Erweiterte Malerei Lina Zylla im Gespräch
3. Mai 2018 • Text von Quirin Brunnmeier
Glas statt Leinwand, Licht als Farbe und Schichtungen im Raum. Der Super+Centercourt zeigt noch bis 15. Mai neue Arbeiten der in München lebenden Lina Zylla. gallerytalk.net traf sie in ihrer Ausstellung.
Fragil und doch lässig lehnen farbige gläserne Paneele an den Wänden des Ausstellungsraums super+ CENTERCOURT, die schwarzen Linien einer Zeichnung ziehen sich über den weißen Boden. Auch auf den Glasflächen erkennt man Konturen, Formen und Flächen, das Licht der einstrahlenden Sonne wirft bunte Schatten an die Wände. Die Malerin Lina Zylla reflektiert in ihren aktuellen Arbeiten die Materialität von Malerei und löst diese von der Leinwand. Wir sprachen mit ihr über ihren künstlerischen Ansatz.
gallerytalk.net: Die Arbeiten in deiner Ausstellung wirken formell abstrakt, du bespielst aktiv den Raum des super+centercourt. Siehst Du Deine Arbeiten noch als Malerei oder schon als Skulpturen
Lina Zylla: Nein, das ist für mich schon Malerei. Im Endeffekt ist es eine erweiterte Malerei. Was ich spannend finde ist vor allem ein Begriff von Malerei die in gewisser Weise begehbar ist. Ich hatte plötzlich das Gefühl, die konventionelle Leinwand schränkt mich ein und hat auch schon so etwas „fertiges“. Ich kann sagen, das Bild ist fertig, Motiv und Komposition stimmen. Hier kann ich aber noch variieren und nochmal ein bisschen freier arbeiten, die Konstellationen verändern. Ich habe auch schon mit Licht und Projektionen gearbeitet und diese auch in Bewegung gesetzt. Teilweise konnten die Betrachter mit diesen Arbeiten auch interagieren. Jörn Blachnitzky hat zu dieser Zeit eine Ausstellung von mir in der Empangshalle kuratiert.
Diesen Raum, der ja durchaus seine Eigenheiten hat, bespielst du sehr installativ. Du beziehst auch den Boden mit ein.
Das ist Teil meiner neueren Arbeiten, bei der letzten Jahresausstellung habe ich auch ein Wandgemälde präsentiert und Glasplatten in den Akademieteich gesetzt, auch im Radierverein in einer Gruppenausstellung. Da ging es um unterschiedliche Technik und Druckverfahren. Die Technik die ich für meine Paneele benutze ist ja auch eine Art Druckverfahren.
Geht es um positiv und negativ? Du zeichnest in Sand und diese Spuren werden dann mit Glas abgenommen?
Es gibt zunächst die glatte Oberfläche des Glasofens, dort lege ich plan Sand auf. Ich zeichne dann mit dem Finger oder mit Gegenständen in den Sand, lege manchmal auch etwas hinein. Darauf wird dann ein sogenanntes „Floatglas“ positioniert und durch die Hitze übertragen sich diese Verformungen in das Glas. In dieser Ausstellung verwende ich spezielles Glas, das es in dieser Form nicht mehr gibt. Das sind die letzten Gläser die ich noch bekommen habe. Es nennt sich „Artista Glas, es ist vorgefärbt und es ist sehr spannend damit zu arbeiten. Ich wollte mit Farbe arbeiten und da haben sich diese Platten angeboten. Durch die Farbigkeit haben diese Arbeiten einen nochmal intensiveren, malerischen Charakter, im Vergleich zu den transparenten Arbeiten.
Durch das Licht, das durch die Gläser fällt und auch die Folien, die du hinter den Panels auf der Wand befestigst entstehen „malerische“ Schichten?
Zunächst wollte ich ja weg von der Leinwand, hin zu etwas Transparentem. Ich habe angefangen, auf immer dünneren Stoffen zu arbeiten und auch mein Farbauftrag wurde immer dünner. Ich habe versucht, Bilder im Raum zu hängen, aber das hat für mich auch irgendwie nicht gestimmt. Ich habe dann für mich entschieden, das Material zu wechseln. Durch Zufall bin ich dann auf Glas gestoßen und habe zunächst angefangen hinter Glas zu zeichnen. Aber wenn man hinter Glas zeichnet hat man keine Farbschatten, da wird vieles auch Grau und wenn man die Farbe einbrennt hat die Farbe einen ganz anderen Charakter und man kann mit dem Lichtschatten arbeiten. Wie bei Kirchenfenstern. Die aktuellen Arbeiten sind da natürlich anders, das Glas ist bereits vorgefärbt, die Struktur ist gleichmäßig verteilt. Und die Folie im Hintergrund ist ein neues Element, das den Charakter der Malerei nochmals in den Vordergrund stellen soll. Durch die Reflektion entsteht eine Spiegelung, durch die zweite Fläche darüber wird diese Spiegelung aber gebrochen.
Die Objekte entwickeln eine eigene Dynamik im Raum.
Ich kann mit diesen Paneelen in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich arbeiten. Wenn ich eine solche Arbeit verkaufe, muss ich mir intuitiv den Raum in dem sie präsentiert wird ansehen und überlegen, ob die Arbeit dort auch funktioniert, das Raumverhältnis ist sehr wichtig. Hier konnte ich die arbeiten gut mit dem Raum verbinden.
War das schwierig?
Das war ein Prozess, eine Arbeit mit dem Licht. Die Paneele werfen auch bunte Lichtschatten die mit der Zeichnung auf dem Boden interagieren. Nochmal eine malerische Schichtung, das ist natürlich für mich ein Thema. Aber ich möchte mehr eingreifen und auch variieren. Die klassische Malerei ist einfach statisch, sie ist in ihrer Statik fest definiert. Ich hatte eben das Gefühl das schränkt mich ein. Vor dieser Ausstellung hatte ich ein Gespräch mit meinem Professor Florian Pumhösl. Er hat zu mir gesagt: „Du bist jetzt wieder angekommen in der Malerei. Ich habe am Anfang eigentlich nicht verstanden warum du mit Glas arbeiten willst, deine Malerei ist gut. Ich verstehe jetzt, wo du hin willst.“
Malerin bleibt eben Malerin?
Die Malerei ist immer da. Ich male auch immer parallel auf Leinwand. Ich liebe den Malprozess, man driftet weg und ist mir der Leinwand alleine. Das ist einfach schön und immer präsent. Ich male einfach gerne mit dem Pinsel.
WANN: Noch zu sehen bis 13. Mai. Besuch nach Vereinbarung.
WO: super+ CENTERCOURT Adalbertstr. 44 80799 München.