Das Beste zum Gallery Weekend 2025 8 Ausstellungen, die ihr nicht verpassen solltet
29. April 2025 • Text von Anna Meinecke
Unmöglich, während des Berliner Gallery Weekends alle Ausstellungen zu sehen. Umso wichtiger, die Highlights im Programm zu kennen. Wir haben vorsortiert: In diesen acht Galerien solltet ihr unbedingt vorbeischauen.

Noah Klink: Sebastian Jefford
Der Titel “Toy” von Sebastian Jeffords Ausstellung bei Noah Klink legt eine spielerische Lesart seiner Werke nahe. “Choo choo” – falls ihr euch fragtet, welches Geräusch ein englischsprachiger Zug macht. Es handelt sich in besagtem Sprachraum um den phonetischen Zwilling des doppelten Kauens (/tʃuː tʃuː/). Passend also, dass Jefford in einer seiner Zeichnungen Schienen mit Verzehrender-Mund-Perspektive paart. In seinen Arbeiten klingt zuweilen ein Moment von Wissensvermittlung an, ehe offenbar wird, dass sich klare Instruktionen trotz edukativer Ästhetik kaum ableiten lassen. Objekte werden hochskaliert oder geschrumpft, Codes verfremdet und fiktionalisiert und exakt da beginnt das Vergnügen.
WANN: Die Ausstellung “Toy” von Sebastian Jefford eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis Samstag, den 31. Mai.
WO: Galerie Noah Klink, Kulmer Straße 17, 10783 Berlin.

Schiefe Zähne: Phung-Tien Phan
Der Brontosaurus Jättelik ist bekannt aus der Ikea-Kinderabteilung. Doch auch denjenigen, die sich mehr in der Kunstwelt als in Möbelhäusern herumtreiben, könnte der Dino bereits begegnet sein. Er ist der Hauptdarsteller der “Dino Phan”-Werkreihe von Phung-Tien Phan. Um ihn herum baut die Künstlerin skulpturale Assemblagen. Solche werden auch in ihrer Ausstellung bei Schiefe Zähne zu sehen sein. Unter dem Titel “Kein Charakter” lässt Phan außerdem eine stilisierte Figur entlang der Fassaden einer abstrahierten Skyline wandern.
WANN: Die Ausstellung “Kein Charatker” von Phung-Tien Phan eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 14. Juni.
WO: Schiefe Zähne, Potsdamer Straße 103, 10785 Berlin.
ChertLüdde: Álvaro Urbano
Wie ein sommerlicher Abendspaziergang durch den Tiergarten nur anders präsentiert sich die Ausstellung “September and the Lions” von Álvaro Urbano. Anders insofern, als der Streifzug durch die Räumlichkeiten von ChertLüdde indoors stattfindet. Vor allem aber erweisen sich die Zweige des Amberbaums, die sich da so ansehnlich in den White Cube strecken, als alles andere als organisch. Urbano hat sie aus Metall gefertigt und die dem Material inhärente Chlorophyll-Armut mit Farbe kaschiert. Seine künstlichen Pflanzen gleichen denen nahe der denkmalgeschützten Löwenbrücke im südwestlichen Teil des Berliner Parks, ein Cruising-Gebiet. In künstlicher Dämmerung konserviert Urbano also mehr als eine Naturerfahrung: Er demonstriert die Vielschichtigkeit des öffentlichen Raums.
WANN: Die Ausstellung “September and the Lions” von Álvaro Urbano eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 26. Juli.
WO: ChertLüdde, Hauptstraße 18, 10827 Berlin.

Trautwein Herleth: Puppies Puppies (Jade Guanaro Kuriki-Olivo)
Minimalismus, Farbfeldmalerei, Pop Art, Grindr – one is not like the others, sollte man meinen, doch Jade Guanaro Kuriki-Olivo, die bis 2018 anonym unter dem Namen Puppies Puppies arbeitete, bringt das schlüssig zusammen. Unter dem Titel “Degenerate Art (Transsexual)” verbindet sie wie so oft in ihrer Arbeit Kunstgeschichte und Alltagskultur. In Reduktion, Fläche, Massenkultur, Konsumkritik, digitalen Plattformen und queerem Dating entdeckt Kuriki-Olivo Parallelen und ironische Brechungen. Sie sind Ausgangspunkt für Erkenntnisse über die Künstlerin selbst sowie die Welt, die sie umgibt.
WANN: Die Ausstellung “Degenerate Art (Transsexual)” von Puppies Puppies (Jade Guanaro Kuriki-Olivo) eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 7. Juni.
WO: Trautwein Herleth, Kohlfurter Straße 41/43, 10999 Berlin.

Molitor: Diane Severin Nguyen
Im Dschungel fällt Schnee, Kinderkleider in Bewegung, ein Song, eine Unterbrechung. In der Galerie Molitor lässt Diane Severin Nguyen verschiedene Zeitebenen nebeneinander laufen. In ihrer Ausstellung “Spring Snow” zeigt sie neue Fotografien und eine Filminstallation.
WANN: Die Ausstellung “Spring Snow” von Diane Severin Nguyen eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 7. Juni.
WO: Galerie Molitor, Kurfürstenstraße 143, 10785 Berlin.

Soy Capitán: Melissa Joseph
“Hell is a funnel, a crater bombed out by Lucifer’s fall from heaven. But mostly, it is not a straight line, you can’t drop into it. You must stroll.” So beschreibt die Lyrikerin Megan Fernandes den Weg an den Ort der Verdamnis – ein spiralförmiger Abstieg, kein freier Fall. Ihr Gedicht “Discipline” dient Melissa Joseph als Ausgangspunkt für ihre Ausstellung “no words” bei Soy Capitán. Wie Raum für Wahrheiten halten, wenn Sprache inmitten einer überwältigenden Medienflut einem Unsichtbarmachen, Auslöschen oder Vergessenwerden nicht standhalten kann? Joseph filzt, wie sie es nennt, “Erinnerungskokons”: bunte Textiltableaus, die Momente aus ihrem Leben oder dem von Familie und Freund:innen abbilden. Das kann ein Telefongespräch sein oder ein Hühner-Transport.
WANN: Die Ausstellung “no words” von Melissa Joseph eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 7. Juni.
WO: Soy Capitán, Lindenstraße 34, 10969 Berlin.
KOW: Hudinilson Jr.
Sexuell aufgeladene Formen der Selbst- und Fremdbetrachtung, Begierde und Intimität zeichnen das Werk von Hudinilson Jr.. Seit den späten 1970er-Jahren zählte er zu den wichtigen Figuren der lateinamerikanischen Kunstszene. Sein Œuvre ist vielfältig: Performances, Künstlerbüchern, Xerox-Assemblagen, Skulpturen. Seine Auseinandersetzung mit der Sichtbarkeit queerer Körper und deren Wahrnehmung in der Gesellschaft erfährt zunehmend Anerkennung unter Kunsthistoriker:innen. Die Galerie KOW, die den Nachlass des 2013 verstorbenen Künstlers vertritt, präsentiert Hudinilson Jr. als Pionier von Konzept- und aktivistischer Kunst.
WANN: Die Ausstellung “Exercícios de me ver” mit Arbeiten von Hudinilson Jr. ist ab Freitag, den 2. Mai, um 12 Uhr geöffnet, das offizielle Opening beginnt um 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis zum 26. Juli.
WO: KOW, Kurfürstenstraße 145, 10785 Berlin.

BQ: “The Brotherhood of New Blockheads (1996-2002)”
Ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt, verspricht BQ mit der Ausstellung “The Brotherhood of New Blockheads (1996-2002)”. Die Gruppe aus Sankt Petersburg inszenierte binnen weniger Jahre über 100 Performances. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und den damit einhergehenden Umwälzungen in Politik und Gesellschaft spielte Kunst kaum keine Rolle. Die “neuen Holzköpfe” füllten diese Lücke mit Absurdität, Polemik und Poesie, mit Humor, Verzweiflung und Theatralik. Die Gruppe ist bis heute kaum bekannt. 2019 zeigte die Kunsthalle Zürich bereits eine Ausstellung mit demselben Titel. Deren Kurator Peter Belyi hat nun Daniel Baumann, ehemaligen Leiter des besagten Ausstellungshauses, bei der Kuration der BQ-Schau unterstützt.
WANN: Die Ausstellung “The Brotherhood of New Blockheads (1996-2002)” eröffnet am Freitag, den 2. Mai, um 18 Uhr. Sie läuft bis zum 28. Juni.
WO: BQ, Weydingerstraße 10, 10178 Berlin.