Best of FIAC 2021 Die Messe für zeitgenössische Kunst kehrt an die Ufer der Seine zurück
22. Oktober 2021 • Text von Teresa Hantke
Würde man nicht nach dem Gesundheitspass gefragt werden und mit Maske durch die Hallen des “Grand Palais Éphémère” spazieren – es würde sich nach vollkommener Normalität anfühlen. Sammler wie Kuratorinnen zieht es zur Kunstmesse FIAC am Fuße des Eiffelturms – zahlreiche Besucher*innen drängen sich in den Gängen. Nach den Messen in Basel und London lädt nun auch Paris zu einer Woche voller zeitgenössischer Kunst. Wir waren auf der FIAC und haben die Stände aufgesucht, die man auf keinen Fall verpassen sollte.
Fleischfressende Pflanzen an Eisenketten, mal geschlossen oder bedrohlich geöffnet, zieren den mit grobem Kies ausgelegten Boden der aus Pistoia stammenden Galerie SpazioA. Die extra für die FIAC konzipierte interdisziplinäre Präsentation aus Fotografie, Objekten und Installationen der rumänischen Künstlerin Nona Inescu macht den Stand der Galerie zu einem gelungenen Gesamtwerk. Inescu schafft eindringliche Arbeiten, die die Interaktion des menschlichen Körpers mit der Natur thematisieren.
WO: SpazioA, F22.
Fabelwesen winden sich um überdimensionale Kirschen und an Schriftbändern entlang; gerahmt werden diese feingliedrigen Zeichnungen von farbintensiven Bildern mit im Licht sitzenden Löwen. Es sind fantastische Bildwelten, die die deutsche Künstlerin Agnes Scherer gemeinsam mit Paul D.D. Smith für den Stand der Pariser Galerie sanstitre 2016 konzipiert hat. Scherer, die immer wieder durch ihre satirischen wie operettenhaften Werke überzeugt, schafft mit Smith durch ihre Wandbilder und deren gespiegelte Realität auf dem Boden des Standes ein besonderes und immersives Kunsterlebnis.
WO: sanstitre 2016, F21.
Vor in schwarzer Farbe gehaltenen Wänden finden sich bunte an überdimensionale Mikroben oder fleischfressende Pflanzen erinnernde Objekte. Über den Stand der aus Chicago stammenden Galerie DOCUMENT Gallery ziehen sich die bunten aus Harz und glasiertem Stein bestehenden Werke der amerikanischen Künstlerin Erin Jane Nelson. Nelsons Arbeiten, die bereits im Whitney Museum of American Art in New York und der Pinakothek der Moderne in München ausgestellt wurden, machen den Stand zu einem gelungenen Gesamtkonzept.
WO: DOCUMENT Gallery, G28
Öl-Malereien von Brenda Draney stehen in gekonntem Dialog mit Arbeiten von unter anderem Künstlerinnen wie Judith Hopf oder der iranischen Malerin Maryam Hoseini. Zum ersten Mal ist die Münchner Galerie Deborah Schamoni auf der FIAC vertreten und schafft in ihrem Stand ein gelungenes Zusammenspiel aus Malerei und Installation. Ab Dezember zeigt die Galerie die Arbeiten Hoseinis, deren Werk um die politischen und sozialen Bedingungen von Identität und Geschlecht kreist, in einer Einzelausstellung – die in Paris gezeigte Arbeit macht definitv Lust auf mehr.
WO: Deborah Schamoni, F09.
Großformatige Malereien schmücken den Stand der Galerie Cecile Fakhoury. Es sind Gemälde des senegalesischen Künstlers Cheikh Ndiaye, der in seinen Bildern eine eindrückliche Momentaufnahme der sozio-politischen Verhältnisse in seinem Heimatland Senegal und Westafrika wiedergibt. Architektur, Städteplanung und wirtschaftlich prekäre Verhältnisse wie Fragen zu postkolonialen Verhältnissen reflektiert Ndiayes in seinem Werk und gibt dabei nicht nur gedanklichen Anstoß, sondern bietet Betrachter*innen ebenfalls eine große ästhetische Freude.
WO: Galerie Cecile Fakhoury, G35.