition erwies. Jenny Schäfer hat dem Ort mit „Finale Fantasien am Beispiel Burj al-Babas“ eins ihrer kleinen, feinen Heftchen gewidmet.

„Finale Fantasien am Beispiel Burj al-Babas“, 7 Euro, via kontakt[at]jennyschaefer.de.

Raus aufs Land für Ruhe – will man ja immer gerne, jedenfalls, wenn man in der Großstadt lebt. Zwei Mäuse sind schon da. In „Residenz Fahrenbühl“ von Anna Haifisch erweist sich der Sehnsuchtsort als Stimmungskiller. Kriegt „Maus in Residence“ das Ruder noch rumgerissen?

„Residenz Fahrenbühl“, 14 Euro, via Spector Books.

Ausgewiesen als Anleitung zum Glück mit der Autorin birgt „Enjoy Schatz“, was der Titel verspricht. Jovana Reisinger verbindet in ihren Essays Betrachtungen zu Kapitalismus, Patriarchat, Autorinnenschaft, Kunst und Literatur mit autobiografischen Elementen. Dabei entstehen dann zum Beispiel kluge Beobachtungen wie „Mitte-fünfzig-jährige Männer, die mir ungeniert erzählen, mein jugendlicher Glow sei ganz und gar verführerisch, und glauben, das wirkt.“ Bei der taz kann man schon mal etwas reinlesen.

„Enjoy Schatz“, 20 Euro, via Korbinian Verlag.

Flamingo in den Toaster, Schildkröte aufgespießt. Steve Gianakos hätte da ein paar ungewöhnliche Ideen, Tiere um die Ecke zu bringen. Nicht wirklich natürlich. Vermutlich. Don’t try this at home.

„How to Murder Your Pet“, 25 Euro, Semiose éditions via Prints, Things And Books By Artists.

In Badewannen wird gebummst, geboren und gestorben. Das Hygienemöbel empfiehlt sich also für eine umfassende Betrachtung. Bianca Kennedy hat das Motiv mehrfach in Videoarbeiten und Zeichnungen untersucht. „Let me draw you a bath“ seziert kulturelle Codes rund ums Wannenbad.

„Let me draw you a bath“, 25 Euro, via Shift Books.

In seiner künstlerischen Praxis wirft Jonas Höschl Fragen der Bildwahrnehmung auf. In “Politik von Medienbildern” lässt er Theoretiker*innen, Künstler*innen und Autor*innen Antworten geben. Sein Schinken umfasst 320 Seiten Medientheorie im Jetzt unterem anderem mit Beiträgen von Anna Hofmann, Sebastian Jung, Mira Anneli Naß, und Naomi Rado.

„Politik von Medienbildern“, 28 Euro, via Hatje Cantz.

Nutzungsbedingungen wegklicken als wären sie Poker-Ads, man macht das halt. Jonas Lund testet, wie die uninformierte Zustimmung offline funktioniert. „By Opening This Book You Agree to All of the Following Terms” ist ein Buch-gewordener Vertrag zwischen Künstler und Käufer*in. Zwischen den Seiten versteckt: eine handschriftliche URL, die der Startpunkt einer besonderen Erfahrung werden könnte.

„By Opening This Book You Agree to All of the Following Terms”, 35 Euro, via RRose Editions.

Wie gut sprecht ihr Hundesprache? Denn „Bau“ ist in eben jener geschrieben. Könnte ja sein, dass sich das Haustier nach einer Gutenachtgeschichte verzehrt. Der Wortschatz ist für Einsteiger*innen geeignet. Die korrekte Intonation dürfte ein gewisses Maß an Expertise verlangen.

„Bau“, 12 Euro, via Bolo Paper.

Vergisst man ja, aber die Cover der Romane von Diogenes zieren Kunstwerke. Bei „Fast genial“ von Benedict Wells ist das zum Beispiel „Rainy Night on Bridlington Promenade“ von David Hockney. Die Geschichte vom Jungen aus dem Trailerpark kann man ohnehin mal gelesen haben.

Fast genial, 13 Euro, via Diogenes.

Walden, Waldbaden, Waldhütte via Airbnb oder eben einfach „Wald“, der Kunstbuch-Kunstwerk-Hybrid von Malerin Conny Maier und Autorin Marlene A. Schenk. Der handbemalte Einband fasst Fotografien, Malereien, Zeichnungen und Texte ausgehend von bedeutungsschwangerer Vegetation. Man kann ihn abnehmen, einrahmen und immer mal wieder anschauen, während man sich in die Seiten vertieft.

„Wald“, 250 Euro, Buck Buck Book via Dussmann.

In Anbetracht der herannahenden Endjahresfestivitäten wird die Bedeutung der Wahlfamilie einmal mehr offenbar. „ChosenFamily“ vereint die Dokumentation des Alltäglichen, emotionale Aufnahmen und archivarische Aufarbeitung von Lebensgeschichten unter anderem mit Arbeiten von Aarati Akkapeddi, Mark Morrisroe und Nan Goldin.

„ChosenFamily“, 38 Euro, via Christoph Merian Verlag.

Ein Porträtfoto von Neven Allgeier erkennt die Kunstszene direkt. Schließlich hatte der Fotograf gefühlt alles, was angesagt ist, vor der Linse. Nach „Portraits“ ist nun sein Fotobuch „Fading Temples“ erschienen. Moody Naturaufnahmen, moody junge Köpfe, alles getränkt in diffuses Licht zwischen Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und Explosion in der Wüste.

„Fading Temples“, 44 Euro via Distanz.

Sieben Stunden Sprachexzess, Abhandlungen über Leidenschaft und über den Tod, das ein oder andere „fuck“. Vor zwei Jahren schleuste der Neuköllner Kunstraum Horse & Pony Besuchende mit Restaurant-Beepern durch die Performance von Fette Sans und Marie von Heyl. Nun ist aus dem Gespräch von F und M ein Buch geworden.

„A Hole Is Being Gnawed In My Vitals (says Sappho)“, 25 Euro, via Chimaeren Verlag.

Eine knallbunte Kirche im Nordwesten Italiens: Sol Lewitt. Ein 27 Meter hoher Tennisball-Baum in der Großen Salzwüste von Utah: Karl Momen. Ein gepunkteter Kürbis an der Küste der japanischen Insel Naoshima: Yayoi Kusama. „Art Escapes“ erzählt die Geschichten von Kunstwerken unter freiem Himmel an spektakulären Orten.

„Art Escapes”, 39,90 Euro, via Gestalten.

Verpackt in eine Hundekottüte, aber bitte nicht für die Tonne. „Merci Danke Grazie“ präsentiert Texte von Sophia Eisenhut und Olga Hohmann in gelb knisterndem Gewand. Tiger Prawns und Würgereflex finden ihr Plätzchen, Karl Marx und Judith Butler ebenfalls. Jedes Buch ist ein Unikat.

„Merci Danke Grazie“, 22 Euro, via Windpark Books.

Der Traum von Geborgenheit endet mit dem Erwachen. Malwine Stauss führt von Zweisamkeit und Fußmassage in bunten Wasserfarben in Einsamkeit und Dunkelheit. Ihr Buch „Sola“ ist ein ruhiges Abtauchen in eine bewegte Gefühlswelt.

„Sola“, 18 Euro, via Rotopol.

Transparenzhinweis: Die Autorin dieses Artikels hat einen Text zu „The Healthy Times 3“ beigesteuert.