En face mit L.A.

26. Februar 2018 • Text von

Die Portraits Raffi Kalenderians sind wild, modern und knallbunt. Düster ist ihre Aura. Eine fesselnde Mischung.

Face to face stehen die Modelle Kalenderians den Betrachtenden gegenüber, schauen lässig, meist ernst, stehend, sitzend, liegend. Blicken aus dem Werk heraus, fixieren das Gegenüber. Selten sind die Augen vom Künstler abgewendet. Abgebildet sind Personen aus dem persönlichen Umfeld des Malers. Die fast steif wirkenden Posen stehen im extremen Kontrast zum psychedelischen Hintergrund. Es entsteht etwas Absurdes, das in den intimen Raum des Bildes schreiten lässt.

Kalenderian

RAFFI KALENDERIAN, Edgar, 2017, oil on paper, 129,5 x 91,4 cm / 51 x 36 in Courtesy Buchmann Galerie Berlin

Raffi Kalenderian, 1981 geboren, arbeitet und lebt in Los Angeles. Er studierte am UCLA in Kalifornien unter anderem unter Laura Owens und Yutaka Sone. 2016 nahm Kalenderian an Painters’ Painters in der Saatchi Galerie in London teil und 2010 war er Teil der Ausstellung Next Generation im Kunstmuseum St. Gallen.  Die Ausstellung Always in Rare Form in der Buchmann Galerie präsentiert Gemälde und Arbeiten auf Papier. Die in Öl gemalten Portraits zeigen Menschen der jungen urbanen Szene L.A.s.

Kalenderian spielt mit Dimensionalität und Kontrasten, die eine Einheit bilden und sich gegenseitig ergänzen, einander hervorheben. Dadurch entsteht perspektivische Bewegung. Ruft einen Zweifel an der eigenen Wahrnehmung hervor, lässt den Blick schwanken. Der Antagonismus zwischen Figur und abstraktem Hintergrund erzeugt Räumlichkeit und betont das jeweils andere, zieht jedoch auch die Aufmerksamkeit auf das Gesamte und abstrahiert das Portrait. Die Hintergründe entstanden nicht nur aus modernistischer Abstraktion, sondern finden ihren Ursprung auch in Einflüssen von Quilts aus der amerikanischen Folk Art oder von mexikanischen Wandteppichen, die im südlichen Kalifornien allgegenwärtig sind.

Kalenderian

RAFFI KALENDERIAN, Kate Wolf, 2017, oil on paper, 113 x 151 cm / 44½ x 59½ in
Courtesy Buchmann Galerie Berlin

Kalenderians Spiel mit den Mustern des Raumes definiert die Idee von der abgebildeten Person, nimmt sie aus dem Zentrum und setzt sie ins Allgemeine. Dem Portrait wird dadurch eine komplexe Bildgebung zuteil. Das Modell im Zusammenhang des Raumes erweitert die Gedanken hin zu Fragen nach Identität und sozialem Umfeld. Eröffnet die Debatte nach dem Selbst und konstruierten Identitäten.

Wann: Die Ausstellung kann noch bis zum 14. April besichtigt werden.
Wo: Buchmann Galerie, Charlottenstraße 13, 10969 Berlin

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