Weiße Glut Chris Succo in der Walter Storms Galerie
12. April 2023 • Text von Quirin Brunnmeier
Chris Succo verbindet in seinen abstrakten Malereien pastose Schichtungen weißer Farbe mit farblichen Akzenten. Die genau komponierten Bilder entwickeln dabei eine spezielle Dynamik. In der Walter Storms Galerie zeigt er neue Arbeiten seiner fortlaufenden Serien “White Paintings” und “Spark Paintings”.
Die Bilder wirken zart und schwer gleichermaßen. In den hohen und großzügigen Räumen der Walter Storms Galerie haben die Arbeiten von Chris Succo genug Platz, sie können ihre kühle Ausstrahlung entfalten und in ihrer Körperlichkeit wirken. Feine, gestische Farbtupfer scheinen zwischen groben weißen Flächen durch. Subtile Variationen von Textur und Grundierung wechseln, Tiefe und Komplexität zeichnet sich ab. Die eigens für die Einzelausstellung entstandenen Arbeiten sind Teil zweier fortlaufender Serien, die „White Paintings“ und „Spark Paintings“. In beiden steht die Schichtung weißer Farbe im Mittelpunkt, die sowohl die Bilder strukturiert als auch in ihrer pastosen Präsenz eine eigene, reliefartige Präsenz entfaltet.
Chris Succo begann in den frühen 2010er-Jahren seine Auseinandersetzung mit dem Prozess des Schichtens von Farbe, die diesem Prozess inhärente skulpturale Komponente veranlassten den eigentlich interdisziplinär arbeitenden Künstler zu einem bewussten Schwenk auf die Malerei. Malerei ist immer ein Prozess des Schichtens und Abtragens. Farbebenen werden übereinandergelegt, miteinander vermengt und voneinander abgetrennt. In der Malerei von Chris Succo stehen unterschiedliche malerische Ebenen sowohl materiell als auch in Bezug auf ihre Gestaltung in einem Spannungsverhältnis. Der dünn beschichtete, farblich gestaltete Untergrund wird von einer dichten und deckenden weißen Farbe überzogen, die in groben, schnellen Pinselschichten aufgetragen wird.
Die subtilen farblichen Akzente treten in einen Dialog mit den dynamischen Formen und Schwüngen der sie überdeckenden Schicht. Die Bilder wirken durch ihre konzentrierte Form, die sich durch ein rhythmisches Spiel aus Komposition und Textur ergibt. Obwohl die gezeigten Bilder zunächst minimalistisch scheinen, bestechen sie durch feine Details und Nuancen. Chris Succos künstlerischer Ansatz wird als intuitiv beschrieben, in seinen Bildern erkundet er die Wirkungsweisen von Farbe und Komposition. Eine zusätzliche, sprachliche Ebene bilden die Bildtitel, die mal poetisch oder literarisch sind, mal kühl deskriptiv. Im Zusammenspiel mit den Bildern ergibt sich ein enigmatisches und nie voll auflösbares Geflecht aus Gesten, Hinweisen und Verweisen.
Dennoch oder gerade deswegen transportieren die Bilder eine spezielle Harmonie und Dynamik, die unter die Oberfläche geht. Chris Succos „White Paintings“ und „Spark Paintings“ sind kontemplative Kompositionen, die eine eigene Energie entfalten. Die ungegenständlichen Bilder wirken balanciert aber dynamisch. Obwohl sie sich in ihrer Abstraktion jeglicher Verbindung mit der Welt entziehen, sind sie doch in sich schlüssig und sind nicht nur in Bezug auf ihre Materialität mehrdeutig und mehrschichtig. Über ihre formalen Qualitäten entwickeln sie eine eigentümliche Strahlkraft, eine kalte Glut, die trotzdem einen Funken überspringen lässt.
WANN: Die Ausstellung “Chris Succo: White Paintings | Spark Paintings” ist noch bis zum 6. Mai zu sehen.
WO: Walter Storms Galerie, Schellingstraße 48, 80799 München.