DOUBLE TAP #10 Jill Senft
11. November 2019 • Text von Anna Meinecke
Wer gelegentlich mal um Zeitungsstände herumscharwenzelt, dürfte ihren Illustrationen schon begegnet sein. Jill Senft arbeitet für große deutsche Zeitungen und Magazine. Los ging’s einmal bei unseren Freunden des Münchner Stadtmagazins Super Paper. Mittlerweile sind ihre rosafarbenen Wabbel-Menschen für Instagram-Affine fast schon Kult. gallerytalk.net erzählt sie von ihrer Liebe zu einem ganz bestimmten Herrenfriseur und Qualität, die für sich spricht.
gallerytalk.net: Deine Figuren haben kleine Kugelköpfe, massive Gliedmaßen und meist die Hautfarbe Schweinchenrosa. Was sind das so für Typen?
Jill Senft: Das sind so Typen wie du und ich – womöglich etwas rosaner. Seit meiner Kindheit bin ich Fan der leuchtend gelben Simpsons, vielleicht eine Art von unterbewusster Hommage.
Warum sind die so wabbelig?
Ich finde den Kontrast zwischen grafischen Formen der Umgebung und weichen Körpern interessant.
Du hast eine ganze Reihe hochkarätiger Kund*innen wie zum Beispiel “Die Zeit”, “Brand Eins” oder auch die Deutsche Bahn. Was war der erste große Deal, denn du an Land gezogen hast? Und gibt es ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?
Ich glaube, meine erste Veröffentlichung, über die ich mich total gefreut habe, war im Super Paper. Das war schon cool, auch weil ich bereits vor meinem Studium die Ausgaben gesammelt habe. Besonders stolz bin ich aber auf meine Masterarbeit: Neben dem freiberuflich Arbeiten ist ein Buch entstanden und ich habe ein riesiges Trinkpäckchen zwischen Weihnachten und Silvester gebaut. Das war purer Stress, fand ich gut.
Gibt es einen Unterschied zwischen der Künstlerin und der Illustratorin Jill Senft?
Ich finde es schön, dass ich beides sein kann. Als Künstlerin kann ich eben auch dreidimensional arbeiten und über das Format von Magazinen beziehungsweise Druck-Erzeugnissen hinausgehen. Die Optik von einem Original unterscheidet sich total von einem Druck-Erzeugnis. Es macht mir Spaß, eigene Themen zu finden und mich auch anders damit auseinanderzusetzen.
Anfang des Jahres warst du für eine Residency in Tokio. Wie hast du die Stadt beziehungsweise das Land erlebt?
Ich wollte schon immer nach Japan, am liebsten würde ich gleich wieder hin. Das war eine megagute Zeit! Seitdem ich zurück bin, vermisse ich das gute Essen, den Käsekuchen, Ramen, die Ruhe, den Shotengai, Yoshi, den Herrenfriseur mit seinen zehn Katzen, die nach Frauen berühmter Persönlichkeiten benannt sind, die japanische Aussprache meines Namens, Getränkeautomaten mit ungesüßtem Eistee – die Liste ist lang.
Was hast du aus der Zeit für deine Arbeit mitgenommen?
Es war super, so frei zu sein, und ich war an keinen Arbeitsort gebunden. Ich bin mit dem Gefühl nach Hause geflogen, dass ich von überall aus arbeiten kann. Das ermöglicht es mir, neue Eindrücke zu sammeln und unabhängig zu bleiben.
Was können wir von deiner Ausstellung “So desu ne, So it is” im Direktorenhaus erwarten, die am 14. November eröffnet?
Ich bin gerade noch mitten im Arbeiten und bin selbst gespannt, was dabei rauskommt. Da muss man sich überraschen lassen, das mache ich auch.
Du hast ein bisschen Hintergrund in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, stimmt’s? Hilft dir das bei deiner Arbeit heute, zum Beispiel in Sachen Selbstvermarktung?
Für mich ist es wichtig, dass die Qualität meiner Arbeiten für sich spricht. Generell denke ich bei der Arbeit nicht in erster Linie an die Vermarktung, sondern daran, dass ich am Ende mit der Arbeit zufrieden bin und dahinter stehen kann.
Dein Instagram-Account wirkt im Vergleich zu anderen Künstler*innen ziemlich professionell. Wie nutzt du die Plattform?
Ich bin vielleicht Instagram süchtig, aber da arbeite ich dran. Ich nutze die Plattform tatsächlich aber nur beruflich. Das ist wie eine kleine Online-Galerie für mich. Ich habe aber parallel auch eine Webseite.
Und auf die wollen wir an dieser Stelle verweisen. Klickt euch durch auf www.jillsenft.com. Oder schaut auf Jills Instagram-Account vorbei. Am 14. November eröffnet ihre Ausstellung “So desu ne, So it is” im Direktorenhaus in Berlin.
In unserer Interview-Reihe DOUBLE TAP zeigen wir euch, in welche Instagramer wir uns beim Scrollen im Bett verguckt haben.
#1 Esteban Schimpf
#2 Leah Schrager
#3 Richie Culver
#4 Amber Vittoria
#5 Andy Kassier
#6 Louis-Philippe van Eeckhoutte
#7 Aaron Scheer
#8 Tim Berresheim
#9 Arno Beck