Best of DC Open Düsseldorf 2022
Diese Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen

1. September 2022 • Text von

Wohin in Düsseldorf? Im Rahmen von DC Open eröffnet gleich ein ganzer Schwung neuer Ausstellungen in Galerien und Off-Spaces. Unbedingt los also gen Nails Projectroom, Wildpalms, Petra Rinck, Live Lab Studio Studios, Etta, Schönewald und Ute Parduhn.

Schwarz-weiß Foto eines Fischs, der verheddert in Netz am Boden liegt.
© Cristiana Cott Negoescu, 2022.

Wie kommt der Fisch auf den Teller und wo kommt er besser nicht her? Ernährungsentscheidungen benennt Cristiana Cott Negoescu als soziales Distinktionsmerkmal. Und weil eine wachsende Mittelschicht nun mal nach Schrimp verlangt, stellt sich der Wandel der Fischwirtschaft von Mini-Fischerei zu Fischfabrik als logische Konsequenz dar. Nachdem die Künstlerin zuletzt im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Kunstakademie Düsseldorf mit einem Rundumschlag zur Kreativbranche im Kontext der Gig Economy Eindruck hinterlassen hat, wird sie im Nails Projectroom erneut performativ die große Systemkritik üben. Lasst euch das Sushi bis dahin nochmal schmecken, möglich, dass es im Fortgang kein Genuss bleiben wird.

WANN: Die Ausstellung “Disgusted, but still very hungry” von Cristiana Cott Negoescu läuft bis Samstag, den 24. September. Performances finden am Donnerstag, den 1. September, sowie am Freitag, den 23. September, und am Samstag, den 24. September statt.
WO: NAILS Projectroom, Birkenstraße 61, Düsseldorf.

Eine geschminkte männlich gelesene Person im Samtoberteil guckt in die Kamera. Darunter steht "Free abortion, free love".
Elektra KB: Videoarbeit “Strike, a Popular Uprising” (Still), 2022, 13:39 min.

Inmitten des Regenwalds trifft eine Schlangenfrau einen Roboterjungen; auf Latex, PVC und Silikon sind Körper, Coupons und Planeten collagiert; Protest, Performance und Animation mischen sich zu einem tröstenden Halt im Moment des Schmerzes. Die Ausstellung “Strike” bei Wildpalms vereint mit den Werken von Patricia Dominguez, Rachel Libeskind und Elektra KB ganz unterschiedliche Positionen, denen die Arbeit an gesellschaftlichen und historischen Konflikten und die Perspektive der Frauen gemein ist. Proteste in Lateinamerika und den USA, aber auch die schwierige Lage in Europa werden in der Schau verhandelt.

WANN: Die Ausstellung “Strike” von Patricia Dominguez, Elektra KB und Rachel Libeskind läuft bis zum 30. Oktober.
WO: wildpalms, Gerresheimer Str. 33, Düsseldorf.

johannes bendzulla petra rinck dc open gallerytalk
Johannes Bendzulla, Ohne Titel, 2022, 81 x 61 cm, Inkjet Print auf Hahnemühle Photo Rag, gerahmt, Unikat + 1 AP. // Johannes Bendzulla, Ohne Titel, 2022, Inkjet Print, 50 x 35 cm, gerahmt, Edition 10. Courtesy der Künstler und Petra Rinck Galerie.

Gewinnergrinsen gern, aber bitte wohldosiert. Ein überbleachtes Frontzahnensemble wirkt nur in den seltensten Fällen einladend. Vergleichbar unsympathisch präsentiert sich eine schablonenhaft durchkuratierte Wohnkomposition. Johannes Bendzulla fügt beides zusammen. Die freistehende Wanne, die glänzenden Beißer. Ein sperriges Motivkonzept so glossy-glatt inszeniert, dass das Abstoßende anziehen muss. In der Überzeichnung cleaner Perfektion ist bei Bendzulla etwas Lustvolles auszumachen. Seine Ausstellung “White Cube White Teeth” in der Petra Rinck Galerie erlaubt ein freudiges Verhandeln von Oberfläche – und Oberflächlichkeit.

WANN: Die Ausstellung “White Cube White Teeth” von Johannes Bendzulla läuft bis zum 15. Oktober.
WO: Petra Rinck Galerie, Birkenstraße 45, 40233 Düsseldorf.

Computergeneriertes Bild in Grautönen, kleine Kugeln erkennbar.
LIVE LAB STUDIOS pres. Fem Art No. 2 – Jessica Tille „NO CAT WALKS“.

Bei Nacht sind alle Katzen grau, auf dem Catwalk aber nicht. Catwalks. No Cat Walks. Jessica Tille hat sich für ihre Ausstellung “No Cat Walks” in den Live Lab Studios vom Kollektions-Archiv der Modedesignerin und Live-Lab-Studios-Gründerin Stephanie Hahn inspirieren lassen. Der Showroom wird zum Parcours, in dem das Echo der Catwalk-Shows nachhallt; eine Installation im Raum, begleitet von einer Sound- und zwei Videoarbeiten, aktiviert durch Performer*innen. Schnurren, surren, Feed, Fütterung, real, artifiziell, im Stream.

WANN: Die Ausstellung “No Cat Walks” von Jessica Tille läuft bis Donnerstag, den 8. September. Die Live-Aktivierung der Installation findet am Mittwoch, den 7. September, von 18 bis 21 Uhr statt.
WO: LIVE LAB STUDIOS, Fürstenwall 66, Düsseldorf.

Lennart Mink Weber etta dc open gallerytalk
Lennart Mink Weber: Schiffer (Detail), 2021, Credits: Jacob Lambert.

Jemand möge den unauflösbaren Widerspruch auflösen – oder es lassen. Lennart Mink Weber entzieht sich mit “I Can’t Tell A Hawk From A Handsaw” im Ausstellungsraum etta eindeutiger Interpretation. Mit Nieten und Nadelstreifen skizziert er den Sternenhimmel für “Lonely Planet Boy”, erinnert mit Kunststoffknoten an eine raue Nacht. Seine Objekte hinterlassen einen Eindruck, vor allem den Eindruck, nur ausschnitthaft zu erfahren, worum es im Ganzen gehen könnte. Absichtlich unfertig und damit vielleicht vollständig perfekt.

WANN: Die Ausstellung “I Can’t Tell A Hawk From A Handsaw” von Lennart Mink Weber läuft bis zum 14. Oktober.
WO: etta, Bastionstr. 5 40213 Düsseldorf.

Eine Skulptur von Andreas Schmitten: wie zwei weiße Löffel ineinander verkeilt auf einem Sockel.
Andreas Schmitten: Tochter, 2022, Bronze, Lack, Cortenstahl, Stahl, Skulptur: hbt 222 x 58 x 88 cm Sockel h 47, ø 93 cm © Studio Andreas Schmitten, Courtesy SCHÖNEWALD, Foto: Michael Richter.

Was trennt den Menschen vom Raum? Was auch immer es sein mag, Andreas Schmitten umkreist es. Er inszeniert mithilfe von Strategien aus Politik, Popkultur, Religion und Warenwelt. Anziehend glänzend, abstoßend steril wirken seine Skulpturen wie vertraute Fremdkörper. Ihre makellosen Oberflächen verweisen auf ein besonderes Maß an Präzision im Konzeptions- und Produktionsprozess. Diese Arbeitsweise stellt die Ausstellung “Einst, den Anderen …” nun heraus. Nachdem Schmitten zuletzt mit raumgreifenden Arbeiten präsent war, zeigt Schönewald seine Rückbesinnung auf die Arbeit am Modell.

WANN: Die Ausstellung “Einst, den Anderen …” von Andreas Schmitten läuft bis zum 8. Oktober.
WO: Schönewald, Lindenstraße 182, Düsseldorf.

Via Lewandowsky.

Wo “bedeutungslos” dransteht, muss nicht “bedeutungslos” drin sein. Bei Via Lewandowsky ist es zwar genau so, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem “bedeutungslos” buchstabierenden Neon-Schriftzug durchaus um eine Arbeit von Bedeutung handeln könnte. Ein Kopfknoten “auf den Punkt gebracht” – so wie die verkrumpelte Leucht-Edition mit eben jenem Namen. “ohne Worte” heißt Lewandowskys Ausstellung in der Galerie Ute Parduhn und doch kommt sie ohne Wörter nicht aus. Das Wort zieht sich als Motiv durch Lewandowskys Werk. Selten beschreibt es, was ist, öfter verweist es auf eine Vielzahl von Bedeutungsebenen. Das kann man so ganz unkompliziert stehen lassen oder kompliziert darüber nachdenken. Beides ist erlaubt.

WANN: Die Ausstellung “ohne Worte” von Via Lewandowsky läuft bis zum 28. Oktober.
WO: Galerie Ute Parduhn, Kaiserswerther Markt 6a, Düsseldorf.

Hier haben wir unsere Tipps für DC Open in Köln gesammelt. Das gesamte Programm zu DC Open gibt’s online.

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