Don't cry, work.
13. März 2016 • Text von Ann-Kathrin Ntokalou
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit, wusste schon Karl Valentin. Die Galerie GEDOK zeigt anlässlich des Internationalen Frauentages die Werke dreier Künstlerinnen, die sich teils subtil, teils offensichtlich dem Thema „Kunst als Arbeit“ bzw. dem „Mythos der armen Künstlerin“ widmen. Ina Loitzl, Patricia Lincke und Heidrun Eskens vereinen Video, Fotografie und Malerei auf kleinem Raum und ergänzen sich dabei gegenseitig.
In voller Ausrüstung steigt Ina Loitzl in den Ring und boxt sich durch die Geschichte der Kunst – vorbei an antiken Statuen, Koons Balloon Dog und Maria Lassnigs Selbstportrait. In ihrer Videoarbeit „Kunstboxen“ inszeniert sich die österreichische Künstlerin selbst als Preisboxerin. Sie kämpft an gegen die Unsichtbarkeit von Frauen im Kunstmilieu, schlechte Bezahlung und fehlende Wertschätzung. Wenn Loitzl ausholt und zuschlägt, trifft es nicht nur den Kunstmarkt als Männerdomäne, es trifft den Kunstmarkt per se. Ein Van Gogh erzielte 2014 bei Southeby´s 60. Mio. Euro, zu Lebzeiten verkaufte der Niederländer kein einziges seiner Werke. Loitzl untermalt ihren kämpferischen Gestus mit Fakten und Statistiken dieser Art. Wenn das Video letztlich wieder von vorne beginnt, wird klar: Es geht in die nächste Runde. Aber auch: Es wird ein langer Kampf werden.
Der weibliche Körper unter Spitzengardinen, seine Attribute sind ihm abgesprochen. Mal blitzen Beine unterm weißen Stoff hervor, mal erahnt man eine Silhouette. Patricia Linckens Arbeit „Anwesen II-V“ ist anmutig und bedrückend zugleich. Ihre Drucke, die zum Mobile arrangiert im Raum schweben, zeigen die Frauen-Stoff-Bündel in unterschiedlicher Fasson – teils statisch, teils dynamisch. Mit ihren Bildern lotet sie die Grenze zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Individualität und sozialer Zugehörigkeit aus. Sie setzt den Körper als Angriffsfläche in den urbanen Raum, gibt ihn jedoch in den Schutz eines Stoffes, dem die Bürgerlichkeit förmlich eingeschrieben ist. Linckes Spiel mit der weiblichen Identität funktioniert sowohl ästhetisch als auch konzeptuell.
Heidrun Eskens nähert sich der Ausstellungsthematik anders als ihre Kolleginnen, sie wählt den Weg des Abstrakten. Ihre Arbeit „Ich spinne Dir einen Traum“ besitzt textilen Charakter. Das großflächige Quadrat scheint ein Gewebe aus goldenen und bunt schimmernden Fäden zu sein, elastisch, doch an manchen Stellen bereits brüchig. Hochwertigkeit und Abnutzung liegen hier dicht beieinander. „Ich spinne Dir einen Traum“ referiert auf das Märchen Rumpelstilzchen, in dem die Müllerstochter Stroh zu Gold spinnen muss, um des Königs Frau zu werden. Die Frage nach der Wertschätzung weiblicher Kunst (und Arbeit) wird hier mit den Mitteln der Malerei verhandelt.
„Kunst als Arbeit oder der Mythos der armen Künstlerin“, kuratiert von Anabel Roque Rodriguez, gibt einen kleinen Einblick in aktuelle Tendenzen weiblicher Kunst, besser: von Frauen gemachter Kunst und präsentiert mit der Auswahl der Werke und Künstlerinnen einen spannenden Kanon.
WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 01. April 2016 zu sehen.
WO: Galerie GEDOK, Schleißheimer Straße 61, 80797 München.