Essen, was geht? Kunst im Januar
Aktuelle Ausstellungen in Museen & Kunstvereinen

18. Januar 2022 • Text von

London, Paris, New York, oder: Berlin, München, Köln/Düsseldorf – die Zentren der Kunst scheinen gesetzt. Der Mensch ist ein kreatives Wesen, und gallerytalk.net stets um eine umfassende Berichterstattung bemüht, daher diese Woche alle Augen auf: Essen! Neben dem Folkwang Museum bieten der Neue Essener Kunstverein, das Ruhrmuseum und der Kunstverein Ruhr hier Großes.

Das Bild zeigt eine Installationsansicht der Ausstellung "Min Yoon: A Scene for 210cm" im Neuen Essener Kunstverein.
Min Yoon, “Min Yoon: A Scene for 210cm”, Installationsansicht, Neuer Essener Kunstverein, 2021. © Philip Kurzhals/Neuer Essener Kunstverein.

Die Zeit der Kunst, aus der Perspektive des Künstlers und der Betrachter*innen. In seiner Ausstellung “Min Yoon: A Scene for 210cm” im Neuen Essener Kunstverein erzeugt der Künstler ein fiktives “making of” zu seiner eigenen Skulptur. So erzeugt er ein Netz aus Interpretationsansätzen, die das Werk kontinuierlich zur Disposition stellen. Welcher Gedanke gehört zum Werk, welcher ist erfunden; wann ist das Kunstwerk vollendet?  Anhand dieser Fragen können Betrachter*innen in den vermeintlichen Schaffensprozess eintauchen und diesen weiterdenken, aka: Tell me whats‘ your favourite? Die Ausstellung erfolgt im Rahmen von Min Yoons Residency in der Neuen Folkwang Residence, einer Kooperation von Museum Folkwang und dem Neuen Essener Kunstverein.

Das Bild zeigt eine Installationsansicht der Ausstellung "#SOPHIEGRAY" im Kunstverein Ruhr.
Nadja Verena Marcin, #SOPHYGRAY, Kunstverein Ruhr, 2021. © VG-Bildkunst Bonn 2021.

Künstliche Intelligenz (KI) und das Patriachat. Diesen beiden Themen widmet sich die Werkpräsentation “#SOPHIEGRAY” der Künstlerin Nadja Verena Marcin im Kunstverein Ruhr. Ein in interdisziplinärer Zusammenarbeit geschaffener Audio-Bot namens #SOPHIEGRAY führt Unterhaltungen mit den Besucher*innen zu Kunst, Feminismus und Identität. Das Fundament dieser Konversation bilden Texte von Audre Lorde (1934-1992), Donna Haraway (*1944), oder Anna Lowenhaupt Tsing (*1952). Gemeinsam mit zwei korrespondierenden Hologrammen, welche an Filmcharaktere wie Maria in Fritz Langs Film “Metropolis” (1927) oder Ava in “Ex Machina” (2014) anlehnen, reflektiert die Installation das Verhältnis von Mensch und Maschine und eigeschriebene Bilder von Weiblichkeit in der Kunst, Medien und Gesellschaft. Gefördert durch eine Vielzahl an Sponsoren bildet das Projekt einen Hoffnungsschimmer am trüben Himmel der KI.

Das Bild zeigt eine Zeichnung des italienischen Regisseurs Federico Fellini.
Federico Fellini, Ohne Titel (Titta und seine Freunde), 1972–1973. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Fantasie, Opulenz, Italien, kurz: Federico Fellini. Mit “Federico Fellini. Von der Zeichnung zum Film” zeigt das Museum Folkwang die Zeichnungen des italienischen Regiemeisters und beleuchtet die Relevanz dieses Mediums für seinen Schaffensprozess. Gleichsam “Notizzettel” und wichtiger Anhaltspunkt für Fellinis Mitarbeiter*innen lassen sich die Zeichnungen oft direkt auf Figuren oder Filmszenen beziehen. Die Gegenüberstellung der Zeichnungen mit Fotografien und Filmausschnitten in der Ausstellung führt dies auf spannende und unterhaltsame Weise vor Augen. Selten bis noch nie zuvor öffentlich gezeigt bilden die Arbeiten einen sowohl ästhetischen wie konzeptionellen Schatz.

Das Bild zeigt das Detail einer Fotografie der Fotografin Amina Flash.
Amina Falah, ohne Titel, 2021, Detail. Courtesy of the artist.

Zwei Mal Foto im Ruhrmuseum: Die Ausstellung “Mustafas Traum. Fotografien von Henning Christoph zum türkischen Leben in Deutschland 1977 – 1989” zeigt Portraits türkischer Familien im Ruhrgebiet, die im Rahmen des Anwerbeabkommens mit der Türkei ab 1961 nach Deutschland kamen. Die Bilder dokumentieren jene Phase, in welcher sich viele von ihnen entschieden, nicht in ihre Heimat zurückzukehren und sich ein Leben in Deutschland aufzubauen. Die Bilder aus Arbeits- und Freizeitsituationen, privaten, religiösen oder politischen Kontexten geben Einblicke in ihren Alltag und ihre Lebensentwürfe. Die Ausstellung “Pott-à-Porter” im Rahmen der Ausstellungsreihe “Aktuelle Fotografie im Ruhrgebiet. Pixelprojekt auf Zollverein” zeigt Fotografien der jungen Fotografin Amina Falah. Changierend zwischen Modefotografie und Dokumentation, zeichnen die Arbeiten ein aktuelles Bild der jungen und multikulturellen Generation im Ruhrgebiet. Gesunder Patriotismus trifft Innovation.