Dogs mit Jobs – in Berliner Galerien Auf diese tierischen Mitarbeiter trefft ihr beim Kunstgucken
30. August 2025 • Text von Julia Meyer-Brehm
Sie liegen dösend unter dem Schreibtisch, begrüßen Kunstinteressierte wedelnden Schwanzes oder fristen ihren Arbeitstag im kühlen Backoffice: In vielen Berliner Galerien gehören Hunde längst zum Inventar. Zwischen Ausstellungsbetrieb, Leihverkehr und Messeplanung bringen sie Wärme, Charakter und gute Laune in den Kunstraum. Dürfen wir vorstellen? Diese Galerien haben tierische Mitarbeiter.

Franz
Seit seinem ersten Arbeitstag ist Franz in der Galerie carlier | gebauer durchgängig Mitarbeiter des Monats. Mit seiner Spezialisierung als Mental Health Worker und CEO of Cuteness ist seine Hauptaufgabe die Stressreduktion seiner Kolleg*innen. Franz’ Lieblingskünstlerin ist Leonor Serrano Rivas. Ihre Installation, ein Wald aus Metallblüten, ist ein exzellenter Spielplatz, um mit seinen Kolleg*innen Fangen zu spielen. Meistens gewinnt Franz. Zu seinen Lieblingsbesucher*innen zählt eindeutig der FedEx-Kurier. Trotzdem verbringt er seine Zeit am liebsten im Lager, wo er mit den Arthandlern spielt und ab und zu noch einen Tischtennisball aus einer Ming Wong-Performance findet.

Catrin
Dackeldame Catrin war zwar schon einmal bei unseren Gallerydogs vertreten, ausklammern würden wir sie deswegen aber niemals. Das liegt unter anderem an ihrem äußerst angenehmen Charakter, der durch den Verzicht auf jegliche Art von Erziehung geformt wurde. Jeder Gast der Galerie Ebensperger wird mit absoluter Freundlichkeit begrüßt, unabhängig jedweder Tageslaunen. Eine*n Lieblingskünstler*in hat Catrin nicht, ihre beste Freundin ist Schauspielerin. Mit ihr und ihrem Partner steht sie fast täglich in Kontakt – es sind also eher die performativen Künste, die Catrin zusagen. Unabhängig davon ist ihr Lieblingsort die Küche, ob in der Galerie oder anderswo.

Lui
Lui heißt ursprünglich Luigi, kommt aus der Ukraine und verbringt einen großen Teil seiner Zeit in der Galerie Klemm’s. Am liebsten liegt er dort vor dem Fenster in der Sonne, um sich selbige auf den Pelz scheinen zu lassen. Eigentlich möchte er aber viel lieber durch den Wald rennen. Sein Lieblingsmedium ist Malerei, Lui beschnüffelt aber auch Skulpturen und Besucher*innen neugierig. Nachmittags wird es ihm meistens langweilig in der Galerie und er möchte nach Hause. Damit er bis 18 Uhr durchhält, wird er deswegen mit dem ein oder anderen Leckerli bestochen.

Chilla
Im Front Office der Galerie Kornfeld arbeitet Chilla, eine Chihuahua-Dame von stolzen 13 Jahren. Am liebsten begrüßt sie dort die Besucher*innen, auch wenn sie zugegebenermaßen die meisten verschläft. Chilla freut sich über jede Streicheleinheit, die sie bekommen kann. Seit zwei Jahren ist sie regelmäßig vor Ort und trägt mittlerweile den stolzen Titel “Assistant to the Gallery Assistant”. Eine ihrer Lieblingskünstler*innen ist Youjin Yi, wegen der vielen Tiergestalten, die es in deren Werken zu entdecken gibt. Am liebsten wäre sie selbst Teil dieser Fantasiewelten und würde dort stundenlang Ball spielen.

Andoni
Bei Capitain Petzel trifft man auf den blauen Whippet Andoni, der es offensichtlich liebt, zu posieren. Andoni ist fünf Jahre alt, sehr neugierig und verspielt. Morgens macht er pflichtbewusst seine Runde durch die Galerie und begrüßt jedes Teammitglied. Auch Besucher*innen werden selbstverständlich mit Aufmerksamkeit überhäuft. Andonis Lieblingskünstlerin ist Stefanie Heinze. Er hat es geschafft, eine völlig neue Zielgruppe in die Galerie zu locken: Menschen mit Windhunden. Wenn er nicht gerade bei Capitain Petzel arbeitet, verbringt Andoni seine Zeit auf Mallorca, wo es ihm aufgrund der Wärme noch etwas besser gefällt als in Berlin.

Selma
Selma, genannt Slum, ist ein fünfjähriger Prodeco-Mix aus Spanien und seit ihrer Kindheit in der Berliner Kunstszene beheimatet. Die quirlige Hündin gehört seit etwas mehr als einem Jahr zur KOW-Familie und fühlt sich dort als direkte Assistenz der Direktorin pudelwohl. Ihre Aufgaben kreisen hauptsächlich um die Team- und Besucher*innen-Pflege: Selma begrüßt, küsst und leckt, vergewissert sich, dass alle stets bei guter Laune sind und ist quasi die Allround-Liaison der Galerie. Manchmal netzwerkt sie sogar am Wochenende. Eine besondere Schwäche hat sie für die Skulpturen und Installationen von Michael E. Smith, die schon mal eine Tierkralle, getrocknete Kürbisstiehle oder einen Schildkrötenpanzer enthalten können. Klar, dass das spannend ist.

Lupita
Vor fünf Jahren ist die elfährige Hündin Lupita aus Chile nach Berlin gekommen ist. Dort arbeitet sie in der Galerie Thomas Schulte. Ihre Lieblingskünstlerin ist ohne Frage Cosima zu Knyphausen, weil ihre Bilder oft Hunde, Frauen und andere Tiere zeigen – und das Beste: Die Werke haben häufig kleine Formate, sodass Lupita sie viel leichter bewundern kann. Besonders im Sommer kommt sie sehr gerne in die Galerie, vor allem weil sie sich dann im Innenhof sonnen und das geschäftige Treiben beobachten kann. Manchmal nimmt sie auch an Teambesprechungen teil, schläft dabei aber meistens ein. Das liegt entweder an ihrem Alter oder an den ausgiebigen Streicheleinheiten ihrer Kolleg*innen.
Jemanden vergessen? Die Autorin freut sich jederzeit über illustrierte Zusendungen weiterer Gallerydogs.