Skulpturaler Dialog
Lu Cheng und Laura Klodt-Bußmann im c/off

9. Juni 2025 • Text von

Fließende Stoffe und kleinteilige Keramiken in warmes Licht getaucht: Die Materialien der Arbeiten von Lu Cheng und Laura Klodt-Bußmann sind von Körperlichkeit, Durchlässigkeit und Transparenz geprägt. Im c/off gehen ihre Skulpturen einen harmonischen Dialog ein.

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Lu Cheng, Phototropism, 2025, c/off (c) Marlene Mauer.

München hat einen neuen Ausstellungsraum: das c/off in Schwabing. Unter der Leitung von Romana Stehling finden hier ab sofort nicht-kommerzielle Ausstellungen und ortsspezifische Interventionen statt. “Porous Porous” ist die zweite Ausstellung seit der Eröffnung des Off-Spaces und zeigt die Arbeiten der zwei Münchner Künstlerinnen, Lu Cheng und Laura Klodt-Bußmann. Für ihre gemeinsame Ausstellung bespielen sie den kleinen Ausstellungsraum mit einer warmen, gelben Beleuchtung – ein verbindendes Element, das die Arbeiten der Künstlerinnen in ein sanftes Licht hüllt und eine durchgängige Atmosphäre schafft.

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Ausstellungsansicht, Porous Porous, c/off 2025 (c) Marlene Mauer.

Die plastischen Installationen aus Textil, Keramik und Stahl bevölkern den Raum mit einer körperlichen Präsenz. Zwei großformatige Stahlkonstruktionen blicken sich an, spannen sich von der Wand bis zum Boden auf und erzeugen dabei eine architektonische Tiefe. Skulpturale Stofflichkeit trifft auf organische Keramik und architektonische Referenzen auf biomorphe Formen. Lu Chengs und Laura Klodt-Bußmanns Arbeiten treten in einen Dialog und zeigen dabei eine erstaunlich harmonische Dualität auf. Trotz individueller Formensprache und materieller Gegensätze treten sich die Werke der Künstlerinnen in der gemeinsamen Ausstellung “Porous Porous” im c/off im Einklang gegenüber.

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Lu Cheng, The Passenger, the Passenger, 2025 c/off (c) Marlene Mauer.

Chengs hybride Skulpturen, zusammengesetzt aus Stahl, Draht und Keramiken, wecken Assoziationen von wachsenden Organismen, die nach und nach den Ausstellungsraum bevölkern. Die zweiteilige Installation “Phototropism” ist in der rechten Raumecke zu finden, neben dem oberen Ende eines Türdurchganges. Spitze, metallene Ausläufer tragen feingliedrige Keramiken, die an dichte Tentakel einer Seeanemone erinnern, fragil und stabil, hart und weich zugleich. “The Passage, the Passager” weckt ebenfalls Erinnerungen an tierische Organismen. Die Stahlstruktur, die sich in den Raum windet, ist von metallenen Scheiben gegliedert – ähnlich wie die eines Insektenpanzers – und endet in einem Sockel aus einzeln aufgefädelten Tropfen aus Keramik. Der Eindruck einer biomorphen Struktur entsteht, bedeckt mit einer organischen, kleinteiligen Oberfläche.

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Laura Klodt-Bußmann, Modul I, 2025 c/off (c) Marlene Mauer.

Statt Keramik verwendet Klodt-Bußmann transparente Textilien, mit denen sie ebenfalls filigrane Konstruktionen aus Stahl bespielt. Ihre Arbeit “Modul I” spannt einen dynamischen Bogen im Raum, bedeckt mit einem fließenden, sorgsam drapierten Seidenstoff. Es entsteht ein skulpturaler Faltenwurf, dessen Oberfläche den Blick der Betrachtenden einfängt. Auch in Klodt-Bußmanns zweiter Arbeit “Modul II” kombiniert die Künstlerin einen fließenden Stoff mit einer dünnen Stahlkonstruktion und kreiert so architektonische Referenzen vertrauter Bauelemente. Die über den Köpfen der Besucher:innen angebrachte Arbeit thront wie ein Vordach am oberen Ende der gegenüberliegenden Wand und bietet symbolischen Schutz unter dem transparenten Textil.

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Laura Klodt-Bußmann, Modul II, 2025 c/off (c) Marlene Mauer.

Beide Künstlerinnen implementieren eine Art schützende Instanz in ihren Werken. Während Chengs kleinteilige Keramiken und glänzenden Metallscheiben an organische, tierische Oberflächen wie Insektenpanzer oder Tentakel erinnern, referenziert Klodt-Bußmann architektonische Elemente wie Dächer. Die in das warme Licht getauchten Arbeiten der Künstlerinnen gehen im c/off einen skulpturalen Dialog auf Augenhöhe ein. Ihre Werke treten sich gegenüber, spielen mit Körperlichkeit im Ausstellungsraum und Durchlässigkeit von Materialität. Dabei wirken die Arbeiten gegensätzlich und gleichzeitig harmonisch. Textil trifft auf Keramik, weich auf hart.

WANN: Die Ausstellung “Porous Porous” ist noch bis Mittwoch, den 18. Juni, zu sehen.
WO: c/off, Siegfriedstraße 11, 80803 München.

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