Best of DC Open Köln
Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen

1. September 2021 • Text von

Es wird sich wieder heiß gelaufen. Nach einem Sommer, der so mittelmäßig einer war, ist Zeit für eine geballte Ladung frische Ausstellungen außerordentlicher Qualität. Im Rahmen von DC Open zeigen Düsseldorfer und Kölner Galerien und Off-Spaces, was sie drauf haben. Wir legen los mit Tipps für Köln und empfehlen: Falko Alexander, fiebach, minninger, Mouches Volantes, PiK Deutz, Moltkerei Werkstatt, Mauer, Jan Kaps und Petra Martinetz.

Malerei eines Spiegel-Selfies der Model-Schwestern Bella und Gigi Hadid. Darüber ein übergroßes Diamanten-Emoji.
Chris Drange: Gigi & Bella With Blue Diamond, 2021. Oil on canvas, 200 x 185 x 4,5 cm. Courtesy of the artist.

Chris Drange bei Falko Alexander

Ist das jetzt der Glam-Faktor oder ein rasanter Aufreger? Chris Drange bringt mit seiner Ausstellung “Diamonds & Butterflies” ein bisschen Hollywood nach Köln in die Galerie Falko Alexander – also auf Leinwand. Der Maler im weiteren Sinne stöbert auf Instagram nach Celebrity Selfies, bearbeitet sie am Computer, schickt sie nach Litauen, lässt sie in China malen. Da kann man sich moralisch dran wund reiben oder gedanklich die ganz große Sozialstudie aufmachen. Man kann die Arbeiten übrigens auch sehr gut genießen. Weil sich das einfach alles so schön nach jetzt anfühlt, nach Hype, Überhöhung und Abgrund.

WANN: Die Einzelausstellung “Diamonds & Butterflies” von Chris Drange läuft bis zum 16. Oktober.
WO: Falko Alexander, Venloer Straße 24, 50672 Köln.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Morgaine Schäfer, Detail aus der Serie Diakonissen, Ausstellungsansicht, Sweet Lies – Fiktionen der Zugehörigkeit, Ludwig Forum Aachen, 2021.

Morgaine Schäfer bei fiebach, minninger

Der Reise nach Köln schließt sich eine Reise durch die Geschichte unserer Gesellschaft und ihrer Mode bei fiebach, minninger an. Morgaine Schäfer fragt mit ihrer Ausstellung “Schwestern” nach sozialen Rollen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Wie konstruiert sich weibliche Identität? Inwieweit spiegelt sich das Gesellschaftliche im Privaten wider? Zwischen ganz persönlichen Bezügen und distanzierter Betrachtung widmen sich die trophäenartigen Skulpturen der Symbolik von Kleidung.

WANN: Die Einzelausstellung “Schwestern” von Morgaine Schäfer läuft bis zum 9. Oktober.
WO: fiebach, minninger, Venloer Straße 26, 50672 Köln.

Der Tipp kommt von Julia Stellmann.

Ein Holzschrank, auf den "1000 Jahre CDU" in roter Farbe gesprüht ist.
Jody Korbach: „1000 Jahre CDU“, Sprühlack auf Holzmöbel, 200x300x45 cm, 2021. Foto: Jana Buch.

Jody Korbach bei Mouches Volantes

Die Zeit vergeht so schnell, da ist es doch schön, wenn es auch ein paar Konstanten gibt. Gute Freunde, stabile Arbeitsverhältnisse, vielleicht auch Madonna. An anderer Stelle könnte man womöglich an Kontinuität sparen. Praktisch, dass bald Bundestagswahl ist. Schön passend in den Wahlkampf fällt die Ausstellung “1000 Jahre CDU” bei Mouches Volantes. Jody Korbach spürt da dem “Gefühl von CDU” nach. Wie überhaupt wird eine Partei zu einem Gefühl? Und wieso steht hier überall Holzmobiliar?

WANN: Die Ausstellung “1000 Jahre CDU” von Jody Korbach läuft bis Samstag, den 2. Oktober.
WO: Mouches Volantes, Ebertplatz 3, 50668 Köln.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

“Lorelei – Maneater” von Gustavo Gomes, Foto: Sonja Werner.

Gustavo Gomes bei PiK Deutz

Wer denkt beim Rhein nicht auch an die sagenumwobene Lorelei? Gustavo Gomes präsentiert im PiK – Projektraum im KunstWerk Teile seiner Werkserie “Lorelei” und nähert sich der Frauenfigur, deren verletzlicher Körper zum gefährlichen Objekt der Begierde wurde. “Maneater” ist der vierte und neueste Teil der Werkserie, die sich mit der Historie von Verführung, Schuld und Niederlage beschäftigt. Ein wiederkehrendes Muster, das mit dem Motiv der verführten Männer und der schönen Frauen, die ihre Körper als Waffen benutzen, allzu bekannt ist.

WANN: Die Ausstellung “Lorelei – Maneater” von Gustavo Gomes kann am 3. und 4. September von 14 bis 18 Uhr besucht werden. Am 5. September ist sie von 16 bis 20 Uhr geöffnet, inklusive Performance um 17 Uhr. Im Rahmen des Festivals IMPACTZONE am 9. und 10. September wird die Performance im Konzertsaal der Hochschule für Tanz und Musik Köln erneut gezeigt.
WO: PiK – Projektraum im KunstWerk, Deutz-Mülheimer Straße 127, 51063 Köln.

Der Tipp kommt von Julia Stellmann.

Auf zwei Metallgestellen sind Textil und Kordeln gespannt. An der Wand ein abstraktes Bild aus Acryl-Nägeln.
Theresa Weber: “Altar Window I”, mixed media in resin on metal construction, 220 x 220 cm. © Theresa Weber, Photo: Bernhard Adams.

Theresa Weber in der Moltkerei Werkstatt

Gesellschaftliche Diskurse und die eigene Identität verwebt Theresa Weber recht buchstäblich in raumgreifenden Installationen. Geflochtenes Kunsthaar, Polyesterharzplatten, in die die Künstlerin mit Bedeutung aufgeladene Artefakte eingießt. Für die inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen wie Intersektionalität, Feminismus, Gender und kulturelle Hybridisierung hat Weber eine eigene Form gefunden. Unter dem Titel “Cosmic Momento” sind ihre Arbeiten in der Moltkerei Werkstatt zu sehen.

WANN: Die Ausstellung “Cosmic Momento” eröffnet am Donnerstag, den 2. September, von 18 bis 21 Uhr. Sie läuft bis Sonntag, den 17. Oktober.
WO: Moltkerei Werkstatt e.V., Moltkestraße 8, 50674 Köln.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Ein Foto von einem aufgeschlagenen Buch, zu sehen ein Bild, dass einen Mann vorm Kölner Dom umringt von einer Menschenschar zeigt.
Apotheose des Doms im nationalen Hochgefühl: Das Bauwerk erhält den Strahlennimbus. DIE GEHEIMNISSE DES KÖLNER DOMS. Photo: via MAUER.

Alex Wissel mit Helin Alas bei Mauer

Wenn von Leitkultur schwadroniert wird, wird gern sagen wir mal vergessen, dass vieles von dem, was heute als „deutsche Identität“ gilt, gezielt erfunden wurde, um auf eine eben solche einzuschwören. Wie also lief die Inszenierung ab? Alex Wissel nimmt mit seiner Ausstellung “Kölner Stadtarchiv” bei Mauer die gegenwärtige Renaissance des Heimatbegriffs zum Anlass, um dessen historischen Kontinuitätslinien auf den Grund zu gehen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind historische Künstlerfeste aus dem 19. Jahrhundert, etwa die Feierlichkeiten anlässlich der Fertigstellung des Kölner Doms 1880. Neben Wissels Arbeiten ist auch eine von Helin Alas zu sehen. Es ist die zweite Ausstellung im Raum MAUER und ein Besuch lohnt sich, klar, ob der Kunst, aber auch ob der fantastischen Location in der – der Name ist Programm – Kölner Stadtmauer.

WANN: Die Ausstellung “Kölner Stadtarchiv” von Alex Wissel mit einer Arbeit von Helin Alas eröffnet am Freitag, den 3. September von 17 bis 19 Uhr. Sie läuft bis zum 10. Oktober.
WO: Mauer, Gereonswall 110, 50670 Köln.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

“Golden Shower” von Nancy Lupo bei Jan Kaps.

Nancy Lupo bei Jan Kaps

“Golden Shower”, der Titel der Ausstellung von Nancy Lupo bei Jan Kaps, ruft eine ganze Menge verschiedener Assoziationen auf. Je nachdem wie der Titel gelesen wird, lässt er an etwas Schönes, Erotisches, Obszönes, Grausames denken oder aber an alles zugleich. Als Fortsetzung von Lupos Serie “tellers”, die sich mit dem im Deutschen als “Himmel und Hölle” bekannten Origami Spiel beschäftigt, werden auch hier endlose Interpretationsmöglichkeiten offen gelassen. Ein Merkmal, das den vielgestaltigen Werken der Künstlerin grundsätzlich zu eigen ist und sie gerade deshalb besonders spannend macht.

WANN: Die Ausstellung “Golden Shower” von Nancy Lupo eröffnet am Freitag, den 3. September. Sie läuft bis zum 23. Oktober.
WO: Jan Kaps, Jülicher Straße 24A, 50674 Köln.

Der Tipp kommt von Julia Stellmann.

Selma Gültoprak. Courtesy of the artist and Galerie Petra Martinetz.

Selma Gültoprak bei Petra Martinetz

Sozialer Alltag ist ihr Material. Selma Gültoprak arbeitet installativ mit gefunden Objekten, Bildern, Schriftstücken und Sounds. Ihrer Ausstellung “and their eyes became sharper” in der Galerie Petra Martinetz hat sie dem Thema Wohnungslosigkeit gewidmet. Dafür hat sie Protestschilder von Demonstrationen zusammengetragen, Interviews mit Betroffenen, Aktivist*innen und Forscher*innen geführt, aus dem Innenleben alter Matratzen ein Herz gestaltet. Einem hochpolitischen Thema gibt sie so etwas wie eine ästhetische Form.

WANN: Die Ausstellung “and their eyes became sharper” von Selma Gültoprak läuft bis zum 15. Oktober.
WO: Galerie Petra Martinetz, Moltkestraße 81, Hinterhaus, 1. Etage, 50674 Köln.

Der Tipp kommt von Anna Meinecke.

Das gesamte Programm zu DC Open gibt’s online. Nicht alle unsere Empfehlungen sind Teil der offiziellen Veranstaltung, aber eben mindestens genauso empfehlenswert.

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